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GK195 - Totentanz im Hexenclub

GK195 - Totentanz im Hexenclub

Titel: GK195 - Totentanz im Hexenclub
Autoren: A.F.Morland
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mehr zusammen. Es bildeten sich grelle Dissonanzen, die in den Gehörgängen schmerzten.
    »Was ist das?« fragte Lissy erschrocken. »Wer spielt da?«
    »Verdammt«, knurrte Magoon. »Das ist ja nicht anzuhören.«
    »Du hattest doch die Eingangstür abgeschlossen, Henry.«
    »Klar, klar hab’ ich das.«
    »Wie kann dort draußen jemand spielen?«
    »Werden wir gleich wissen!« sagte Magoon angriffslustig. Er löste sich von seiner Freundin. Lissys Hände flogen ihm nach. Ihre Finger krallten sich in sein Jackett. »Bleib hier, Henry!« stieß sie beunruhigt hervor. Ihre Augen waren groß und drückten sehr viel Unruhe aus.
    »Bin gleich wieder da«, sagte Henry und streifte die Hände des Mädchens ab.
    Die unheimliche Melodie wurde lauter, schwoll zu einem aufdringlichen Fortissimo an. Magoons Fäuste krampften sich zusammen. Er riß die Tür auf. Der Schall stürzte sich in den Raum und umfing vor allem Lissy Vandem, die verzweifelt versuchte, sich die Ohren zuzuhalten.
    Magoon stürmte nach draußen. Sein wutglitzernder Blick suchte die Person, die so grauenvoll Flöte spielte. Es war qualvoll anzuhören — und es kam aus den vier Lautsprecherboxen, wie Henry Magoon nun irritiert feststellte. Er schaute zur Disc-Jockey-Box hinüber. Auch dort war niemand. Aber auf einem der Plattenteller rotierte eine Single-Schallplatte. Ärgerlich lief Magoon zu der Box. Ein Knopfdruck. Der lästige Lärm verstummte. Henry Magoon atmete erleichtert auf. Er fuhr sich nervös durchs Haar und schüttelte dann den Kopf. Na sowas, dachte er. Wie einen eine solche Musik fertigmachen kann.
    Die Frage, wer diese Schallplatte ohne Etikett aufgelegt hatte, blieb offen. Magoon lief ins Büro zurück, um sich um Lissy zu kümmern.
    Doch Lissy war nicht da.
    Lissy Vandem war verschwunden.
    ***
    Er suchte sie überall.
    Sogar im Keller. Keinen Winkel ließ er aus. Lissy mußte sich in Luft aufgelöst haben. Er rief sie, schrie sich den Hals heiser, doch Lissy Vandem antwortete nicht. Völlig fertig nahm er sich an der Bar einen Whisky. Er hatte um sich selbst kaum mal Angst. Er war robust. Er vermochte vieles durchzustehen. Aber Lissy war zart und zerbrechlich. Und wenn es um Lissy ging, dann ging Henry Magoon das gewaltig an die Nieren.
    »Liss!« rief er, nachdem er das Whiskyglas auf einen Zug geleert hatte. Er raufte sich nervös die Haare. »Verdammt noch mal, das gibt’s doch nicht!«
    Wütend rannte er die Treppe nach oben. Der Eingang der Diskothek war abgeschlossen. Magoon sperrte auf und rannte auf die Straße hinaus. Mehrmals drehte er sich um die eigene Achse. Lissy! Wo war sie nur?
    Benommen kehrte er in die Diskothek zurück.
    Die nächste Überraschung erlebte er, als er sich diese unbekannte Schallplatte ansehen wollte. Sie lag nicht mehr auf dem Teller. Wütend fuhr sich Magoon über die Augen. »Habe ich denn den Verstand verloren?« fragte er sich gereizt.
    Da vernahm er ein Geräusch, das aus dem Büro kam. Er wirbelte herum und lief dorthin. Als er die offenstehende Tür erreichte, traute er seinen Augen nicht.
    Am gläsernen Schreibtisch saß Lissy. Sie war über die Bestellisten gebeugt und nahm die nötigen Eintragungen vor. Verwirrt trat er ein.
    »Lissy.«
    Das Mädchen hob den Kopf. »Ja, Henry?«
    »Lissy, wo bist du gewesen?«
    Ihr Blick kam ihm irgendwie verändert vor. Seltsam verschleiert. Als ob sie sich in Trance befände. »Ich war hier, Henry«, behauptete sie.
    »Du sagst nicht die Wahrheit, Lissy.«
    »Ich war hier.«
    »Wieso habe ich dich nicht gesehen?«
    Lissy zuckte gleichmütig die Achseln. Und sie blieb dabei: »Ich war die ganze Zeit hier, Henry!«
    ***
    Magoon erzählte mir davon tags darauf.
    »Sie behauptete steif und fest, das Büro nicht verlassen zu haben, aber das stimmt nicht. Sie war nicht drinnen. Ich habe sie in der ganzen Diskothek gesucht. Auch im Keller. Sie war nirgendwo. In meiner Sorge um sie rannte ich sogar auf die Straße hinaus. Und als ich von da zurückkehrte, saß sie im Büro am Schreibtisch und machte mit größter Gelassenheit ihre Arbeit.«
    »Kam sie Ihnen verändert vor?« fragte ich den besorgten Mann.
    Magoon betrachtete seine Hände. Er saß in der Disc-Jockey-Box, unterhielt sich mit mir, während eine Platte von Boney M. lief. »Ich habe mal«, sagte er gedehnt, »jemanden gesehen, der hypnotisiert gewesen war. Ich weiß nicht, ob Sie diesen eigenartigen Blick kennen, Mr. Ballard…«
    Ich nickte. »Ich kenne ihn. Ich habe selbst schon mehrere Personen
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