Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK187 - Der Geisterberg

GK187 - Der Geisterberg

Titel: GK187 - Der Geisterberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
nickte. »Jemand hat ihm das Genick gebrochen.«
    ***
    Zehntausend Meter über dem Korallenmeer stellte mir die kraushaarige Papua-Stewardeß der »Air Niugini« im knöchellangen, schwarzbedruckten Kleid zum zweitenmal in drei Stunden ein Glas Pernod auf den Klapptisch vor meinem Sitz, und zum zweitenmal auf dem Flug von Brisbane, Australien, nach Port Moresby, der Hauptstadt von Papua-Neuguinea, gelang es ihr freundlich lächelnd, beim Abwenden das Glas mit ihrem strammen Po beinahe umzuwerfen. Meine Hand schnellte vor. Ich konnte das Glas gerade noch retten. Die Stewardeß merkte es nicht einmal.
    Wir flogen Port Moresby an. Zwischen Wolkenfetzen waren bizarre Bergkuppen zu sehen, dann nebelverhangene Wipfel endloser Regenwälder, vielleicht die letzte Urlandschaft dieser Erde.
    Die einzige vierstrahlige Düsenmaschine der »Air Niugini«, die in besseren Tagen einmal Liniendienst über dem Atlantik gemacht hatte, setzte rumpelnd auf der Landepiste auf.
    Draußen stand die Luft wie eine Wand. An diesem Tag zeigte das Thermometer 36 Grad Hitze bei 98 Prozent Luftfeuchtigkeit. Schon nach fünf Minuten klebte mir das Hemd auf der Haut. Wir näherten uns der Paß- und Zollkontrolle. Dunkelhäutige Beamte mit weiten Shorts im englischen Kolonial-Look blätterten jede Seite der Pässe durch, ließen keinen Koffer, keine Tasche ungefilzt. Eine volle Stunde verging, bevor der letzte Passagier endlich abgefertigt war. Zeit spielte hierzulande keine Rolle. Es gibt diesen Begriff hier kaum. Ich befand mich in einem Land, in dem sich die Steinzeit und das Atomzeitalter auf Schritt und Tritt begegneten.
    Ich flog eine halbe Stunde später mit derselben leukoplastverklebten Cessna weiter, mit der ein paar Tage vor mir Dorothy Fosse in die Wildnis gereist war. Der Pilot verriet es mir. Das altersschwache Ding brachte mich in waghalsigem Flug an steilen Bergwänden vorbei, über mächtige Baumwipfel hinweg zu jenem »Handtuch« von Rollbahn, wo ich bereits von einem Mann des Filmteams erwartet wurde.
    Mein Ankunft war über Funk avisiert worden.
    Die Film-Crew wußte Bescheid, daß ein Detektiv namens Tony Ballard zu ihnen unterwegs war. Ich war neugierig, wie sie mich aufnehmen würden.
    Der Mann, der mir mit einem schwachen Lächeln die Hand drückte, hieß Bud Haggins. Sein Name war mir bekannt. Ich hatte bereits einige Filme gesehen, in deren Vorspann er als Kameramann genannt worden war. Ich warf meine Reisetasche auf den Rücksitz und schwang mich dann in den Jeep.
    Haggins fuhr los. Die Cessna startete wieder. Bald konnte ich sie nicht mehr sehen. Der Kameramann schaute schweigend geradeaus. Ich fühlte, daß ihn etwas bedrückte. Seine Stirn war von Kummerfalten bedeckt. Und in seinen Augen brannte das ewige Licht einer insgeheimen Angst.
    Ich versuchte, ein Gespräch mit ihm anzufangen. »Wie gehen die Dreharbeiten voran?«
    »Schleppend«, erwiderte Haggins knapp. Das wußte ich. Aus diesem Grund war ich nach Papua-Neuguinea gekommen. Ich wollte mehr erfahren, um mir beizeiten ein Bild von meinem neuen Aufgabenkomplex machen zu können. Nachdem ich Fragen gestellt hatte, die ihn auflockern und etwas gesprächiger machen sollten, ging ich auf den Kern der Sache los. Und jetzt redete er mit sorgenvoller Miene »Es liegt ein unheilvoller Schatten über den Dreharbeiten, Mr. Ballard.« Er warf mir einen kurzen, nervösen Blick zu. »Heute vormittag mußten wir Jack Lambeth beerdigen.«
    Diese Nachricht fuhr mir wie ein Messer unter die Haut. »Was ist passiert, Mr. Haggins?« fragte ich schnell.
    »Jemand hat Haggins das Genick gebrochen.«
    »Mord?« Meine Stimme klang entsetzt.
    »Das ist Dr. Woolds’ Version. Kendal Blake hingegen behauptet, Jack Lambeth wäre einem bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen. Der Mann hatte getrunken. Er wollte Dorothy Fosse vergewaltigen. Sie schrie um Hilfe. Er floh in den Dschungel – und brach sich da den Hals.«
    »Wer hat nun Ihrer Meinung nach recht, Mr. Haggins? Dr. Woolds oder Kendal Blake?« fragte ich erregt.
    Der Kameramann mied meinen Blick. »Blake ist gezwungen, auf der Unfalltheorie zu bestehen.«
    »Weshalb?«
    »Wenn Jack Lambeth ermordet wurde, muß die Polizei eingeschaltet werden. Darunter würden die Dreharbeiten noch mehr leiden. Also behauptet Blake eisern, es wäre ein Unfall gewesen, und die Dreharbeiten gehen weiter.«
    »Aber es war kein Unfall, nicht wahr?«
    Haggins leckte sich die Lippen, während er um die Schlaglöcher herumkurvte. Ich hatte den Eindruck,

Weitere Kostenlose Bücher