GK170 - Die mordenden Bilder
das keine weiteren Fragen offen ließ.
»Und nun zu Gibbson«, sagte ich, als Esslin seine Ausführungen beendet hatte.
Frank rümpfte die Nase. »Es ist kein großes Manko, ihn nicht zu kennen.«
»Hast du ihn persönlich gekannt?«
»Ja. Elma stellte ihn mir auf dem Trabrennplatz vor. Er pumpte die ganze Welt um Geld an. Hatte immerzu Schulden. War ein unverbesserlicher Spieler. Hatte er mal Geld in der Tasche, dann stopfte er die größten Löcher zu, und mit dem Rest ließ er die Puppen tanzen. So war es auch am Tag seines Todes. Er ließ eine feuchtfröhliche Party in seiner Wohnung steigen. Kleiner Rahmen. Sechs Personen. Es ging ziemlich fidel zu, bis er ganz plötzlich, von einem Herzschlag zum andern, den Verstand verlor. So sehen das jedenfalls seine Freunde.«
Ich kratzte mich nachdenklich hinter dem Ohr und massierte dann meinen Nacken. »Du bist der Meinung, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist, nicht wahr?«
»Er hat sich vor seinem Tod so seltsam benommen«, sagte Frank.
»Er bettelte um sein Leben, als würde ihn jemand angreifen.«
Ich schaute Mr. Silver an. Der nickte.
»Es gibt natürlich Dämonen, die man nicht sieht.«
»Gibbson hat seinen Mörder aber offenbar gesehen«, erwiderte ich.
»Klar«, sagte Silver. »Gibbson hat ihn gesehen, denn er war das Opfer. Aber die anderen sahen ihn nicht. Sie mussten den Eindruck haben, Gibbson hätte den Verstand verloren.«
Ich wandte mich an Frank. »Hat sich die Polizei der Sache angenommen?«
Esslin schüttelte den Kopf. »Weshalb denn? Gibbson starb eines ganz natürlichen Todes. Ohne Spuren von Gewaltanwendung. Das stellte der Doktor einwandfrei fest. Die New Yorker Polizei hat genug zu tun, Tony. Sie schaltet sich nicht ein, wenn das Herz eines Mannes einfach zu schlagen aufhört. Aber so simpel scheint mir die Sache nicht. Deshalb habe ich dich angerufen. Wenn in dieser Angelegenheit ein Dämon nachgeholfen hat, kann das nur einer herausfinden – du!«
»Kann ich die Namen von Gibbsons Party-Freunden haben?«
Frank nickte. Er erhob sich, begab sich in sein Arbeitszimmer, kam mit Bleistift und Papier wieder und begann zu schreiben.
»Und natürlich auch die dazugehörigen Adressen«, ergänzte ich meine Bitte.
Esslin kritzelte alles aufs Papier und schob es mir dann über den Tisch zu.
An der Haustür schellte es. Frank schaute uns an.
»Entschuldigt mich«, sagte er und ließ uns allein.
»Was sagst du zu seiner Story, Silver?«, fragte ich meinen Begleiter.
Der Hüne hob die muskulösen Schultern. »Ich denke, Franks Witterung ist richtig, Tony. Bei Gibbsons Tod ging’s nicht mit rechten Dingen zu.«
»Hast du schon eine Idee, wie sich die Sache abgespielt haben könnte?«, wollte ich wissen. Ab und zu durchschaute Mr. Silver die Schachzüge eines Dämons viel eher als ich. Doch diesmal musste er kopfschüttelnd passen.
Wir hatten nicht die Möglichkeit, weiter zu diskutieren. Frank kam wieder. Und er brachte einen lieben Gast mit.
Ich erhob mich mit einem erfreuten Lächeln. Auch Mr. Silver stand auf.
An Franks Seite stand ein sehr weibliches, ungemein reizvolles Geschöpf. Ein Mädchen, das den Puls jedes Mannes beschleunigte.
Frank nannte ihren Namen. Es war Elma Black.
Ich war von ihrer Schönheit mächtig beeindruckt und sagte ihr das auch. Sie lachte. Es klang melodisch. Ihre lebendigen Augen tasteten mich prüfend ab.
»Sie sind also Mr. Ballard«, stellte sie lächelnd fest.
»Enttäuscht?«
»Ganz und gar nicht«, erwiderte Elma. »Manchmal stellt man sich einen Menschen ganz anders vor, als er dann tatsächlich aussieht. Bei Ihnen trifft das nicht zu. Genauso habe ich Sie mir vorgestellt. Es scheint mir beinahe, als wären wir einander schon mal begegnet, Mr. Ballard.«
»Das könnte durchaus möglich sein. Ich komme viel in der Welt herum. Machen Sie mir die Freude, nennen Sie mich Tony, ja?«
»Dann müssen Sie mich aber Elma nennen.«
Ich nickte. »Abgemacht.«
Elma sagte, dass Frank ihr sehr viel von mir erzählt habe. Grinsend hob ich beide Hände und sagte: »Alles Lüge, Elma. In Wirklichkeit bin ich weit weniger schlimm.«
»Frank hat nur Gutes über Sie erzählt«, berichtigte mich die Tochter des Milliardärs.
Ich hob erstaunt eine Braue. »Ach so? Dann muss ich mich in Frank wohl geirrt haben.«
Wir setzten uns, nachdem ich dem hübschen Mädchen Mr. Silver vorgestellt hatte. Beeindruckt betrachtete sie sein Haar und seine Augenbrauen, die aus purem Silber waren. Er lächelte und
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