GK198 - Der Stierdämon
können ihn nicht töten. Er ist ja schon tot.« Rodensky packte die Arme des Fotografen.
Snow versuchte sich von ihm loszureißen. »Lassen Sie mich, Vladek. Lassen Sie mich! Er muß mir das Mädchen wiedergeben!«
Der Hexer lachte aus vollem Hals.
Rodensky riß den Engländer mit sich. Er rannte mit weiten Sätzen zur Tür zurück. Snow stemmte sich gegen den Boden. Rodensky mußte ihn hinter sich herzerren. »Ich gehe von hier nicht weg!« schrie Snow. »Nicht ohne Melissa!«
Sie erreichten die Tür. Rodensky rüttelte daran. Er konnte sie nicht öffnen. Plötzlich traten von links und rechts die Dämonenschergen Aga Pahlev und Karim Kadschar aus der Dunkelheit. Reza Ali streckte seinen leuchtenden Arm aus. Er wies auf Rodensky und Snow und rief mit scharfer Stimme: »Ergreift die beiden!« Und die Perser stürzten sich augenblicklich auf die Männer, die es zu überwältigen galt…
***
Rodensky zuckte zurück. Er hatte Snow losgelassen. Nun fuhr seine Rechte in die Hosentasche. Er zückte sein Messer, klappte die Klinge auf. Aga Pahlev grinste breit. »Damit kannst du mir nichts anhaben!«
»Zwing mich nicht, es auszuprobieren!« fauchte Rodensky.
»Hier drinnen beschützen mich die Mächte des Hexers, die Kräfte von Mesos und die Allgewalt des geflügelten Stiers. Was ist dagegen die Klinge deines lächerlichen Taschenmessers?«
Schritt um Schritt wich Rodensky zurück. Pahlev folgte ihm mit lauerndem Blick. Vladek Rodenskys Körper war wie eine Stahlfeder angespannt. Mit zusammengepreßten Kiefern wartete er auf den Angriff des Persers.
Pahlev ließ sich damit Zeit. Er wußte, daß ihm dieser Mann gewiß war.
Hinter ihm machte Karim Kadschar einen blitzschnellen Satz vorwärts. Seine Hände schossen auf Snow zu. Der Fotograf warf seine Arme hoch. Dadurch glitten Kadschars Hände an ihm vorbei. Snow feuerte eine harte Gerade in die Mitte des Persergesichtes. Kadschar hätte zurücktaumeln müssen, denn Snow hatte alle Kraft in diesen Schlag gelegt, doch der Perser zeigte nicht die geringste Wirkung. Seine Arme schlossen sich um Snow. Wie Stahlklammern umfingen sie den Mann. Snow brüllte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf, als er von Kadschar hochgerissen und zu Reza Ali getragen wurde. Der Brite wand sich wie ein Wurm in der Umklammerung. Er trat mit den Beinen um sich, aber es war ihm unmöglich, von Kadschar loszukommen.
»Und nun zu dir!« knurrte Aga Pahlev, während er Rodensky mit seinen schwarzen Glutaugen durchbohrte.
»Keinen Schritt weiter!« zischte Rodensky. Er hob sein Messer, war zu allem entschlossen.
Pahlev grinste. Er machte den Schritt. Rodenskys Messerarm sauste ihm entgegen. Pahlev machte keine Anstalten, den Stich abzuwehren. Die Klinge fuhr ihm in den Bauch. Doch der Perser zuckte nicht einmal mit der Wimper.
Da wußte Vladek Rodensky, daß er auf diesem Boden nichts zu gewinnen hatte…
***
Der Flug dauerte zehn Stunden.
Ich schlief die meiste Zeit, um ausgeruht zu sein, wenn ich in Teheran ankam. Als wir Täbris überflogen, wachte ich auf. Meine Gedanken kreisten sofort wieder um die Geschichte, die mir Vladek am Telefon erzählt hatte. Gleich nach dem Telefonat hatte ich mich mit meinem Freund Lance Selby zusammengesetzt. Lance ist Parapsychologe, und er hat Werke in seiner Bibliothek, die uns schon oft unschätzbare Informationen vermittelt hatten. Wir fanden verschiedene Hinweise auf den geflügelten Stier von Teheran.
Während ich meine Koffer packte, studierte Lance die Aufzeichnungen über den Stierdämon, und kurz vor meiner Abreise gab er mir noch einige Tips, wie ich mich verhalten solle, falls es tatsächlich zu einer Konfrontation mit dem Dämon kommen sollte.
Ich war meinem Freund für jeden Tip dankbar, den er mir gab.
Trotzdem wußten wir beide, daß man aus der Ferne oft falsche Theorien entwickelte. Was richtig war, mußte an Ort und Stelle entschieden werden. Für alle Fälle gab mir Lance Selby ein reichhaltiges Sortiment an Dämonenbannern und etlichen Waffen mit, die schon recht wirkungsvoll gegen die Ausgeburten der Hölle eingesetzt worden waren. Ich hatte einen ganzen Koffer voll von dem Zeug mitgenommen.
Endlich wurden wir aufgefordert, das Rauchen einzustellen und uns anzuschnallen.
Die Landung stand kurz bevor.
Ich schob mir ein Lakritzenbonbon zwischen die Zähne und schloß den Gurtverschluß. Der vierstrahlige Jet begann zu sinken. Zehn Minuten später setzte die Maschine daunenweich auf dem internationalen Flughafen Mehrabad
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