GK102 - Die Rückkehr des Samurai
frischen Eindruck.
Tiffany hatte uns versprochen, Cromwell nicht zu schocken, und so würde der sympathische Junge wohl nie erfahren, was für eine grauenvolle Erscheinung er gewesen war.
Über all die Ereignisse hatte ich den Aktenkoffer völlig vergessen, den ich von der Dschunke des Wertigers mitgenommen hätte.
An diesem sonnenüberfluteten Vormittag fiel er mir wieder ein.
Der Tag war schwül. Man spürte die Äquatornähe diesmal stärker als sonst.
Ich holte den Koffer und kramte eine ganze Stunde darin herum.
Ich fand Rechnungen, Geschäftsbriefe, ein Adressbuch, ein Telefonbuch, Visitenkarten und dergleichen mehr.
Eine Adresse, mit Kugelschreiber auf ein Stück Papier gekritzelt, machte mich auf einmal stutzig.
Es war nicht die Adresse, die in meinem Kopf die Alarmglocke zum Schrillen brachte.
Es waren die Initialen, die darüber standen.
A. J.
Abraham Jacobs.
A. J. Das konnte nur Abraham Jacobs heißen.
Ich stieß ein Freudengeheul aus. Cromwell, Tiffany und auch Silver mussten denken, ich hätte in dieser Sekunde den Verstand verloren.
Es machte mir nichts aus.
Die ganze Welt konnte mich meinetwegen für verrückt halten.
Ich hatte endlich die Adresse von Abraham Jacobs gefunden.
Nun wusste ich, wo ich das Bildnis des Samurai finden konnte.
Ich holte sofort meine beiden Flammenwerfer.
Als ich auf die Terrasse zurückkehrte, stand ein alter, gebückter Mann mit roten Haaren und einem rötlichen Schnauzbart neben Mr. Silver.
»Sie wünschen?«, fragte ich ziemlich schroff. Ich hatte keine Zeit zu verlieren.
»Sind Sie Mr. Ballard?«
»Der bin ich. Was wollen Sie? Sagen Sie es schnell! Ich habe es sehr eilig.«
»Ich soll ihnen eine Nachricht überbringen.«
»Geben Sie her.«
»Nicht schriftlich, sondern mündlich.«
»Von wem ist die Nachricht?«
»Von einem Amerikaner.«
Ich dachte sofort an Abraham Jacobs.
»Was ist das für eine Nachricht?«, fragte ich gehetzt.
»Ich soll Ihnen sagen, dass sich Wara noch heute um Sie kümmern wird.«
Ich schaute Mr. Silver an. Aber der hob nur die Schultern. Er wusste nicht, ob dieser Rothaarige ein Dämon war oder nicht.
»Ach nein!«, sagte ich spöttisch. »Wara wird sich noch heute um mich kümmern?«
»Das hat der Mann gesagt. Wissen Sie Bescheid, Mr. Ballard?«
Ich nickte grinsend.
»O ja. Ich weiß nun Bescheid.«
Der Fremde zuckte die Achseln.
»Na, dann ist mein Auftrag ja erfüllt.«
»Einen Moment noch!«, sagte ich und trat schnell zwei Schritte näher an den Mann heran.
»Ja, Mr. Ballard?«
»Was soll die Maskerade?«, fragte ich schneidend.
»Welche Ma…«
In diesem Moment traf ihn meine Faust mit dem magischen Ring voll ins Gesicht.
Er taumelte zurück - und verwandelte sich!
Und was ich nun vor mir hatte, war Abraham Jacobs!
***
Silver glotzte den Amerikaner verdattert an. Er hatte nicht gespürt, dass ein Dämon neben ihm stand.
Jacobs stieß nun einen grellen Schrei aus. Und noch während dieses Schreis verschwammen seine Züge erneut und wurden zu einem japanischen Gesicht.
Die zweite Hälfte des Schreis wurde bereits von Yorimoto Wara ausgestoßen, der sich nun schwertschwingend auf mich stürzte, um mir den Kopf mit einem gewaltigen Streich von den Schultern zu schlagen.
Ich sprang zwischen den Hieben geschickt hin und her.
Das surrende Schwert verfehlte mich immer nur um Haaresbreite.
Tiffany und Cromwell hatten die Terrasse zum Glück sofort fluchtartig verlassen.
Mr. Silver versuchte in den Zweikampf einzugreifen.
Aber der dämonische Samurai verstand sein Schwert verdammt gefährlich zu führen.
Auch gegen zwei Angreifer konnte er sich hervorragend behaupten.
Zweimal wäre es diesem umherwirbelnden Teufel beinahe gelungen, mich mit seinem blitzenden Schwert zu durchbohren.
Jedes Mal hatte mich nur ein reaktionsschneller Sprung vor dem Schlimmsten bewahrt.
Nun war Mr. Silver hinter dem Samurai.
Er wuchtete nach vorn. Seine Arme umklammerten den Dämon.
Aber Silver war nicht stark genug. Er hatte all seine Kraft an John Cromwell abgegeben.
Trotzdem konnte es reichen.
Wir hatten eine kleine Chance.
Ich nützte sie unverzüglich.
Blitzartig federte ich auf den keuchenden, fluchenden Samurai zu.
Yorimoto Wara brüllte mir unzählige Verwünschungen entgegen.
Ich schmetterte ihm meinen magischen Ring ans Kinn.
Das Fleisch dort brach auf, und ich sah den blanken Knochen.
Ich schlug noch einmal zu.
Diesmal traf ich seine Schläfe.
Er sackte in Mr. Silvers Armen ohnmächtig
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