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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Mund, der mich verschlingen wollte, hinaus. Wenn ich meine Rechte zurückriß, verlor ich eine wichtige Stütze. Dann mußte mein linker Arm den doppelten Widerstand leisten, und ob er dazu fähig war, war fraglich.
    Tiefer, immer tiefer bog sich mein Körper in das große Maul hinein. Wenn Krauses Bild jetzt zugebissen hätte, hätten mich die gewaltigen Zähne gnadenlos zermalmt, doch daran schien ihm nichts zu liegen. Er wollte mich ganz haben.
    Schweiß rann mir in breiten Bächen über das Gesicht. Meine Kräfte ließen langsam nach, und im gleichen Maße wirkten die Kräfte des Bösen stärker auf mich ein.
    Keuchend mobilisierte ich alles, was ich noch in mir hatte. Ich zwang meine Leibesmitte zurück und schwang die rechte Schulter nach hinten, wodurch es mir möglich war, blitzschnell mit dem rechten Arm auszuholen.
    Der Sog riß mich sofort wieder nach vorn.
    Aber da hatte ich meine Faust schon geballt. Sie knallte gegen das Jochbein des Blutgesichts. Da, wo mein magischer Ring die Wand traf, stoben grelle Funken auseinander.
    Das Blutantlitz erstarrte augenblicklich. Im selben Moment hörte der mörderische Sog auf. Mein angespannter Körper war plötzlich frei. Ich torkelte einen Schritt zurück und sah mit geweiteten Augen zu, was nun passierte.
    Ein tierhaftes Gurgeln quoll mir aus dem immer noch aufgerissenen Mund entgegen. Es nahm langsam ab, wurde zu einem heiseren Stöhnen, zu einem schaurigen Ächzen, erstarb schließlich.
    Und dann sickerte alles Blut mehr und mehr in die Mauern ein. Bald war der Glanz verschwunden. Das teuflische Gemälde verblaßte. Wie wenn Wasser im lockeren Sand versinkt, so versiegte vor meinen Augen das Gesicht von Dr. Krause.
    Augenblicke später war von dem gefährlichen Spuk, der mich beinahe das Leben gekostet hätte, nichts mehr zu sehen. Ich atmete auf, wischte mir den Schweiß von der Stirn und hörte das Schluchzen des Arztes. Daraufhin wandte ich mich langsam zu ihm um.
    Er hockte immer noch mit angezogenen Beinen und vors Gesicht geschlagenen Händen auf dem Boden. Ich ging zu ihm. Er bekam nicht mit, daß ich vor ihm stand, war mit den Nerven völlig runter.
    »Es ist vorbei«, sagte ich zu ihm. »Es gibt den verfluchten Spuk nicht mehr, Dr. Krause. Kommen Sie. Ich helfe Ihnen auf die Beine.«
    Mit beiden Armen stemmte ich den Mann hoch. Er hing an mir wie ein nasser Sack. Ächzend schleppte ich ihn zu einem Sessel. Da ließ ich mich hineinfallen.
    Seine Hände rutschten vom Gesicht und ich erschrak.
    Dr. Krauses Jochbein wies eine dunkelrote Schwellung auf. Es war genau die Stelle, wo mein magischer Ring das riesige Gesicht an der Wand getroffen hatte.
    ***
    Ich entdeckte eine halbvolle Whiskyflasche. Sie stand auf dem Highboard neben dem Fenster. Ich holte sie und flößte dem Arzt eine Menge Whisky ein. Danach trank auch ich einen kräftigen Schluck, denn ich hatte ihn genau so nötig wie Krause.
    Eine halbe Stunde benötigten wir, um die ekelhafte Spannung aus unseren Gliedern zu kriegen. Dreißig lange Minuten – und etliche Zentimeter aus der Whiskyflasche.
    Krause wich meinem Blick aus. Anscheinend schämte er sich. Mein Gott, die Angst, die er gehabt hatte, war völlig berechtigt gewesen. Dafür brauchte er sich wirklich nicht zu schämen.
    Kein Mensch konnte sagen, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn ich nicht die Möglichkeit gehabt hätte, dem Spuk mit meinem Ring ein jähes Ende zu bereiten.
    Ich konnte nur Mutmaßungen anstellen, und die gingen dahin: Zuerst hätte die Geistererscheinung mich verschlungen, und danach hätte sie sich wahrscheinlich auch Dr. Krause geholt. Man stelle sich diesen dämonischen Irrsinn vor: Dr. Krause wäre von seinem eigenen Schlund verschlungen worden!
    Der Arzt schaute auf seine immer noch zitternden Hände. Ich fragte ihn: »Wie fühlen Sie sich?«
    »Es geht schon wieder. Vielen Dank, Mr. Ballard.«
    »Es war ein schlimmes Erlebnis für Sie…«
    Der Doktor seufzte und stieß krächzend heraus: »Es war das Schlimmste, was ich jemals erlebt habe. Es war grauenvoll. Ein riesiges, lebendes Gesicht. Mein Gesicht! Mit frischem Blut an die Wand geschmiert! Woher kam das viele Blut?«
    »Der Hölle ist alles möglich.«
    »Noch so einen Schock würde ich vermutlich nicht mit heilen Nerven überstehen«, sagte Dr. Krause ernst. Langsam hob er den Kopf. Seine unruhigen Augen blickten mich unruhig an. »Wird das… wird das noch einmal passieren, Mr. Ballard?«
    »Dämonen haben so viele Tricks auf Lager, daß sie kaum

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