GK187 - Der Geisterberg
Sinne.«
»Was hast du mir so wichtiges zu erzählen?«
»Angus war bei mir.«
Dorothy horchte auf. Sie zeigte sofort Interesse. »Angus? Bei dir? Was wollte er von dir?«
Lambeth kicherte wieder. Seine Finger malten irgend etwas auf das Laken. »Er wollte mich vor seinen Karren spannen, aber ich habe ihm eine grandiose Abfuhr erteilt.«
»Was hat er gewollt?« fragte Dorothy drängend.
»Er wollte sich mit mir zusammentun. Gegen dich. Er meinte, man könne Kendal Blake in die Knie zwingen, ihm auftragen, meine Rolle mehr auszubauen und die deine zu kürzen…«
Dorothy wurde rot vor Zorn. »Das hat dir dieser Mistkerl vorgeschlagen?« fauchte sie und schnellte im Bett hoch.
Jack Lambeth grinste breit. »Was regst du dich auf, Baby. Ich hab’ ihn ja abblitzen lassen.«
Das konnte Dorothy Fosse aber nicht beruhigen. Allein die Tatsache, daß Angus Portland so etwas Niederträchtiges vorgehabt hatte, brachte die Schauspielerin auf die Palme. Sie fluchte so ordinär wie die Gassenjungen in den New Yorker Slums. Ihr Mund wurde hart. Jetzt war sie nicht mehr schön, denn im Augenblick prägte ihr Charakter die Züge. Wutentbrannt schwang sie die Faust. »Der kann was erleben!« schrie sie. »Bei Gott, der kann was erleben!«
»Sei doch still«, kicherte Lambeth. »Willst du alle Leute aufwecken?«
»Es ist mir gleichgültig, ob ich jemanden aufwecke oder nicht!«
»Mach ihn morgen fertig, Baby«, sagte Lambeth. Er legte der Schauspielerin seine Hand auf die Schulter. Diese Berührung erregte ihn maßlos. Er fühlte das hauchzarte Gewebe, das ihre heiße Haut bedeckte. Sie schüttelte seine Hand nicht ab. Also war sie damit einverstanden. Liebe Güte, sie hatte nichts dagegen, daß er sie berührte. Lambeth strahlte vor Begeisterung. »Ich habe mich dazu nicht hergegeben, Baby. Du kannst dir vorstellen, warum, und du solltest es mir hoch anrechnen, daß ich die Gelegenheit nicht wahrgenommen habe, mich auf Angus’ Seite zu schlagen. Eigentlich solltest du dich jetzt dafür erkenntlich zeigen. Es ist Nacht. Wir sind allein. Wir könnten miteinander verdammt schöne Dinge tun, Baby. Du brauchst nur zu wollen. Außerdem habe ich bei dir für die Ohrfeige von neulich noch etwas gut. Komm, Dorothy. Sei ein bißchen nett zu mir.«
Atemlos warf er sich auf sie. Seine Hände preßten sich auf ihre Brüste. Dorothy stieß ihn zornig von sich.
»Raus!« schrie sie.
»Nicht jetzt, Baby. Später. Jetzt bringst du mich noch nicht raus.«
»Du hast den Verstand verloren, Jack!«
»Ich weiß. Verdammt. Ich weiß. Und es ist herrlich.«
Dorothy warf sich herum. Sie wollte aus dem Bett springen. Lambeths Hände flogen hinter ihr her. Sie warf die Beine aus dem Bett. Als sie aufsprang, krallten sich Lambeths Finger in das durchsichtige Nachthemd. Ein Ruck. Ein häßliches Ratschen. Dorothy stand splitternackt vor dem Betrunkenen. Er schleuderte das zerrissene Nachthemd fort und kam langsam auf sie zu. Sie hatte keine Angst vor ihm. Eiskalt erwartete sie ihn. Als er sie erreicht hatte, riß sie ihr Knie hoch. Er stieß einen heulenden Schmerzensschrei aus. Und dann übermannte ihn eine furchtbare, blinde Wut. Mit geballten Fäusten schlug er auf sie ein. Sie schützte vor allem ihr Gesicht, denn eine Gesichtsverletzung konnte ihrer Karriere ein jähes Ende setzen. Während sie langsam in die Hocke sank, fing sie an grell um Hilfe zu schreien.
Das ernüchterte Lambeth.
Er wirbelte wie von der Tarantel gestochen herum und stürmte aus dem Zelt, ehe irgend jemand von der Film-Crew begriff, was los war…
***
Blake wurde von schrecklichen Alpträumen gequält. Der fertige Film – ein Fiasko. Empörte Leute vor den Kinos. Seine Karriere – zerbrochen. Er hatte sich überschätzt. Diese nervlichen Strapazen gingen über seine Kräfte. Nie hätte er gedacht, daß es so schlimm kommen würde. Hinzu kam der Ausfall des Skriptgirls und die Krankheit des Regieassistenten. Und unterschwellig hafteten auch die unerklärlichen Vorfälle beim Totenfelsen in Blakes Gedächtnis. Es war einfach zuviel für einen Mann allein.
Verbissen knirschte Kendal Blake im Schlaf mit den Zähnen. Er drehte sich seufzend auf die andere Seite. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. Er sah schlecht aus, hatte mehrere Pfunde abgenommen, das merkte er an den Löchern seines Gürtels. Er wehrte sich verbissen dagegen, aber die Sorgen machten ihn allmählich krank. Er brauchte Schlaftabletten, um überhaupt ein Auge zutun zu können, und selbst dann
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