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GK181 - Der Spinnenmann

GK181 - Der Spinnenmann

Titel: GK181 - Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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kaum mal gegeben hatte. Heute ist es die große Mode. Sogar die Höllengünstlinge bedienten sich nun schon dieses hundgemeinen Tricks. Ich ballte die Fäuste und knirschte mit den Zähnen. So ohnmächtig hatte ich mich noch nie gefühlt. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren. Was tun? Stillstehen, wie der Spinnenmann es verlangt hatte, kam für mich nicht in Frage. Ich wollte die Sache jetzt erst recht vorantreiben. Aber wie mußte ich vorgehen? Der Vorteil des Spinnenmannes lag auf der Hand. Er wußte, wer ich war und wo ich wohnte. Aber was wußte ich von ihm? Er konnte mich jederzeit beschatten, konnte mich überprüfen, sehen, ob ich seinen Anweisungen zuwiderhandelte. Und ich wußte nicht einmal, wie er aussah. Daß er sich an meinem Freund vergreifen würde, stand für mich außer Zweifel. Kerle wie er machen keine leeren Drohungen.
    Mitten in mein geistiges Wirrwarr hinein schrillte das Telefon.
    Ich erstarrte.
    Noch einmal der Spinnenmann?
    Ein Kloß saß mir auf einmal im Hals. Meine Handflächen waren feucht. Ich wischte sie in der Hose ab und griff zoghaft nach dem Hörer.
    »Ballard.«
    Am anderen Ende der Leitung war Chief-Superintendent Neal Hopkins. Ich wußte nicht, ob das ein Grund war, erleichtert zu sein. Eigentlich hätte ich ihm nun das Angebot machen müssen, auch mir den Fall »Spinnenmann« wegzunehmen. Der Verbrecher hatte mir soeben mit einem einzigen Anruf Arme und Beine gebunden.
    »Ich will Ihnen keineswegs lästigfallen, Mr. Ballard«, sagte der Yard-Chef freundlich. »Ich möchte mich nur — aus rein persönlichem Interesse, das ich an diesem Fall habe — erkundigen, ob Sie schon einen Schritt weitergekommen sind. Gibt es bereits irgendwelche konkrete Spuren, die Sie verfolgen?«
    Was sollte ich tun?
    Hopkins die Wahrheit sagen?
    Das schien mir nicht der richtige Weg zu sein. Er und sein ganzer Scotland-Yard-Apparat konnten Lance Selby genausowenig helfen wie ich. Wenn ich Hopkins also von dem Kidnapping erzählte, verschlimmerte ich damit automatisch die ohnedies schon nicht rosige Lage meines Freundes. Hopkins hätte veranlaßt, daß der Professor gesucht wird. Und wenn der Spinnenmann das spitzgekriegt hätte, hätte Selby die versalzene Suppe auslöffeln müssen.
    Es gab für den Spinnenmann natürlich nicht nur die Möglichkeit, Selby das Leben zu nehmen.
    Der Verbrecher konnte meinen Freund auf die grausamste Weise verstümmeln.
    Mir fiel das Ohr des jungen Paul Getty ein. Ich schauderte und behielt die Entführung für mich.
    Auch daß der Spinnenmann soeben angerufen hatte, erwähnte ich nicht.
    Mein Bericht, den ich Neal Hopkins gab, war dementsprechend dürftig. Es war mir egal. Ich konnte jetzt auf den Yard-Chef keine Rücksicht nehmen. Lance Selbys Leben hatte Vorrang.
    »Ich habe eine Menge Fußangeln ausgelegt«, erzählte ich dem Chief-Superintendenten. »War den ganzen Tag unterwegs. Habe mich mit einem ganzen Volk von Hehlern unterhalten, denn mit denen wird der Spinnenmann demnächst in Verbindung treten…« Mir fiel ein, daß er das bereits gemacht haben mußte. Von da hatte er den Tip bekommen, daß ich höllisch scharf auf ihn war. »Jetzt heißt es abwarten«, sagte ich zu Hopkins. »Sie können sicher sein, daß sich der Bursche früher oder später in einer von diesen Fußangeln fängt.«
    Der Chief-Superintendent seufzte. »Dann wünsche ich Ihnen und uns allen gutes Gelingen… Sollten Sie Hilfe brauchen…«
    »Dann weiß ich, wo ich welche kriegen kann«, fiel ich dem Yard-Chef ins Wort.
    »Tja. Das ist eigentlich alles«, sagte Hopkins.
    »Nun denn…!«
    »Ich fühle mich scheußlich. Eine neue Nacht steht uns bevor. Und dieser Kerl kann wieder aus seinem Loch kriechen… Ich fürchte mich schon jetzt vor den Morgennachrichten.«
    »Vielleicht macht er in dieser Nacht Pause.«
    »Hoffen wir’s«, sagte Hopkins leise. »Sie halten mich auf dem laufenden, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich.«
    »Also dann. Gute Nacht, Mr. Ballard.«
    »Gute Nacht, Sir.«
    Wir legten gleichzeitig auf. Meine Brauen zogen sich zusammen. Eine tiefe Kerbe erschien über meiner Nasenwurzel. Konnte ich Selbys Leben tatsächlich retten, wenn ich meine Hände in den Schoß legte? Ich glaubte es nicht. Wie ich die verfluchte Sache auch drehte und wendete, eines war gewiß: Aufgeben kam für mich nicht in Frage.
    ***
    Gewissermaßen die Lehrzeit hatte Gordon Cappolo in New York und Chicago hinter sich gebracht. Als er als Gangster dann aber mündig geworden war, hatte er versucht, sich

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