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GK195 - Totentanz im Hexenclub

GK195 - Totentanz im Hexenclub

Titel: GK195 - Totentanz im Hexenclub
Autoren: A.F.Morland
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war der Meinung, er müsse davon wissen.
    Er trat mit matten Schritten zur Seite. »Bist du krank?« fragte ich ihn. »Warum hast du mir nichts davon gesagt? Ich hätte mich um dich gekümmert.«
    »Bin nicht krank. Nur überarbeitet.«
    »Woran arbeitest du?«
    »An einem Vortrag über Levitation.«
    Wir begaben uns in den Living-room. In Lances Arbeitszimmer brannte Licht. Die Tür stand offen. Ich warf einen Blick hinein. Auf dem Schreibtisch türmten sich eine Menge Bücher.
    »Tut mir leid, daß ich dich aus deiner Arbeit herausgerissen habe«, sagte ich.
    »Eine kleine Pause schadet mir nicht«, seufzte Lance. Er rieb sich die Augen, die tiefer als sonst in ihren Höhlen lagen. Ich setzte mich und wedelte mit der mitgebrachten Zeitung.
    »Unser Sorgenkind lebt wieder«, sagte ich.
    Lance Selby schaute mich beunruhigt an. Ich las den Bericht vor und stellte fest, daß mein Freund danach ziemlich bleich wurde. Der Schock von damals war also immer noch in ihm. Er ließ sich auf das Sofa nieder und vergrub sein Gesicht in den Händen.
    »Möchtest du nicht mit mir hingehen, Lance?« fragte ich ihn.
    Er riß den Kopf hoch und starrte mich erschrocken an. »Nein!« stieß er heiser hervor. Ich konnte seine Reaktion nicht begreifen. Seine Blicke durchbohrten mich. »Und dir rate ich dringend, die Finger von der Sache zu lassen, Tony.«
    Ich lachte hart. »Na, du machst mir Spaß, Junge. Zuerst kommst du zu mir, weil du möchtest, daß ich mich um die Angelegenheit kümmere, und nun willst du nichts mehr davon wissen. Hör mal, Lance, was soll das denn? Ich kenne dich nicht wieder. Wir beide haben doch schon Gott weiß was durchgestanden. Ich kann mich nicht erinnern, dich jemals in einer solch jämmerlichen Verfassung erlebt zu haben. Was ist los mit dir? Was hat dich dermaßen weich gemacht?«
    »Ich will nicht darüber reden, Tony.«
    »Halt! Halt!« knurrte ich ärgerlich. »So leicht darfst du’s dir jetzt nicht mehr machen. Ich denke, ich hatte lange genug Geduld mit dir. Nun will ich hören, was mit dir passiert ist! Wir wollten dieser Hexe das Handwerk legen. Wir waren da. Seither tickst du nicht mehr ganz richtig. Du vergräbst dich in deine Arbeit und willst von nichts mehr hören…«
    »Ich habe meine Gründe!«
    »Die möchte ich kennenlernen«, verlangte ich schroff.
    »Laß mich in Ruhe, Tony. Verdammt noch mal, warum quälst du mich?«
    »Ich bin der letzte, der Freude daran hat, dich zu quälen, Lance, das weißt du. Ich will dir helfen…«
    »Hilf mir, indem du nie wieder von dieser Hexe redest!«
    »Das ist der falsche Weg, mein Junge. Man muß jedes Übel an der Wurzel packen. Und diese Wurzel heißt Claudia Kent.«
    Selby zuckte wie unter einem heftigen Peitschenhieb zusammen. Er glotzte mich entgeistert an. Sein Atem ging schwer. Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Er tat mir leid, aber ich ließ nun nicht mehr locker. Jetzt mußte er ausspucken, was ihm die Seele langsam aufzufressen versuchte. Nur wenn ich wußte, was ihn peinigte, konnte ich ihm helfen.
    Lances Blick schweifte in die Ferne. »Diese eigenartige Melodie«, sagte er mit tonloser Stimme. »Sie ist der Wegbereiter des Bösen, Tony…«
    »Ich hab’ die Flötentöne bloß als unangenehm empfunden«, warf ich ein.
    »Diese Töne lähmen jegliches Denken. Mit dieser Melodie kann die Hexe jeden in ihren Bann schlagen.«
    Ich hob den Zeigefinger. »Hoppla. Das stimmt nicht. Ich war genau so in der Diskothek wie du. Wir hörten beide die Melodie. Mir hat sie nicht Angst gemacht.«
    »Vielleicht hat dich dein magischer Ring davor bewahrt.«
    Ich schaute auf den schwarzen Stein meines Ringes. Möglich, daß Lance recht hatte, aber ich wollte nicht so richtig daran glauben.
    »Diese grauenvolle Melodie«, sagte Lance Selby, und seine Lippen bebten. »Sie ist immer noch in mir.« Er legte seine zitternden Hände auf die Brust. »Ich werde sie nicht mehr los, Tony. Sie füllt mich völlig aus. Sie läßt mich nicht zur Ruhe kommen. Sie macht mir schreckliche Angst. Ich weiß, das klingt verrückt, aber es ist die Wahrheit. Ich fürchte mich davor, diese grauenvolle Musik noch einmal hören zu müssen. Irgend etwas Schreckliches würde dann geschehen. Deshalb wage ich mich nicht mehr in diese Diskothek. Ich weiß, daß ich dann verloren wäre…«
    ***
    Ich suchte die Diskothek allein auf. Das Lokal war gerammelt voll. Zu Claudia Kents Zeiten war hier nicht mehr los gewesen. Die Leute kamen in Scharen hierher, um sich ein wenig zu gruseln.
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