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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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gruseligen Erscheinung war die Tatsache, daß das Gesicht dort drüben Dr. Krauses Antlitz war.
    ***
    Krause sah sich selbst. Die Augen, die Haare, die Nase, der Mund… alles wie mit dicken Blutstrichen an die Wand gepinselt. Jetzt grinste die Visage gemein. Krause konnte sein eigenes Gesicht nicht mehr ansehen. Er schlug die Hände vor die Augen und stammelte: »O Gott, o Gott, wie ist das möglich?«
    Es war eine Teufelei des Stierdämons, das stand für mich außer Frage.
    Das blutige Gesicht starrte mich mit brennenden Augen an. Es versuchte mich zu hypnotisieren. Ich hörte es atmen. Es war ein Lebewesen wie Krause und ich. Aber größer als wir. Viel größer.
    Der Arzt wandte sich rasch um. Er taumelte und wäre gefallen, wenn ich ihn nicht gestützt hätte. Die blutige Erscheinung, geschaffen von den magischen Kräften des Bösen, wollte uns in ihren dämonischen Bann schlagen.
    Krause zitterte am ganzen Leib. Ich drängte ihn hinter mich und kämpfte verbissen gegen die hypnotische Kraft des Blutgesichts an. Die riesigen Augen versuchten mich geistig in die Knie zu zwingen. Ein gefährliches Brausen entstand in meinen Ohren. Ich bekam furchtbare Kopfschmerzen. Atemnot quälte mich. Eine eiskalte Strömung trieb mir entgegen, als ich mich entschloß, die Geistererscheinung anzugreifen.
    Ich ballte meine rechte Hand zur Faust. Der schwarze Stein meines magischen Rings wies auf das Gemälde des Grauens. Ich wollte auf das haßverzerrte Gesicht zugehen, doch irgend etwas wollte mich nicht vom Fleck lassen.
    Mühsam gelang es mir, den ersten Schritt zu machen. Dann den zweiten, den dritten… Es war, als würde ich mich in eine widerstandsfähige, teigige Masse pressen.
    Die gefährliche Dämonenströmung drängte mich zurück. Keuchend kämpfte ich um jeden Zentimeter, der mich näher an das verfluchte Bild heranbrachte.
    Dr. Krause war mit seinen nervlichen Kräfte am Ende. Er sank an der Wand langsam zu Boden, hockte da und schluchzte hinter seinen zuckenden Händen, die er nicht von den Augen zu nehmen wagte.
    Ich drängte mich wutentbrannt durch die Strömung, die mir das Blutbild entgegensandte. Es sah verrückt aus. Schräg nach vorn geneigt kämpfte ich mich durch den Raum. Ich stemmte meinen Brustkorb gegen etwas, das nicht zu sehen war. Ich ruderte mit den Armen, als würde ich mich durch einen heftigen Sturm wühlen.
    Als ich an das blutglänzende Gesicht auf zwei Meter herangekommen war, öffneten sich die Lippen, und aus dem dunkelroten Mund kam ein feindseliges Fauchen.
    »Zurück, Ballard!« zischte mich Krauses Gesicht an, und seine Augen begannen eiskalt zu funkeln. »Zurück, sonst verschlinge ich dich mit Haut und Haaren!«
    »Versuch’s!« schrie ich wütend. »Versucht doch! Ich bleibe dir bestimmt im Magen liegen!«
    Die grausige Erscheinung riß daraufhin den Mund weit auf. Es war ein Tor, das geradewegs in die Hölle führte, wenn ich nicht verdammt gut auf mich aufpaßte.
    Ich machte den nächsten Schritt, und dann noch einen. Das blutige Ungeheuer stieß einen markerschütternden Schrei aus. Ein furchtbarer Sog setzte ein. Mit einemmal war die Strömung, gegen die ich so mühsam anzukämpfen hatte, nicht mehr vorhanden. Sie hatte sich umgekehrt und versuchte mich nun mit derselben Kraft von vorhin vorwärtszureißen, genau auf den weit geöffneten Mund zu.
    Mit gespreizten Armen und Beinen flog ich auf die Wand zu. Mit einem harten Aufprall landete ich genau im Zentrum des riesigen Mauls. Ich spürte das klebrige Blut, aus dem die geöffneten Lippen bestanden. Ich sah die gierigen Augen, die sich diebisch über mein Schicksal freuten, das sich schon in der nächsten Sekunde erfüllen sollte.
    Ich stemmte mich atemlos gegen den fürchterlichen, unerbittlichen Sog, der mich mit unwahrscheinlicher Kraft in eine andere Dimension zu zerren versuchte.
    Meine Leibesmitte bog sich durch. Mein Bauch ragte bereits in die Wand hinein. Die riesigen Zähne des blutigen Kopfes drückten sich schmerzend in meine linke Schulter.
    Atemlos krallte ich meine Finger in das große Gesicht, das mich nun tatsächlich mit Haut und Haaren zu verschlingen drohte. Ich wußte, daß ich gegen diese Teufelserscheinung nur noch eine einzige Chance hatte: Ein Schlag mit meinem magischen Ring mittenhinein in diese verfluchte Fratze würde mich von dem satanischen Sog befreien. Aber wie sollte ich ausholen? Meine Arme waren hart gegen die Wand gepreßt. Ebenso meine Beine. Wie ein riesiges X ragte ich über den großen

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