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GK112 - Der Geist der Serengeti

GK112 - Der Geist der Serengeti

Titel: GK112 - Der Geist der Serengeti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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begreifen, dass ich mich in einer jammervollen Lage befand.
    Ich machte mir nichts vor. Kein Glas der Welt kann den Prankenhieb solcher Löwen verkraften.
    Aber noch schlimmer war das Zelttuch des Daches. Dieses Tuch dort oben war sozusagen meine Achillesferse.
    Falls es die Löwen dort oben versuchen sollten, würden sie hinaufspringen, fielen sie mir unweigerlich auf den Kopf.
    Die beiden männlichen Löwen flankierten den Rover zu beiden Seiten mit ihrer ungeheuren Majestät. Sie sahen scheinbar hochmütig und gelangweilt aus.
    Aber innerlich waren die beiden bestimmt genauso aufgeregt wie ich.
    Allerdings aus einem ganz anderen Grund als ich.
    Ihre Augen redeten eine andere Sprache als ihre Haltung.
    Und plötzlich sah ich ganz deutlich, dass sie mich angreifen wollten.
    Da galoppierten mehrere Zebras unweit von uns über die Straße.
    Ich hielt den Atem an.
    Wofür würden sich diese Bestien nun entscheiden? Für mich oder für die Zebras?
    Der größte Löwe wandte sich um.
    Und plötzlich jagte er pfeilschnell hinter einem der gestreiften Tiere her.
    Als das Zebra bemerkte, dass es verfolgt wurde, war es bereits rettungslos verloren.
    Der Löwe schnellte hoch und riss das Tier im kraftvollen Sprung.
    Die anderen Bestien folgten ihm.
    Sie stürzten sich ebenfalls auf die Beute, und ich musste mit Schaudern daran denken, dass beinahe ich ein solches Ende genommen hätte.
    Ich sah, wie das Zebra noch mit den Hufen ausschlug, wie es noch zuckte, bis es endlich tot war.
    Dann rissen die Bestien dem Zebra den Bauch auf und wühlten ihre Schnauzen in das warme, blutige Fleisch.
    Mir lief es heiß und kalt den Rücken hinunter.
    Ich befürchtete, dass die Biester nach der Vorspeise noch mal zu mir zurückkehren könnten, und tastete mit fiebernden Fingern nach dem Zündschlüssel.
    Der Anlasser orgelte auf.
    Die Löwen hoben die Köpfe.
    Der Motor kam.
    Ich trat aufs Gas und trachtete, so schnell wie möglich von hier fortzukommen.
    Erst als ich keine von diesen senffarbenen Mähnen mehr sehen konnte, wagte ich aufzuatmen.
    ***
    Tausende von Flamingos bildeten eine wogende Fläche schimmernden Rosas.
    Giraffen weideten in der Steppe.
    Ich sah den Manyra-See und wusste, dass ich es nun bald geschafft hatte.
    Die Straße erklomm den Rand des Ostafrikanischen Grabens.
    Ich überblickte fünf verschiedene Vegetationen. Salzsteppen und Sumpfdickichte am See, Trocken- und Feuchtsavannen mit Galeriewäldern und den Wald, der die Hänge der Berge bedeckte.
    Der Abend senkte sich auf die unberührte Natur herab.
    Ich schaltete die Scheinwerfer ein.
    Nur noch wenige Kilometer bis nach Arusha.
    Ich wusste von dem Motel, in dem Lance mit seinen Freunden wohnen wollte.
    Er hatte es mir auf seiner Spezialkarte gezeigt, ehe er abgereist war.
    Nur noch wenige Kilometer. Dann war ich am vorläufigen Ziel meiner Reise angelangt.
    Ich war froh darüber, denn ich fühlte mich wie gerädert. Wer durch Afrika fährt, hat damit zu rechnen, dass er für jeden Kilometer doppelt so lang braucht wie in seiner technisierten Heimat.
    Ich hatte restlos genug.
    Ein Wald. Nicht besonders groß. Finster. Beinahe feindselig. Die Kronen der Bäume waren flach wie Schirme.
    Ich vermutete, dass Arusha gleich dahinter liegen würde.
    Plötzlich erschreckte mich ein Knirschen.
    Ich riss den Kopf zur Seite und sah einen Baum kippen.
    Krachend, junge Bäume mit sich reißend, fiel er um. Genau auf die Straße zu.
    Donnernd legte er sich quer darüber.
    Ich trat blitzschnell auf die Bremse und hatte ungeheures Glück, den Rover noch vor dem dicken Baumstamm zum Stehen zu bringen.
    Ich stieß einen zornigen Fluch aus.
    Eine gewaltige Staubwolke hüllte meinen Wagen ein.
    Ich presste die Kiefer aufeinander.
    Es befremdete mich, dass dieser verdammte Baum ausgerechnet jetzt umgefallen war.
    Und ausgerechnet über die Straße. Ausgerechnet in dem Moment, in dem ich des Weges kam.
    Das war mir einfach zu viel der Zufälle.
    Ich schaute mich um.
    Hatte mir ein verrückter Elefant diesen Streich gespielt?
    Ich konnte keinen sehen und keinen hören.
    Wer sonst hatte den Baum umgeworfen?
    Dieses Monstrum konnte doch nicht von alleine umgefallen sein.
    Wütend stieß ich die Tür auf und kletterte aus dem Wagen.
    Was tun?
    Ich überlegte, ob ich den mächtigen Baum irgendwie umfahren könnte.
    Die Scheinwerfer, strahlten den gestürzten Urwaldriesen an. Ich kletterte über ihn hinweg. Eine Schlange ringelte sich hastig davon.
    Plötzlich gewahrte ich eine Bewegung.

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