GK195 - Totentanz im Hexenclub
dann breche ich dir das Kreuz!«
***
Er wartete bis zum Nachmittag.
Dann ging er zur Polizei. Sergeant Priestley spannte ein Formular in die Schreibmaschine und hörte sich dann mal die Rohfassung von dem an, was er später aufs Papier tippen würde. »Es ist das erstemal, daß er von zu Hause so lange fortbleibt, Sergeant«, sagte Cyrus McLaughlin mit belegter Stimme. »Ich bilde mir gewiß nicht ein, der beste Vater von der Welt zu sein, aber langsam fange ich doch an, mir Sorgen um den Jungen zu machen. Es muß ihm etwas zugestoßen sein. Sonst hätte er längst angerufen. Er muß doch wissen, daß ich zu Hause die Wände hochgehe, wenn er so lange nichts von sich hören läßt.«
»Vielleicht hat er eine Freundin«, meinte Steve Priestley.
»Joe? Der doch nicht. Ist doch noch ganz feucht hinter den Ohren. Außerdem — ich als Vater darf das wohl sagen —, außerdem ist er für junge Mädchen kaum interessant. Sieht nicht besonders gut aus, wissen Sie… Hat brandrotes Haar, ist klein von Wuchs… Na ja, kein Mädchen hätte ’ne große Freude mit ihm.«
»Es heißt: Jeder Topf findet einen Deckel.«
»Na schön. Vielleicht hat sich ein Girl seiner erbarmt. Das kann aber doch nicht bis zum Nachmittag andauern«, sagte McLaughlin nervös. »Ich habe eher das Gefühl, daß Frank Kibi und Mac Flash ihn zu irgendeiner ungesetzlichen Tat verleitet haben. Joe ist Wachs in den dreckigen Händen dieser beiden jugendlichen Schurken. Was die ihm befehlen, das macht er ohne Widerrede. Aber das eine sage ich Ihnen, Sergeant, wenn mein Junge irgend etwas angestellt hat, können Sie ihn gleich in Schutzhaft nehmen, sonst drehe ich dem Bürschchen nämlich eigenhändig den dürren Hals um!«
Steve Priestley begann zu schreiben. Er tippte mit zwei Fingern die erforderlichen Daten aufs Papier und hielt dann McLaugl ns Aussage in gebündelter Form fest. Joes Vater unterschrieb das Formular.
»Machen Sie sich keine allzugroßen Sorgen«, sagte Priestley zum Abschied. »Vielleicht ist Joe wirklich nur bei einem Mädchen.«
»Das hoffe ich«, brummte McLaughlin.
»Sollte Ihr Sohn sich bei Ihnen melden, lassen Sie uns das umgehend wissen, damit wir die Suche nach ihm einstellen können.«
»Natürlich«, erwiderte McLaughlin und verließ das Büro des Sergeants.
***
Zwei Stunden nach diesem Besuch stürmte Sergeant Priestley mit sorgenvoller Miene in Inspektor Frenchs Büro.
Larry French telefonierte gerade mit Oberinspektor John Sinclair von New Scotland Yard. Der Yard-Mann war eben erst von einer Urlaubsreise zurückgekehrt. Er war — genau wie Tony Ballard — Spezialist für übersinnliche Fälle und interessierte sich deshalb für die Spuk-Diskothek in der Tanner Street.
»Nein, Sir«, sagte French lächelnd. »Ich denke, Sie brauchen sich nicht darum zu kümmern. Die Sache scheint gewissermaßen eingeschlafen zu sein. Keine weiteren Vorkommnisse mehr. Hat sich vermutlich von selbst erledigt… Aber bitte sehr… Stets zu Diensten, Oberinspektor.« French legte auf und wandte sich an Priestley, der ungeduldig von einem Bein auf das andere tänzelte.
»Was ist los, Steve?«
»Sie erinnern sich an die Meldung, die ich Ihnen gezeigt habe, Sir?«
»Die Sache mit Joe McLaughlin?« fragte Larry French zurück Der Sergeant nickte hastig. »Man hat das Motorrad des Jungen und die Maschinen seiner beiden Freunde gefunden.«
Steve Priestleys Erregung war Grund genug für den Inspektor, wie aus der Pistole geschossen zu fragen: »Wo?«
»Nahe dem Witch Corner, Sir.«
French sprang wie elektrisiert auf. Er schmetterte seine Faust auf den Schreibtisch. Mit schmalen Augen stieß er hervor: »Geht das denn jetzt wieder los?«
***
Ich wartete schon vor der Diskothek, als Lissy Vandem und Henry Magoon da eintrafen.
Wieder begegnete mir Lissy mit großer Abneigung. Sie haßte und verachtete mich. Ich sah darüber großzügig hinweg, denn die wahre Schuld lag nicht bei ihr, sondern bei Claudia Kent, die ich bekämpfen und vernichten wollte.
Magoon hatte das zerstörte Schloß reparieren lassen. Er sperrte nun auf. Ich lächelte Lissy freundlich an. »Wir werden bald ein bestens aufeinander eingespieltes Team sein, Miß Vandem.«
Sie erdolchte mich mit einem eisigen Blick.
»Ich bin zwar kein gelernter Barkeeper«, fuhr ich unbekümmert fort, »aber ich werde mir die größte Mühe geben, Ihnen tüchtig zur Hand zu gehen.«
Magoon drückte die Tür auf. Lissy betrachtete mich feindselig und zischte starrsinnig: »Ich
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