GK170 - Die mordenden Bilder
sich neben ihm auf. Eine unerklärliche Furcht bemächtigte sich Gibbsons. Er konnte sich nicht erklären, wie diese Aufnahme in seine Kassette geraten war.
Unverwandt betrachtete er das knöcherne Gesicht.
Der Sensenmann schlug Gibbson in seinen unheimlichen Bann.
Eine böse Kraft stieg aus den finsteren Augenhöhlen und übertrug sich auf Gibbson. Plötzlich raschelte das purpurne Gewand des Todes. Gibbson traute seinen Augen nicht, als er erkannte, dass sich die schreckliche Gestalt auf der Leinwand bewegte.
»Das… das gibt es doch nicht!«, presste er entsetzt hervor. »Das kann es doch nicht … das darf es doch nicht geben!«
»He, Barry!«, rief Mia.
»Sag mal, was ist denn?«, fragte Leo.
»Mach endlich weiter!«, drängte Georgie.
»Er denkt wohl, es ist besonders lustig, ‘ne leere Leinwand anzuglotzen«, kicherte Diana.
Eine leere Leinwand? dachte Gibbson verwirrt. Wieso denn leer?
Könnt ihr denn nicht sehen, was ich sehe? Seht ihr diesen unheimlichen Knochenmann nicht, der mich anstarrt, als wäre er mir nur deshalb erschienen, um mir das Leben zu nehmen! Seht ihr ihn nicht? Fällt euch nicht auf, dass er lebt?
»Das nächste Bild, Barry!«, rief Kullman. »Nun mach doch endlich!«
Ihr müsst ihn doch sehen! hämmerte es in Gibbsons Kopf. Oder bin ich verrückt geworden? Habe ich zu viel getrunken? Halluzinationen?
»Nun find ich das aber wirklich nicht mehr komisch!« ärgerte sich Mia.
»Barry, was ist denn mit dir?«, fragte Ireen.
»Macht doch mal Licht!«, rief Kullman.
Georgie Snow kämpfte sich hoch und machte sich auf die Suche nach dem Schalter.
In diesem Augenblick steigerte sich das Grauen ins Unermessliche. Gevatter Tod löste sich von der Bildfläche.
»Großer Gott, nein!«, brüllte Gibbson. Er sprang auf.
»Himmel, was hat er denn?«, kreischte Ireen erschrocken.
»Er macht Spaß!«, kicherte Diana.
»’n reichlich blöder Spaß!« ärgerte sich Mia. »Mit seinem Geschrei macht er einem richtiggehend Angst.«
Gibbsons Gesicht war kreidebleich. Er sah den Tod auf sich zukommen, war jedoch nicht in der Lage, irgendetwas zu seinem Schutz zu unternehmen. Gebannt blickte er in die düsteren Augenhöhlen der unheimlichen Erscheinung, die außer ihm niemand im Raum sehen konnte.
Jeder Schritt, den der gnadenlose Knochenmann machte, war von einem geisterhaften Rascheln begleitet. Das wallende Gewand berührte den Boden. Der Tod umfasste nun mit beiden Skeletthänden den Stiel der Sense.
Endlich fand Georgie Snow den Lichtschalter. Die Deckenleuchte flammte auf.
Kullman sah Gibbson. Der Mann zitterte am ganzen Leib. Sein leichenblasses Gesicht war schweißbedeckt. Er stand Todesängste aus.
»Der macht keinen Spaß, Leute!«, zischte Kullman beunruhigt.
»Er hat ‘nen Zacken weg!«, rief Georgie. »Er ist nicht mehr normal. Anscheinend sieht er etwas, das es nicht gibt. Sag mal, Leo, ist er ‘n Fixer?«
»Nein!«, stammelte Gibbson. »N-nein! Bitte nnicht! Verschone mich! Ich flehe dich an! Um alles in der Welt…!«
Barry Gibbson wankte mit hochgehobenen Armen zurück. Die anderen vermuteten, dass er sich angegriffen fühlte.
Ireen wich zur Seite. Mia und Diana drängten sich aneinander.
»Man müsste ihm eine runterhauen!«, blaffte Georgie Snow. »Damit er wieder auf den Teppich kommt!«
Gevatter Tod hob die Sense. Ein gnadenloser Schnitter, der gekommen war, um einen Menschen mitten aus dem Freundeskreis dahinzuraffen. Gibbson wusste instinktiv, dass er verloren war, dass er diese haarsträubende Begegnung nicht überleben würde.
Er faltete in seiner grenzenlosen Verzweiflung die Hände und fiel auf die Knie. Wimmernd bettelte er um sein Leben. Doch der Tod schenkte seinen Gebeten kein Gehör.
Mit einem gewaltigen Schwung und mit großer Kraft führte der Knochenmann mit seiner Sense den entscheidenden Schnitt.
Gibbson sah das blitzende Metall auf seinen Hals zusausen. Er stieß einen grellen Schrei aus. Die Augen traten weit aus ihren Höhlen. So empfing er den vernichtenden Streich.
Kullman, Snow und die Mädchen, folgten entsetzensstarr dem einseitigen Schauspiel, für das sie keine Erklärung fanden.
Als die unsichtbare Sense Gibbsons Hals traf, hatte Kullman den Eindruck, Blut an Barrys Kehle austreten zu sehen. Mehr noch. Es schien ihm, als wäre Gibbsons Hals waagrecht durchgeschnitten worden.
Entsetzt presste er die Augen zu. Als er sie wieder öffnete, konnte er kein Blut mehr sehen. Nicht die geringste Verletzung war an Gibbsons Hals zu
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