GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen
weiterkommen.«
»Wer sagt das?«
»So sieht es jedenfalls aus.«
»Sie wollten Norton Ross’ Tod!« sagte Mordio scharf. »Nun, Norton Ross lebt nicht mehr.«
»Ja. Dafür erfreut sich aber sein Sohn Hector immer noch bester Gesundheit. Und nicht nur das. Der Bursche reißt auch Aufträge an sich, die ich haben wollte. Der schafft es noch, diesen überalteten Betrieb wieder in Schwung zu bringen. Warum unternehmen Sie nichts gegen ihn?«
»Ich dachte, er würde von selbst die Lust verlieren, zu bleiben.«
Capone nickte grimmig. »So. Dachten Sie. Und was ist in Wirklichkeit geschehen? Ich habe ihm angeboten, das Sägewerk zu kaufen. Er hat mich ausgelacht, und er hat drei weitere Arbeiter aufgenommen. Ich sage Ihnen, Mordio, bei denen müssen Sie mit den schwersten Geschützen auffahren, die Ihnen zur Verfügung stehen, sonst kommen wir da nie zu einem Ende!«
Mordios Gesicht wurde hart. »Es wird geschehen, Mr. Capone. Seien Sie unbesorgt. Das Ross’sche Sägewerk gehört heute schon Ihnen.«
Capone betrachtete die Glut seiner Zigarre. »Verstehen Sie mich nicht falsch, Mordio. Es liegt mir fern, Ihnen in Ihre Arbeit dreinreden zu wollen. Sie wissen, was Sie tun. Aber ich möchte endlich einen Schlußstrich ziehen.«
»Ich kann Sie durchaus verstehen«, sagte Mordio mit einem gemeinen Lächeln. »Vielleicht kann ich Ihnen morgen schon zu einer äußerst erfreulichen Nachricht verhelfen.«
Capone lachte. »Mann, das wäre wunderbar!«
***
Die Pendeluhr schlug wummernd Mitternacht.
Da fing der Spuk ganz plötzlich an. Wir hörten ein geisterhaftes Seufzen und waren sofort aus den Betten. In der nächsten Sekunde setzte ein Mordsspektakel ein. Jemand trabte über das Dach. Wir hörten die hackenden Schritte, und dann flogen die Dachsteine davon.
Hector Ross riß bestürzt die Augen auf. »Um Himmels willen, die decken mir das ganze Dach ab!«
Unzählige Fäuste trommelten mit einem Mal gegen die Regenrinne. Gott, war das ein ohrenbetäubendes Getöse. Ich schnallte meine Schulterhalfter um und schob für alle Fälle meinen Colt Diamondback, der mit geweihten Silberkugeln geladen war, hinein.
Die Geisterpuppen vollführten einen schrecklichen Tanz auf dem Blockhaus, aus dem wir nun wie von Furien gehetzt hinausstürmten. Ich sah einen kleinen Schatten, zog augenblicklich die Waffe und feuerte. Ein langgezogenes Jaulen folgte.
Die häßlichen Holzpuppen turnten jäh vom Blockhaus herunter und rannten in den Wald, Mr. Silver und ich folgten ihnen. Der Ex-Dämon versuchte mit einigen Bannsprüchen die Puppen zu stoppen, doch die Spukgestalten mit den riesigen, häßlichen Schädeln und den scharfen, gefährlichen Krallen schienen dagegen immun zu sein.
Das Unterholz bot den Puppen viele Möglichkeiten, sich vor uns zu verbergen. Hinter uns lief Lance.
Ich blieb stehen. »Und wer ist bei Hector?« fragte ich vorwurfsvoll.
Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Der Professor machte sofort wieder kehrt, um dem Sägewerksbesitzer schützend beizustehen, falls dies nötig sein sollte, denn die Puppen mit den Todeskrallen konnten uns auch absichtlich in den Wald gelockt haben, um während unserer Abwesenheit mit Ross leichtes Spiel zu haben.
Wir stolperten über Wurzeln. Ich rutschte mehrmals auf irgendwelchen Knüppeln aus, knallte gegen einen Baum, daß ich das Gefühl hatte, mein Schlüsselbein wäre gebrochen. Schußbereit lag der Diamondback in meiner Faust.
Aber die verdammten Puppen hatten sich gut verkrochen. Wir fanden keine einzige mehr.
Mr. Silver blieb stehen und bedeutete mir, still zu sein. Er lauschte angestrengt. Über die Baumwipfel strich der Wind. Außer diesem leisen Rauschen war nichts zu vernehmen.
Dennoch waren wir felsenfest davon überzeugt, daß die hölzernen Biester sich ganz in unserer Nähe verborgen hielten.
»Verdammt!« knurrte Mr. Silver. »Wenn ich einen von ihnen in die Finger kriege…« Er starrte auf seine Hände, und sie verwandelten sich in pures Silber. Mit diesen Metallhänden hatte mein Freund schon viel Unheil in Dämonenkreisen angerichtet. Ihnen würden auch die Puppen mit den Todeskrallen nicht widerstehen können.
Aber wo waren sie? Wo steckten sie?
Mir schien es nicht angeraten zu sein, noch weiter vom Sägewerk wegzugehen. Wir mußten beisammenbleiben, uns um Hector Ross gruppieren, denn ihm drohte die meiste Gefahr.
Als wir aus dem Unterholz heraustraten, zuckte Lance Selby heftig zusammen, aber er entspannte sich gleich wieder. »Nun?« fragte er mit
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