GK195 - Totentanz im Hexenclub
sie hier vorbeigekommen, hatten gesehen, daß die Tür offen stand, waren, heruntergekommen und waren der Hexe auf irgendeine Weise zum Opfer gefallen. Magoon schauderte. Aber wo waren die Rocker danach hingekommen? Wo befanden sie sich jetzt?
Unglücklich schaute Magoon zu Lissy hinüber. Ballard wich nicht von ihrer Seite. Sie wußte, was mit Kibi, McLaughlin und Flash passiert war. O Himmel, wie konnte sie mit einem solchen Wissen nur so entsetzlich unbekümmert sein?
Der Abend schritt fort, ohne daß irgend etwas passierte. Magoon dachte schon, Grund zu haben, wenigstens für diesmal aufatmen zu dürfen.
Doch Magoon irrte.
Denn es war Claudia Kents Wille, in dieser Nacht die Entscheidung herbeizuführen.
***
Lance Selby hatte — seit er jene unheimliche Flötenmelodie vernommen hatte — schwere Schlafstörungen.
Nacht für Nacht quälten ihn schlimme Alpträume. Er durchwanderte höllische Visionen. Todesängste trieben ihm den kalten Schweiß aus den Poren. Fast jeden Tag erlitt er einen besorgniserregenden Schwächeanfall.
Der Parapsychologe hatte sich quer durch seine reichhaltige Bibliothek gelesen, doch er hatte keinen Hinweis darauf in den Schriften gefunden, auf welche Weise er sich von jener peinigenden Melodie, die immer noch in ihm schwang, entledigen konnte.
Im Arbeitszimmer schlug das Telefon an. Selby erschrak. Das Klingeln hallte laut durch das finstere Haus. Der Parapsychologe warf einen raschen Blick auf die Nachttischuhr. Ein Uhr. Der Anrufer konnte nur Tony Ballard sein.
Niemand sonst hätte es gewagt, zu dieser späten Stunde noch die Ruhe des Professors zu stören. Müde verließ Lance Selby das Bett. Sein weinroter Seidenpyjama klebte feucht an seinem Körper. Benommen fuhr sich Selby über die Augen.
Im Arbeitszimmer fischte er den Hörer von der Gabel. »Ja? Selby hier!«
Plötzlich weiteten sich die Augen des Parapsychologen. Sein Gesicht wurde aschfahl. Das Grauen packte ihn an der Kehle und würgte ihn. »Nein!« stammelte er bestürzt. »O Gott, nein!« Gefräßig nagte sich die Todesangst durch seinen Körper.
Was er hörte, raubte ihm fast den Verstand.
Diese abscheuliche Melodie quoll aus dem Telefonhörer in Selbys Ohr. Erstarrt mußte er zuhören. Die schrillen Dissonanzen pflanzten sich in seinen Nervensträngen fort und riefen irrsinnige Schmerzen hervor. Und zwischen den Tönen war undeutlich und verschwommen die Stimme eines Mädchens zu vernehmen, die immer wieder flüsterte: »Komm, Lance Selby! Komm zu mir! Komm…«
***
Magoon und ich glaubten, es für diesmal geschafft zu haben.
Wir fanden beide, daß wir uns einen kräftigen Schluck verdient hatten. Henry nahm einen Bourbon zur Brust. Ich bekämpfte meine Müdigkeit mit einem Glas Pernod. Magoon holte seine Zigaretten aus der Tasche. Er hielt mir die geöffnete Packung hin.
Ich schüttelte den Kopf. »Vielen Dank.«
»Nichtraucher?« fragte mich Magoon.
»Von Geburt an.«
»Eine Seltenheit.«
»Dafür nasche ich gern.«
»Sie sind zu beneiden«, sagte Magoon. Er brannte sich sein Stäbchen an und bemerkte: »Ich bin ohne die Giftnägel erschossen.«
»Ist Ihnen klar, daß Ihre Lunge jährlich — bei zwanzig Zigaretten täglich — ein Kilogramm Teer verarbeiten muß?«
Magoon seufzte. »Weiß ich. Weiß ich alles. Aber was soll ich machen. Ich komme von diesen verdammten Zigaretten einfach nicht mehr Ins.«
»Leider geht es vielen Leuten wie Ihnen.«
»Tja, drum sage ich ja: Sie sind zu beneiden, Mr. Ballard.«
Lissy Vandem kam zu uns. Magoon fragte sie, wie sie sich fühle. Sie gab ihm keine Antwort. Sie würdigte ihn nicht einmal eines Blickes. Dafür durchbohrte sie mich mit ihren Augen. Spöttisch fragte sie: »Sind Sie zufrieden, Mr. Ballard?«
»Zufrieden womit?« fragte ich zurück.
»Mit dem heutigen Abend.«
»Ich denke, ich habe erreicht, was ich wollte.«
Lissy Vandem kniff die Augen zusammen und fragte lauernd: »So? Was wollten Sie denn erreichen?«
»Auf Sie aufpassen —- damit Ihnen nichts geschieht…«, ich grinste, »und damit Sie uns nicht noch einmal abhanden kommen.«
»Wenn das alles ist, was Sie wollen«, sagte Lissy trocken. Sie stemmte die Fäuste in die Taille. »Wie lange werden Sie Ihre kostbare Zeit an mich verschwenden, hm?«
»Das kann ich jetzt noch nicht sagen.«
»Daß Sie mir lästig sein könnten, ist Ihnen vermutlich noch nicht in den Sinn gekommen, wie? Ich kann sehr gut selbst auf mich aufpassen. Verflucht noch mal, ich brauche keinen Wachhund
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