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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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zweimal denselben anwenden. Sie fänden das einfallslos«, sagte ich grimmig. Verdammt, ich wußte nur zu genau, wozu die Ausgeburten der Hölle fähig waren. Wenn es darum ging, Menschen zu erschrecken, zu quälen oder zu vernichten, waren sie in ihrem Einfallsreichtum schier unerschöpflich.
    Auf die haarsträubendsten Ideen kamen sie manchmal.
    Ich blieb noch eine Weile bei Dr. Krause. Ich blieb so lange, bis ich sicher sein konnte, daß er den schlimmen Schrecken halbwegs verdaut hatte. Danach riet ich ihm, gleich zu Bett zu gehen. Er nickte und seufzte: »Jetzt bestraft man mich dafür.«
    »Wofür?« fragte ich.
    »Ich habe die Polizei benachrichtigt, als Melissa Ford gekidnappt wurde. Ich habe Ihnen das Angebot gemacht, Sie bei der Suche nach Ihrem Freund zu unterstützen. Ich habe mich zu sehr engagiert.«
    Ich lächelte. »Vielleicht wäre es besser, wenn Sie Ihre Zelte hier vorzeitig abbrechen würden.«
    »Sie meinen, ich soll abreisen?«
    »Genau das.« Ich nickte. »In Hamburg wäre Ihnen das –« ich wies auf die Wand, wo uns das Blutgesicht erschienen war – »nicht passiert.«
    ***
    Inspektor Aftabe Jamshid entstammte ärmlichen Verhältnissen. Was anderen, allein aufgrund einer besseren Schulbildung, in den Schoß fiel, hatte sich Jamshid schwer erarbeiten müssen. Nächtelang hatte er gebüffelt, doch anfangs wollten sich trotz Hartnäckigkeit und Fleiß die Erfolge nicht einstellen. Man nannte Jamshid lange Zeit einen Spätstarter. Aber eines Tages gelang ihm der Durchbruch dann doch, und von diesem Tag an kletterte er schneller als alle anderen die Karriereleiter im Polizeipräsidium hoch. Heute war er sechsunddreißig Jahre alt und einer der tüchtigsten Inspektoren von Teheran. Er war mittelgroß, hatte lange Schneidezähne, die die Oberlippe nicht zu verdecken vermochte. Sein Blick war stechend, und wenn er mit jemandem sprach, mußte er immer etwas in der Hand haben.
    Diesmal war es ein Kugelschreiber, den er ununterbrochen klicken ließ. Langsam machte mich das nervös.
    Es war schwierig gewesen, zu ihm vorzudringen. Seine Assistenten schirmten ihn ab wie einen Spitzenpolitiker, aber ich ließ mich von ihnen nicht abwimmeln.
    Jeder, der mich abfangen wollte, bekam zu hören, daß das, was ich zu sagen hätte, nur für die Ohren des Inspektors bestimmt wäre, und ich fügte hinzu, daß sie von Jamshid eins auf den Deckel bekommen würden, wenn sie ihm meine wichtige Information noch lange vorenthalten würden.
    Das wirkte. Sie wurden unsicher und dachten, besser, ich würde mit dem Inspektor reden als mit gar niemandem. Ein schwerer Brocken mit Halbglatze und dicker Knollennase erhob sich schließlich mit einem resignierten Seufzer und knurrte auf englisch: »Na schön, Mr. Ballard. Wenn Sie sich einen Augenblick gedulden wollen. Ich werde sehen, ob Inspektor Jamshid für Sie Zeit hat.«
    Ich geduldete mich.
    Und Aftabe Jamshid hatte Zeit für mich.
    Drinnen, in seinem Büro, schenkte ich Jamshid dann sofort reinen Wein ein. Er machte nicht den Eindruck, daß er mich gleich wieder vor die Tür setzen würde, deshalb redete ich frei von der Leber weg. Zunächst sagte ich ihm, daß ich im Besitz einer englischen Privatdetektivlizenz wäre. Daraufhin lehnte er sich entspannt zurück. Ein Glück, daß er im allgemeinen nichts gegen Privatdetektive hatte.
    Viele seiner Kollegen hätten auf meine einleitenden Worte stinksauer reagiert. Anschließend eröffnete ich dem Inspektor, daß ich eigentlich nicht deshalb gekommen war, um ihn zu informieren, sondern eher, um mich von ihm informieren zu lassen.
    Auch das bekam er glücklicherweise nicht in den falschen Hals. Natürlich hätte er mit mir über die Sache, deretwegen ich zu ihm gekommen war, kein Wort reden müssen. Die Polizei ist dazu da, um Informationen einzuholen – nicht, um welche auszugeben.
    Er hatte – und das rechnete ich ihm hoch an – vollstes Verständnis für meine Lage. Immerhin ging es mir darum, meinen verschwundenen Freund wiederzufinden.
    Und da Vladek Rodenskys Verschwinden unmittelbar mit der Entführung von Melissa Ford verknüpft war, blieb es nicht aus, daß wir auch darüber sprachen.
    »Wir haben alle erforderlichen Maßnahmen getroffen, Mr. Ballard«, sagte der Inspektor mit einer sanften, melodiösen Stimme.
    Ich kannte diese sogenannten »erforderlichen« Maßnahmen. Sie sahen alle gleich aus – ob nun in Persien, England oder in Amerika: Einvernahme der Augenzeugen. Besichtigung des Tatorts. Wenn eine

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