GK195 - Totentanz im Hexenclub
du ganz anders geredet.«
»Ich werde wohl nur noch gelallt haben. Du bist doch Serviererin. Du weißt doch, daß Besoffene nur Blödsinn reden. Was ich in der vergangenen Nacht gesagt habe, solltest du ganz schnell wieder vergessen. Es war bestimmt nicht so gemeint.«
Eliza fing zu schluchzen an. »Warum seid ihr Männer hinterher nur immer so entsetzlich gemein?«
»Mach jetzt keine Tragödie draus!« schrie McLaughlin wütend. »Sieh endlich zu, daß du von hier fortkommst. Was passiert ist, war ein Irrtum. Bei Gott, es tut mir leid, Eliza. Wir sollten die fiese Angelegenheit rigoros aus unserer Erinnerung streichen.«
Eliza verließ das Bett. O Gott, war sie häßlich. McLaughlin mußte sich umdrehen. Er konnte einfach nicht Zusehen, wie sie sich ankleidete.
Als sie angezogen war, sagte er: »Wenn du dafür Geld haben willst — dort liegt meine Brieftasche. Niçnm dir heraus, was du deiner Ansicht nach wert bist.«
Eliza heulte auf. Sie spuckte auf den Boden und schrie, daß sie keinem Mann mehr helfen würde. »Von mir aus könnt ihr alle in der Gosse verrecken. Nicht mal den kleinen Finger werde ich mehr für einen von deiner Sorte rühren.«
»Ja, ja«, maulte McLaughlin und winkte desinteressiert ab. »Und nun raus mit dir.«
Zornig knallte Eliza mit der Tür. Cyrus McLaughlin seufzte erleichtert auf. Endlich war dieser fleischgewordene Alptraum weg. Jetzt brauchte McLaughlin dringend eine Dusche. Elizas Schweiß klebte noch auf seiner Haut. Dieses Gefühl war ihm unerträglich.
Nach der Dusche machte er Frühstück für zwei, dann ging er zu Joes Zimmer, das über einen separaten Eingang verfügte. McLaughlin klopfte.
»Aufstehen. Frühstück ist fertig.« Drinnen blieb alles still. »Verflucht noch mal, du Taugenichts, komm heraus, sonst ziehe ich dich an deinen roten Haaren aus dem Bett!« brüllte McLaughlin ärgerlich. Fast jeden Tag war es das gleiche Theater mit Joe. Abends kam er nicht ins Bett und morgens wollte er nicht aufstehen.
Selbst das Hämmern mit den Fäusten half nichts. Daraufhin öffnete McLaughlin die Tür. Joes Bett war unberührt. Cyrus McLaughlin knirschte mit den Zähnen. Dieser verflixte Junge war die ganze Nacht von zu Hause fortgeblieben. »Elender Bengel!« brummte McLaughlin. »Ich schmeiß ihn raus! Verflucht noch mal, jetzt soll er mich mal von einer anderen Seite kennenlernen.«
Lustlos schlang Cyrus McLaughlin sein Frühstück allein in der engen Wohnküche hinunter. Hinter ihm tickte die batteriebetriebene Wanduhr.
Als er mit dem Frühstück fertig war, schüttete er Joes Kaffee in den Ausguß. Mit schlurfenden Schritten ging er zum Fenster. Von da konnte man in den Hinterhof sehen. Normalerweise stand dort unten Joes Motorrad. Heute war dieser Platz verwaist.
McLaughlin kaute auf seinem Daumennagel herum. »Wahrscheinlich hat der Mistkerl was ausgefressen. Und jetzt hat er keinen Mumm, nach Hause zu kommen. Bin viel zu nachsichtig mit dem Burschen. Viel zu nachsichtig. Man sollte ihn wesentlich härter an die Kandare nehmen. Macht ja schon, was ihm Spaß macht, der junge Herr. Na warte, dir werde ich zeigen, wo dein Platz in diesem Haus ist, du Rotzlöffel!«
Eine Stunde später rief McLaughlin bei den Kibis an. Er wußte, daß Joe immer mit Frank Kibi und Mac Flash zusammensteckte. Und er gab diesen beiden verkommenen Typen die Schuld daran, daß Joe immer unleidlicher wurde. Kibi und Flash verdarben den Jungen.
Franks Mutter war am Apparat. »Sagen Sie mal, Mrs. Kibi, ist Ihr Junge auch noch nicht zu Hause?« fragte McLaughlin verstimmt.
»Nein, Mr. McLaughlin. Ich mache mir schon solche Sorgen um Frank…«
»Diese Früchtchen machen doch wirklich, was sie wollen!« sagte McLaughlin zornig.
»Ich hab’ schon bei den Flashs angerufen. Macs Schwester weiß auch nicht, wo ihr Bruder steckt.« Mrs. Kibis Stimme klang weinerlich. »Den Kindern wird doch hoffentlich nichts passiert sein. O Gott, Mr. McLaughlin, das würde ich nicht überleben.«
Cyrus McLaughlin hätte beinahe laut zu lachen angefangen. Kinder nannte sie Joe, Frank und Mac. Wenn das nicht zum Schreien war. »Wenn Frank nach Hause kommt, rufen Sie mich an, ja?« sagte McLaughlin brummig.
»Natürlich, Mr. McLaughlin. Selbstverständlich.«
Joes Vater legte auf. Er blickte wieder in den Hinterhof hinunter und ballte die Faust. Er starrte auf den Platz, wo Joes Motorrad stehen sollte, und ließ seine Faust auf und ab wippen.
»Junge, wenn du tatsächlich was ausgefressen hast, dann…
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