GK170 - Die mordenden Bilder
uns?«
»Ich glaube nicht, Tony.«
»Was heißt, du glaubst nicht?«
»Das heißt, dass ich es nicht weiß!«, zischte Silver unruhig.
»Schließ endlich auf!«
Ich nickte und schob den Yale-Schlüssel ins Schloss. Gleich darauf schwang die Tür zur Seite.
Ich wollte eintreten, doch Silver hielt mich zurück.
»Warte!«, raunte er mir zu.
Es war noch gar nicht so lange her, da hatte Mr. Silver über ein ausgezeichnetes Dämonen-Radar verfügt. Sein untrüglicher Instinkt hatte uns stets vor der Nähe eines Feindes aus der Unterwelt gewarnt. Selbst wenn sich ein Dämon im Körper eines Menschen verborgen hatte oder als Mensch aufgetreten war, konnte Silver ihn entlarven.
Doch seit geraumer Zeit wollte es damit nicht mehr so recht klappen. Er war unsicher geworden. Auch ein Zeichen seiner inneren Wandlung.
Er versuchte sich mit geschlossenen Augen zu konzentrieren. Er öffnete seine Sensoren und lotete die vor uns liegende Wohnung aus.
»Nun?«, fragte ich.
Er entspannte sich und hob die Schultern.
»Ganz sauber ist diese Wohnung jedenfalls nicht!«, knurrte Mr. Silver. »Lass mich zuerst eintreten!«
Ich bemerkte, dass sich seine Finger mit einer silbrigen Schicht überzogen hatten. Das bedeutete, dass er seinen Körper auf Abwehr eingestellt hatte.
Wenn er wollte, konnte er vom Scheitel bis zur Sohle zu hartem Silber werden. Dies war nur eine von jenen verblüffenden Fähigkeiten, die er beherrschte.
Er gab mir ein Zeichen. »Komm, Tony.«
Nun betrat auch ich die Wohnung. Behutsam schloss ich die Tür hinter mir. Ich spürte, wie sich meine Nerven spannten. Vielleicht war es unsinnig, den Colt Diamondback aus der Schulterhalfter zu ziehen, aber ich machte es.
Wir durchstreiften die leere Wohnung. Bisher hatte Mr. Silver noch nichts gewittert. Aber als wir ins Wohnzimmer traten, blieb er so plötzlich stehen, dass ich gegen seinen harten Rücken stieß.
Ich schaute mich um.
Die Party, von der Frank uns erzählt hatte, musste hier drinnen stattgefunden haben. Jemand hatte aufgeräumt. Es gab keine Party-Spuren mehr.
Mein Begleiter streckte seine silbrige Hand aus. Er wies auf den Teppich. »Hier ist es geschehen. An dieser Stelle ist Barry Gibbson gestorben.«
»Eines natürlichen Todes?«, wollte ich wissen.
Mr. Silvers Miene wurde hart. Er schüttelte heftig den Kopf.
»Nein, Tony. Hier waren die Mächte des Bösen am Werk.«
»Versuch herauszufinden, wie es geschah«, verlangte ich von meinem Freund.
Manchmal klappte das. Silver versetzte sich sofort in tiefe Trance.
Vor Hunderten von Jahren war es ihm spielend möglich gewesen, zu jedem beliebigen Moment eine Zeitreise anzutreten, doch das klappte heute nur noch in den seltensten Fällen, und die Konzentration, die er dafür aufbringen musste, schwächte ihn jedes Mal enorm.
Ich beobachtete, wie die silbrige Schicht über seinen Körper kroch.
Er strengte sich so gewaltig an, dass er heftig zu zittern begann. Er versuchte sich zum Todestag Gibbsons zurückzukatapultieren.
Sein Atem ging stoßweise. Er begann zu röcheln. Seine Wangen blähten sich. Tierhafte Laute entrangen sich seiner Kehle.
Ich konnte sicher sein, dass er alle seine übernatürlichen Kräfte einsetzte, um sein Ziel zu erreichen, selbst auf die Gefahr hin, dass er danach an einem Schwächeschock zugrunde ging.
Alle Anstrengungen fruchteten nicht.
Der Versuch misslang.
Silver öffnete die Augen. Er wankte. Seine Knie wurden weich. Ich musste ihn stützen.
Hastig zog ich einen Stuhl heran. Silver setzte sich. Sein Körper war eiskalt. Und seine Glieder waren so schlaff wie die eines Toten.
Er benötigte fünfzehn Minuten, um sich einigermaßen von den gigantischen Anstrengungen zu erholen. So lange hatte es noch nie gedauert. Ich machte mir Sorgen um meinen Freund und bat ihn, dieses Experiment in naher Zukunft nicht zu wiederholen.
Sobald er sich wieder besser fühlte, verließen wir Barry Gibbsons Wohnung.
Nun wussten wir es sicher: Elmas Cousin war von einem Dämon getötet worden.
***
Leo Kullman schlug mit der flachen Hand auf die Kruppe des hochbeinigen Hengstes. Der Fuchs schnaubte durch die Nüstern. Das Tier dampfte. Kullman hatte es beim Training tüchtig hergenommen.
Lächelnd übergab er dem Stallburschen die Zügel. »Und nun tüchtig abschrubben. Dann ‘ne Decke drüber, damit sich das Prachtstück nicht erkältet.«
Der Stallbursche, ein dürrer Kerl mit abstehenden Ohren, grinste.
»Ist verdammt gut in Form der Teufel, was?«
»Kann man
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