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GK181 - Der Spinnenmann

GK181 - Der Spinnenmann

Titel: GK181 - Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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mußte? Er hörte das Ticken einer Uhr, vernahm das Tropfen des Wasserkrans in der Küche, hörte das Brummen des Kühlschranks. Alles vertraute Geräusche. Sie gehörten ins Haus wie Selby selbst. Was war es aber, das ihn beunruhigte — um nicht zu sagen: ängstigte?
    Unschlüssig saß der Parapsychologe an seinem Schreibtisch. Er wußte, daß er nicht Weiterarbeiten konnte, solange er sich nicht Gewißheit verschafft hatte, daß im Haus alles in Ordnung war, daß ihm seine überanstrengten Nerven bloß einen harmlosen Streich gespielt hatten.
    Jetzt war er entschlossen. Er erhob sich mit einem schnellen Ruck. Der Stuhl wurde von Selbys Kniekehlen zurückgeschleudert. Der Parapsychologe ging um seinen Schreibtisch herum und auf die offene Tür zu.
    In der Tür blieb er stehen. Sein Schatten fiel nach draußen. Erneut lauschte er in die Stille hinein. Dann griff er nach dem Lichtschalter.
    Und da passierte es.
    Unwahrscheinlich schnell flog der schwarze Körper auf den Professor zu.
    Ehe Selbys Hand den Lichtschalter erreichte, krachte etwas auf seinen Kopf.
    Er verlor schlagartig das Bewußtsein und kippte seufzend nach hinten weg.
    ***
    Selby erwachte und konnte nichts sehen.
    Er hatte keine Ahnung, wohin Clips Sardo ihn verschleppt hatte. Der Spinnenmann hatte sich den Parapsychologen, gleich nachdem dieser zu Boden gegangen war, auf die Schulter geladen und hatte mit ihm das Haus unbemerkt verlassen. Es gab einen bezugsfertigen Neubau in Paddington, in dem noch kein Mensch wohnte. Hierher schaffte Clips Sardo den Professor. Einundzwanzig Stockwerke hatte das Gebäude. Sardo brachte den gekidnappten Parapsychologen in der obersten Wohnung unter. Da Sardo nicht die Absicht hatte, von nun an ständig bei Selby zu bleiben und diesen zu bewachen, fing der Spinnenmann sogleich damit an, sein Opfer vollständig mit einem Gespinst, einem Kokon, zu umgeben.
    In diesem allseitig geschlossenen Gebilde befand sich Selby nun. Es war ihm unmöglich, sich allein davon zu befreien. Solange es Clips Sardo wollte, würde der Parapsychologe nun sein Gefangener bleiben. Selby brauchte zehn Minuten, um zu begreifen, worin er sich befand. Der Kokon umschloß ihn wie eine zweite Haut. Selby ließ nichts unversucht, um freizukommen. Doch alle seine Bemühungen fruchteten nicht.
    Schweißüberströmt und völlig ermattet gab er auf.
    Er horchte. Niemand war bei ihm.
    Die Tatsache, daß der Spinnenmann ihn nicht geknebelt hatte, verriet Lance Selby, daß er sich hier die Lunge aus dem Hals schreien konnte, ohne daß ihn jemand hörte.
    Selby versuchte den Schachzug des Spinnenmanns zu verstehen.
    Ein gerissener Bursche war das. Er hatte sich das Trumpf-As in den Ärmel geschoben. Jetzt konnte Tony Ballard ausspielen, was er wollte — der Spinnenmann konnte ihn in jedem Fall überstechen!
    ***
    November! Und doch war ich total verschwitzt. Gleich nachdem ich zu Hause gekommen war, stellte ich mich unter die Dusche. Das tat gut. Ich war so müde, daß ich unter der warmen Brause beinahe eingeschlafen wäre. Nachdem ich frische Wäsche am Leib hatte, fühlte ich mich etwas wohler. Im Vorbeigehen drehte ich den Fernsehapparat auf. Ich setzte mich aber nicht vor die Flimmerkiste, sondern begab mich in die Küche und machte mir da ein paar Würstchen. Nach dem Essen trank ich Ingwerbier. Im Fernsehen lief immer noch die alte Show. Ich schaltete auf einen anderen Sender. Da lief ein Film mit Paul Newman: Der Wildeste unter tausend. Ich schaltete ab, als Newman versuchte, die Haushälterin zu vergewaltigen.
    Mein Blick fiel auf die Wanduhr. Es war noch nicht zu spät, um einen Sprung zu Lance hinüber zu machen. Ich wollte mit ihm ein bißchen über mein Problem quasseln. Er war der beste Zuhörer weit und breit für mich. Obendrein interessierte auch er sich — als Fachmann — für den Spinnenmann. Ich riß einen dicken Pullover aus dem Schrank und zog ihn mir über den Kopf, dann stürmte ich aus dem Haus. Drüben klingelte ich: SOS… Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Das hieß, daß ich es war, der Einlaß begehrte: Tony Ballard. Obgleich ich Licht gesehen hatte, kam niemand, um mich einzulassen. Wollte mich Lance heute nicht sehen, oder hatte er beim Weggehen vergessen, das Licht abzudrehen? Nicht Lance. Jeder andere ja. Aber nicht Lance. So etwas vergaß er nie.
    Ich wollte noch einmal nach der Klingel greifen, da fiel mir auf, daß die Tür nicht ganz geschlossen war. Fünf Millimeter fehlten! Verräterische fünf

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