GK175 - Dämonenhochzeit
nicht enden wollenden Schrei aus, während er – wie von einer Kanone abgefeuert – mir entgegensauste.
»Paß auf, Tony!« schrie Mr. Silver.
Ich kämpfte mich atemlos hoch. Der Schädel wollte mir seine scharfen Zähne in den Hals schlagen, mir die Schlagader durchbeißen. Ich wippte zum Glück schnell genug zur Seite, um das zu verhindern. Es war ein Reflex, als ich meine rechte Hand abwehrend hochriß. Dabei krampften sich meine Finger ganz von selbst zur Faust zusammen. Mein Ring traf den schrecklichen Schädel. Ich hörte einen ohrenbetäubenden Knall. Der Totenkopf zerplatzte wie ein Luftballon, in den man eine Nadel sticht, und war nicht mehr zu sehen.
Mir flatterten die Knie. Die Sache hätte auch anders ausgehen können.
»Unser Boot ist leck!« rief Mr. Silver. Ich hatte es soeben selbst bemerkt. Wir begannen zu sinken. Ich lief die Korallenbank mit Vollgas an. Zur Hölle mit dem Boot. Es war nicht wichtig. Für mich zählte in diesem Moment nur eines: Vickys Leben! Sie durfte es nicht an Ximbarro verlieren.
Als wir die Insel erreichten, wußten wir, daß wir mit unserem Boot von hier nicht mehr wegkommen würden. Es lief auf Grund auf. Wir kämpften uns durch das Wasser, erreichten den Strand, keuchten der Zederngruppe entgegen – und dann entdeckten wir den Abgang in Ximbarros Höllenreich. Mr. Silver blieb stehen. Er war erregt. Ich konnte es deutlich sehen. Seine Haut hatte sieb, in einen glitzernden Silberfilm verwandelt.
»Was ist?« fragte ich aufgewühlt. »Vicky ist diesen Weg gegangen! Wir müssen hinterher…«
»Warte!« sagte Silver.
»Ich habe keine Zeit mehr, Silver!« preßte ich erregt hervor. Schweiß stand mir auf der Stirn.
»Wir wissen nicht, was uns dort unten erwartet, Tony!«
»Es ist mir egal!«
»Wir kennen Ximbarros Macht nicht. Vielleicht bin ich ihm nicht gewachsen. Du weißt, ich bin nicht mehr so mächtig, wie ich es einmal war. Möglich, daß ich Ximbarro unterliege…«
»Silver, es ist jetzt nicht die Zeit, lange Überlegungen anzustellen!« stieß ich nervös hervor. »Wir müssen handeln. Und zwar auf der Stelle.«
»Wenn Ximbarro mich besiegt, kannst du für Vicky nichts mehr tun, Tony.«
»Ich laß mich von dir nicht mehr länger aufhalten, Silver!« keuchte ich.
Mr. Silver streckte mir seine Hand entgegen. »Gib mir deinen magischen Ring, Tony. Wenn ich ihn trage, wird er die Kräfte, über die ich verfüge, vervielfachen. Dein Ring wird mich Ximbarro ebenbürtig machen. Ich denke, daß wir ihn auf diese Weise vernichten können.«
Wenn ich meinen Ring hergab, war ich vollkommen schutzlos. Es war mir egal. Ich wollte, daß endlich etwas zu Vickys Rettung geschah. Mochte die Gefahr, in die ich mich begab, noch so groß sein, wenn ich dadurch Vicky aus den Klauen dieses Dämons befreien konnte, war mir kein Risiko zu hoch. Bedenkenlos riß ich mir den magischen Ring, der mich so viele Jahre vor den Ausgeburten der Unterwelt beschützt hatte vom Finger. Silver sollte ihn tragen. Wir durften nichts unversucht lassen, um Ximbarro überlegen zu werden.
Mr. Silver steckte den Ring an seinen Finger.
Wir hasteten auf die finstere Öffnung zu. Vor uns lag eine Treppe, die tief hinab führte. Ihr Ende war nicht zu erkennen. Silver lief die Stufen vor mir hinunter. Die lebenden Wandzeichnungen versuchten ihn und mich anzugreifen. Mr. Silver löschte sie mit einem einzigen Handstreich aus. Wir liefen, liefen, liefen. Ich hatte den Eindruck, daß wir bald den Mittelpunkt der Erde erreicht haben müßten. Und dann kam das Ende der Treppe.
Ich sah Vicky reglos auf einem kniehohen Altar liegen. Sie war nackt. Diese ekelhaften, bleichgesichtigen Kerle fingerten an ihr herum. Blinder Haß packte mich. Ich stieß einen grellen Wutschrei aus, der sich an den Wänden des unterirdischen Raumes brach und als zitterndes Echo zurückkam. Ximbarros Ebenbilder fuhren herum. »Bleib hinter mir, Tony!« sagte Mr. Silver hastig. Ich wollte nicht auf ihn hören. Da ergriff er meinen Arm. Seine Hand war hart geworden. Sie bestand jetzt aus purem Silber. Und doch vermochte er die Finger zu bewegen. Sein Griff tat mir weh. Er riß mich zurück. Die vier Dämonendiener stürmten uns entgegen. Mr. Silver wußte, daß man diese Teufelsknechte mit Feuer vernichten konnte. Und er verfügte über dieses Feuer. Ich sah das zum erstenmal. Es war furchterregend. Silver stand reglos da. Er wartete, bis die vier Ximbarro-Sklaven nahe genug herangekommen waren. Dann weiteten sich mit einemmal
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