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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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gekränkt. Nur wenn ihn einer einen Feigling nennen wollte, reagierte er beleidigt.
    »Ich soll mich vor Ihrem dummen Ring fürchten?« fragte er verstimmt. »Das ist doch Unsinn, Mr. Ballard.«
    »Beweisen Sie mir das Gegenteil!« verlangte ich lauernd.
    Da streckte er die Hand aus und legte sie fest auf meinen Ring. Es passierte nichts. Aftabe Jamshid war sauber. Ich entspannte mich und bat ihn wegen meines Mißtrauens um Entschuldigung.
    Es entstand eine kleine, peinliche Pause. Ich schaute mich in Jamshids Büro um. Es war spartanisch eingerichtet. Außer dem Schreibtisch und zwei Stühlen gab es nur noch zwei Aktenschränke und ein Bücherregal, in dem zahlreiche Werke über forensische Medizin standen. Alle in englischer Sprache verfaßt.
    Ich legte meine Beine übereinander und nahm den Gesprächsfaden wieder auf. Ich kehrte zur Entführung zurück und erwähnte in einem Atemzug Dr. Werner Krause, und das, was wir am vergangenen Abend im INTO-Hotel erlebt hatten, wobei ich nicht zu erwähnen vergaß, daß ich dem Spuk mit Hilfe meines magischen Rings – den Jamshid so sehr geringschätzte – ein Ende bereiten konnte.
    Nun sah Jamshid den Ring mit anderen Augen an.
    »Ich denke«, fuhr ich fort, »Sie und Ihre Leute sollten sich vor allem auf die Suche nach dem cremefarbenen Ford Pinto konzentrieren, in dem Hank Snow und Vladek Rodensky hinter den Kidnappern herfuhren.«
    »Wir fahnden seit nunmehr achtundvierzig Stunden nach dem Wagen, Mr. Ballard«, sagte der Inspektor, und sein zwingender Blick fragte mich verdrossen: Denkst du, wir wissen nicht, was zu tun ist?
    Ich begegnete seinem Blick mit einem freundlichen Lächeln. »Würden Sie mich verständigen, wenn man den Pinto findet, Inspektor?«
    Aftabe Jamshid nickte. »Das kann ich tun, Mr. Ballard.«
    Ich erhob mich. »Vielen Dank.« Wir reichten einander die Hände. Sein Druck war fest. Ich hatte das Gefühl, daß er mich akzeptierte. Wir waren uns zwar nicht in allen Punkten einig, aber wir erkannten, daß unsere Übereinstimmung doch ziemlich weit reichte.
    ***
    Ich hatte mir von einer Leihwagenfirma einen weißen Peugeot 504 TI geholt. Das gleiche Modell fuhr ich zu Hause in London, deshalb war mir das Instrumentarium bestens vertraut. Ich schwang mich nach dem Besuch bei Inspektor Jamshid in meinen Wagen und zündete die 104-PS-Maschine. Während das Fahrzeug langsam anrollte, dachte ich daran, daß sich in dieser herrlichen Stadt am Fuße des schneebedeckten Elbrusgebirges irgendwo ein gemeiner, gefährlicher Dämon eingenistet hatte, den es aufzustöbern und zu vernichten galt, ehe er die Herrschaft über Teheran antreten konnte.
    Wie hatte Jamshid gesagt? Der Stierdämon versucht, die einflußreichsten Leute dieser Stadt auf seine Seite zu bekommen. Das fiel ihm sicherlich nicht allzu schwer. Er machte die auserwählten Personen zu seinen Sklaven, die von diesem Tag an nur noch nach seiner Teufelspfeife zu tanzen hatten.
    Zweihundert bis dreihundert Mitglieder hatte die Bande bereits. Eine tödliche Schlinge hatte sich um Teherans Hals gelegt. Eines Tages – bestimmt war es bis dahin nicht mehr weit – würde der Stierdämon diese Schlinge mit einem blitzschnellen Ruck zuziehen. Dann fiel ihm Teheran in die Hände, und sobald das geschehen war, würde der geflügelte Stier mit Mesos, seinem Knecht, den nächsten Schritt tun: sie würden Persien zu Fall bringen.
    Und später?
    Das Böse würde die persischen Grenzen überschreiten und seinen gefährlichen Siegeszug fortsetzen.
    Pakistan. Afghanistan. Die turkmenische SSR. Kaukasus. Türkei…
    Wenn dieser Aufstand der Hölle nicht im Keim erstickt wurde – also hier in Teheran –, war ihm nicht mehr Einhalt zu gebieten.
    Bei diesem Gedanken überlief es mich eiskalt.
    Ich lenkte meinen Wagen den Boulevard Elizabeth II. entlang. Von weitem schon sah ich die imposante Fassade des INTO-Hotels. Kurze Zeit später durchschritt ich das gläserne Portal und danach die weite Hotelhalle.
    Da hörte ich jemanden meinen Namen rufen: »Mr. Ballard! Mr. Ballard!«
    Ich blieb stehen, drehte mich um.
    Vom Rezeptionspult löste sich ein Mann. Perser. Ich kannte ihn nicht, musterte ihn eingehend und fragte: »Ja, bitte?«
    Der Mann machte auf mich einen vitalen, fuchsschlauen Eindruck. Er war klein, dünn und drahtig. Über sein faltiges Gesicht huschte ein Lächeln der Erleichterung.
    »Was kann ich für Sie tun?« wollte ich wissen.
    »Ich muß Sie bitten, mit mir in mein Haus zu kommen, Mr. Ballard.«
    Ich

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