GK112 - Der Geist der Serengeti
er genau der richtige Mann gewesen.
Ich blickte auf meinen magischen Ring mit dem schwarzen Stein. Er hatte mir das Leben gerettet.
Ein nervöses Lächeln zuckte um meinen Mund.
»Ganz so hilflos, wie die denken, bist du doch nicht, Tony Ballard!«, knurrte ich.
Dann kehrte ich zu meinem Rover zurück und fand eine Stelle im Dickicht wo ich den Baum mit Mühe umfahren konnte.
***
Als ich das Motel erreichte, begrüßte mich Mikumi.
Sein Blick gefiel mir nicht. Ich fand ihn von Anfang an unsympathisch.
Dass er, obwohl erst vierzigjährig, schon weißes Kraushaar hatte, fand ich äußerst verwunderlich.
Ich fragte ihn, ob ich ein Apartment haben könne.
Er sagte Ja.
Ich fragte ihn weiter, wo Jack Ryan untergebracht war.
Darauf musterte er mich mit seinen stechenden Augen wie einen Feind.
»Mr. Ryan, Sir?«, fragte er.
»Ich habe keinen Sprachfehler, also muss ich mich klar genug ausgedrückt haben. Oder habe ich das nicht?«
»Doch, doch, Sir.«
»Wo finde ich Ryan?«
Mikumi hob bedauernd die Schultern. »Sind Sie eigens seinetwegen von Dar es Salaam hierher gekommen, Mr. Ballard?«
»Könnte man behaupten«, sagte ich.
»Das tut mir aber leid.«
»Wieso?«
»Weil Mr. Ryan heute Nachmittag abgereist ist.«
»Das gibt's doch nicht!«
»Es ist aber so.«
Ich witterte, dass da etwas nicht stimmte. Ryan schickte mir doch kein Telegramm, um mich hierherzuholen und dann kurz vor meinem Eintreffen zu verschwinden.
»Wohin ist er abgereist?«, fragte ich.
»Keine Ahnung, Sir. Vielleicht zum Viktoria-See. Vielleicht hinüber nach Kenia. Ich kann es wirklich nicht sagen. Er hat kein Wort darüber verloren.«
Mikumi sagte nicht die Wahrheit. Ich sah es in seinen Augen, dass er mich schamlos belog.
Aber was hätte ich tun sollen?
Ich nickte und tat so, als würde ich ihm glauben.
Ganz nebenbei fragte ich nach Lance Selby und Zack Harlock.
Natürlich waren sie auch abgereist. Desgleichen Larry Just.
Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wohin diese Männer abgereist waren. Aber ich hielt meinen Mund und ließ mir von Mikumi mein Apartment zeigen.
Er wünschte mir einen angenehmen Aufenthalt. Und ich wünschte ihm im Geist die Pest an den Hals, weil er mich belogen hatte.
Aus welchem Grund? Warum vertuschte er das Verschwinden der Männer? Aus Angst um den guten Ruf seines Motels?
Das wäre ein Grund gewesen. Aber es gab auch noch andere Gründe.
Zum Beispiel diesen: Mikumi paktierte mit irgendwelchen Dämonen.
Wenn es so war, war ich sicher, es herauszufinden.
Ich schleppte mein Gepäck in mein Apartment und verfrachtete mich Augenblicke später unter die Dusche. Staub und Schweiß flossen in den Abfluss.
Hinterher fühlte ich mich wie neugeboren.
Ich kleidete mich in frische Wäsche.
Dazu wollte ich Musik machen und drückte auf den Radioknopf neben dem Bett.
Trommeln, Eingeborenengesänge…
Plötzlich ein Knirschen und Knistern.
Und dann eine Stimme, die geradewegs aus der Hölle zu kommen schien: »Ballard! Anthony Ballard!«
Ich schaute das Radio verblüfft an. Die Stimme kam aus dem Lautsprecher.
Es war aber nicht Mikumis Stimme. Die hätte ich wiedererkannt. Selbst wenn er sie verstellt hätte.
»Ich weiß, weshalb du nach Arusha gekommen bist, Ballard!«
Ich grinste frostig.
»Um so besser.«
»Es wird dein Tod sein, wenn du bleibst!«
»Das wollen wir doch erst mal sehen!«, knurrte ich.
»Ich bin Ngassa, und wenn du bleibst, werde ich dein Fleisch und deine Seele fressen, Anthony Ballard!«
Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, setzte sich Ngassa ab.
Ich hörte wieder die afrikanische Musik. Aber ich fand keinen Gefallen daran.
Ich hatte mit einemmal Sorgen.
Große Sorgen.
***
Der Boy brachte mir einen dreifachen Scotch on the rocks.
»Wie heißt du?«, fragte ich ihn.
»Ndutu, Sir.«
Der schmale Junge machte einen verschreckten Eindruck auf mich.
Er schien mir ehrlich zu sein. Deshalb war ich auch ehrlich zu ihm.
Ich sagte ihm, wer ich war und was ich hier wollte. Da taute er auf und gestand mir, dass er das Telegramm an mich abgeschickt hatte.
Wir verstanden einander auf Anhieb.
Er erzählte mir, dass er Mikumi im Auftrag von Selby bespitzelte. Er tat es immer noch, obwohl Lance spurlos verschwunden war.
Ich bat ihn, damit nicht aufzuhören.
Dass Mikumi ein übler Busche war, hatte ich sofort gewittert. Was er mit dem Verschwinden der Gäste zu tun hatte, wusste Ndutu mir aber nicht zu sagen.
Eines stand für den schlanken Massai jedenfalls fest: Jack
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