GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen
kleinlaut.
Capone verdrehte die Augen und stöhnte: »Leider nein! Hör mal, was hast du dir dabei gedacht? Die Leute, die für Hector Ross arbeiten, sind sowieso nicht ganz richtig im Kopf. Die kann man nicht abwerben. Denen macht es große Freude, für wenig Geld viel zu arbeiten. Das werden wir zwar nie begreifen, aber es ist so… Hast diesem Ballard schöne Augen gemacht, nicht wahr?«
»Ich hab’s versucht«, gab Jessica zu. »Ich bot ihm an, ein gutes Wort für ihn bei dir einzulegen, aber er wollte von dir nichts wissen.«
»Natürlich nicht. Er hält zu Ross.«
»Ich dachte, vielleicht ändert er seine Meinung, wenn unsere Freunde mit ihren Fäusten ein wenig nachhelfen…«
Capone schüttelte zornig den Kopf. »Das war grundverkehrt!« Wieder sprach er von den Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben konnten. »Daran hast du wohl nicht gedacht, wie?« fragte er giftig.
»Es tut mir leid, daß die Sache danebengegangen ist, Brian. Ich wollte dir bloß helfen.«
Capone rang die Hände. »Ich flehe dich an, hilf mir nie mehr, ja?« Seine Brauen zogen sich zusammen. »Es gibt andere, probatere Mittel, um das Ziel, das du da angegangen bist, zu erreichen!«
***
Lance Selby erhob sich. Er ging nach nebenan, und als er wiederkam, hatte er seine Reisetasche in der Rechten. Er stellte sie auf einen Stuhl und begann, verschiedene komische Dinge auszupacken.
»Was ist das?« wollte Hector wissen. Er griff nach einem kleinen Lederbeutelchen und hob es hoch. Es baumelte an einem Riemen.
»Das ist ein Dämonenbanner«, erklärte ihm der Professor. »Damit kann man das Böse fernhalten.«
Ross betrachtete das Ding mit ungläubigen Augen. »Könnte man damit das ganze Haus schützen?«
»Mit diesem einen kann man nicht allzuviel anfangen. Viele davon haben jedoch eine Wirkung, die verblüffend sein kann.«
»Was hast du vor?« fragte ich den Professor.
»Ich werde um das Sägewerk herum einige magische Fallen aufstellen. Wenn wir Glück haben, fängt sich eine der Puppen darin.«
Ich bot mich an, ihm dabei zu helfen, doch er schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Du siehst erst mal zu, daß du wieder auf den Posten kommst!«
»Ich fühle mich gut.«
Lance wies auf sein Gesicht. »Ich habe Augen im Kopf, Tony. Und ich kann damit sehen, daß du lügst. Silver wird mich begleiten.«
Der Hüne nickte sofort und erhob sich. Sie verließen das Blockhaus. Ich begab mich zum Fenster und beobachtete sie bei der Arbeit. Lance zeichnete mit einem magischen Stab ein Pentagramm auf den Boden. In diesen Drudenfuß legte er verschiedene Dinge. Dann ging er weiter.
Mr. Silver blieb stets dicht bei ihm, und die Augen des Ex-Dämons streiften immer wieder den Wald, auf den sich allmählich die Dämmerung herabsenkte. Wir fühlten es alle.
Es lag etwas in der Luft.
Wir ahnten, daß die kommende Nacht nicht friedlich vorübergehen würde…
***
Es war erst neun, aber Brian Capone schickte Jessica schon zu Bett. Sie hatte den Eindruck, er erwarte jemanden, den sie nicht sehen sollte. »Gute Nacht, Brian«, sagte sie folgsam und küßte ihn auf die Wange.
»Schlaf gut«, murmelte Capone geistesabwesend.
»Hast du noch zu arbeiten?«
»Ja.«
»Wird es lange dauern?«
»Kann ich nicht sagen«, erwiderte Capone. »Geh jetzt, Jessica.«
Das rothaarige Mädchen nickte willig und verließ das Wohnzimmer. Zu gern hätte sie gewußt, welches Geheimnis Brian so besorgt hütete. Ob sie nur so tun sollte, als ginge sie nach oben? Das konnte schlimme Folgen für sie haben, denn Brian haßte Ungehorsam. Was er sagte, hatte zu geschehen. Befolgte man seine Befehle nicht, konnte er wie eine Bombe explodieren. Jessica erinnerte sich an Personen, die sich Brians Unmut zugezogen hatten. Einige von ihnen lebten heute nicht mehr. Sie hatten einen bedauerlichen Unfall gehabt, sagte man.
Das Mädchen betrat gespannt sein Schlafzimmer.
Zum Kuckuck, sie wollte noch nicht zu Bett gehen. Ärgerlich zündete sie sich eine Zigarette an. Als sie sie halb geraucht hatte, hallte ein dumpfes Pochen durch das Haus.
Jessica drehte sich schnell um.
Besuch!
Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür, nachdem sie die Pantoffeln von den Füßen geschüttelt hatte. Lautlos machte sie die Tür auf. Stimmen. Sie drangen nur als gedämpftes Gemurmel an Jessicas Ohr. Es war unmöglich, zu verstehen, was gesprochen wurde.
Die eine Stimme gehörte Brian, das erkannte das Mädchen am Klang. Aber wem gehörte die zweite Stimme?
Ihre Neugier wuchs.
Weitere Kostenlose Bücher