GK195 - Totentanz im Hexenclub
mit dir.«
»Was für Pläne?«
»Dein Körper soll die neue Heimat meines Geistes werden.«
»Geht das denn?«
»Man nennt das Seelenwanderung«, sagte die Hexe. Sie lachte. »Noch ist dein Körper nicht soweit, um mich in sich aufnehmen zu können. Aus diesem Grunde bist du hier. Ich muß dich auf deine große Aufgabe vorbereiten.«
»Ich tue alles, was du von mir verlangst«, versprach Lissy.
Die Hexe lächelte wohlgefällig. »Das weiß ich.« Claudia Kents grüne Augen verengten sich. »Ich hasse die Menschen. Und du wirst sie ebenfalls hassen. Wir beide werden schon bald eine Verbindung eingehen, die kaum mehr zu trennen sein wird, und dann wird Lissy Vandem da weitermachen, wo Claudia Kent auf gehört hat.« Die Hexe stieß ein kreischendes Lachen aus. »Lance Selby hat mich durchschaut. Er wollte meinem Treiben ein Ende setzen. Aber ich habe ihm ein Schnippchen geschlagen. Als er mit seinem Freund, diesem Tony Ballard, der in der Hölle einen bedeutenden Namen als Dämonenjäger hat, hierherkam, sah er mich hängen.« Die Hexe schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel. »Jetzt sind sie ratlos, dieser Ballard und sein Freund, wissen nicht, wie sie mir beikommen können…« Claudia rieb sich die Hände. »Sobald wir beide eins geworden sind, Mädchen, werden wir zum vernichtenden Schlag gegen die beiden ausholen. Oh, Satan, ich kann diesen Augenblick kaum noch erwarten…«
Lissys Herz klopfte schneller.
Auch sie freute sich teuflisch auf diesen Moment.
Plötzlich schwebte ein goldener Kelch vor dem Gesicht des Mädchens.
»Trink!« befahl Claudia Kent mit scharfer Stimme.
»Was ist das?« fragte Lissy Vandem.
»Hexenblut!« sagte Claudia. »Du mußt den Kelch leeren. Bis zum letzten Tropfen.«
Willig griff das Mädchen mit beiden Händen nach dem goldenen Kelch.
Sie setzte ihn ohne zu zögern an die Lippen. Das Hexenblut floß ihr in den Mund. Sie trank es mit einer unbeschreiblichen Gier. Deutlich spürte sie den roten Saft die Speiseröhre hinabrinnen. Die Flüssigkeit erreichte den Magen. Eine unwahrscheinliche Kälte breitete sich sogleich in Lissys Körper aus. Als sie den leeren Kelch absetzte, bildeten ihre vom Blut roten Lippen eine grausame Linie. Ihr Blick war hart und mitleidlos.
Claudia lachte zufrieden. »Ich habe eine gute Wahl getroffen.«
»Ich werde mich deines Vertrauens würdig erweisen«, versprach Lissy Vandem mit fester Stimme.
Claudia kicherte. »Bald wirst auch du zur Teufelsbraut werden.«
»Ich freue mich darauf, und ich will dem Satan eine willfährige Dienerin sein.«
»Leg dich hin!« befahl die Hexe.
Lissy gehorchte auf der Stelle. Auf einmal waren brennende Hände über ihr. Die flammenden Finger spreizten sich, sanken auf sie herab, legten sich um ihren Hals, streiften liebkosend über ihre kleinen Brüste… Sie fühlte sich überall betastet. Und sie wußte, daß diese brennenden, hart und ungestüm und sogar schmerzhaft zupackenden Hände niemand anders als Asmodis, dem Fürsten der Finsternis, gehörten. Die Berührungen lösten größtes Verzücken in Lissy aus.
***
Sie saßen auf einer Parkbank von Tobard Gardens.
Ihre schweren, chromblitzenden Maschinen standen auf der Pardoner Street. Frank Kibi kratzte sich mit dem Springmesser den Dreck aus den Fingernägeln. Joe McLaughlin gähnte gelangweilt, und Mac Flash, ihr Boß, starrte vor sich hin.
»Heute ist’s mal wieder so richtig stinklangweilig!« brummte Kibi verdrossen.
»Habt ihr wirklich keinen Shilling mehr in euren verdammten Taschen?« fragte Flash. Er schaute McLaughlin an. Der Bursche trug — wie seine Freunde — eine schwarze Lederjacke mit Nierenschutz, Nietenverzierung und zahlreichen Reißverschlüssen. Er war schmächtig. Zum Unterschied von Kibi und Flash, die beide über beachtliche Muskelpakete verfügten. Wegen seiner roten Haare mußte sich McLaughlin Tag für Tag irgendwelche Sticheleien gefallen lassen.
Heute erst hatte Kibi gesagt: »He, Mac. Jetzt weiß ich, wieso Joe so entsetzlich rote Haare hat.«
»Wieso?« hatte Mac Flash grinsend gefragt.
»Weil er in ’ner feuchten Wohnung wohnt. Davon müssen seine Haare ja rostig werden.«
Flash und Kibi hatten sich vor Lachen ausgeschüttet. Joe hatte das nicht im mindesten lustig gefunden.
Flashs Blick war McLaughlin nun unangenehm. »Was siehst du mich so an, Mac? Ich besitze keinen löchrigen Penny mehr.«
»Wieso eigentlich nicht?«
»Mußte tanken. Und du weißt doch, wie knapp mich mein Alter
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