GK231 - Der Herr der Ratten
doch ich schüttelte den Kopf.
»Je weniger Leute an den Vorbereitungen beteiligt sind, desto weniger Beachtung wird Lago dem Ganzen schenken.«
Das leuchtete dem Kapitän ein. Er zuckte die Achseln. »Machen Sie’s, wie Sie glauben. Sie wissen, was zu tun ist. Ich bin sicher, daß Sie diesen gottverdammten Schurken in die Hölle schicken werden.«
Das waren Vorschußlorbeeren, die ich mir erst verdienen mußte.
***
Indessen beluden Milt Musser, Hyram Slazenger und Frank Esslin ihr Motorboot mit blutigen Fleischstücken.
»Was haben wir damit eigentlich vor?« wollte Musser wissen, nachdem er den letzten Fleischbrocken auf den kleinen Berg, der sich im Bootsheck auftürmte, geklatscht hatte.
»Wir werden ein Stück von hier wegfahren und dann die Fleischbrocken nacheinander ins Wasser werfen«, antwortete Esslin.
Slazenger wiegte den Kopf. »Mann, anschließend möchte ich in dem Meer aber nicht baden. Nicht mal die kleine Zehe würde ich ins Wasser halten, denn sie wäre garantiert weg. Abgebissen von einem blutgierigen Hai. Diese Bestien werden blind vor Gier, wenn sie Blut riechen. In diesem Zustand hacken sie ihre mörderischen Zähne in alles, was ihnen in die Quere kommt.«
Frank Esslin startete den Motor. Er nickte. »Genau das ist der Zweck der Übung. So seltsam es klingen mag: die Haie werden im Kampf gegen Lago unsere Verbündeten sein. Er und seine Ratten werden durch sie umkommen.«
»Und wie soll man Lago und seine Biester ins Wasser kriegen?« fragte Milt Musser, der sich nicht vorstellen konnte, daß dieses gefährliche Unternehmen klappen konnte.
»Das lassen Sie nur Tony Ballards und Mr. Silvers Sorge sein. Ich glaube, sie haben einen Weg gefunden, um dieses Ziel zu erreichen.«
Esslin beobachtete während der Fahrt unentwegt das Ufer.
Musser und Slazenger warteten auf seinen Befehl. Erst dann würden sie beginnen, die blutigen Fleischstücke über Bord zu werfen und damit die gefräßigen Haie anzulocken.
Der Befehl kam wenige Augenblicke später.
»Jetzt!« rief Frank Esslin. Er machte das Steuerrad fest. Das Boot fuhr mit gedrosseltem Motor daraufhin im Kreis, und die Männer warfen hastig Stück für Stück des bluttriefenden Fleisches ins Meer.
Sehr bald schon tauchten die ersten Dreiecksflossen auf. Die Killer waren da.
***
Mr. Silver und ich besorgten die Farbingredienzien.
Wir mixten alles in einem großen Eimer zusammen. Mir machte der Anblick der dämonenabweisenden Farbe nichts aus, aber Mr. Silver drehte sich fast der Magen um. Ganz schien der Hüne seine dämonische Vergangenheit noch nicht abgelegt zu haben.
Wir fuhren unverzüglich zur Insel hinüber und trafen da unsere weiteren Vorbereitungen.
Wir hatten von Kapitän Collins die Erlaubnis, uns drei Planierraupen auszuleihen, und wir gingen sofort daran, sie für unsere Zwecke zu präparieren. Wir bestrichen die mächtigen Schaufeln der drei Raupenfahrzeuge mit jener Farbe, die Mr. Silver nicht ausstehen konnte.
Ich dachte bei mir: Wenn Silver schon so darunter leidet, wie muß die Farbe dann erst auf Lago und seine Ratten wirken.
Nachdem die Schaufeln gestrichen waren, nahm ich eine magische Kreide zur Hand und versah die Schaufeln zusätzlich mit Symbolen der Weißen Magie.
Mr. Silver sagte, nachdem er tief eingeatmet hatte: »Wenn wir Lagos Kraft damit nicht brechen können, dann gibt es nichts mehr, womit wir ihm gewachsen wären.«
Wir fuhren die drei Planierraupen zu jener Senke, in der wir Ali Golombek wiedergetroffen hatten. Nachdem wir die Fahrzeuge sternförmig um die Senke aufgestellt hatten, warteten wir ungeduldig auf das Eintreffen von Frank Esslin. Er kam fünfzehn Minuten später, war vom Laufen völlig außer Atem. Mit einer fahrigen Handbewegung wischte er sich den Schweiß von der Stirn. »Puh, heute ist das hier mal wieder ein Brutofen, was?«
Ich nickte. »Die Sonne meinte es gut.«
»Zu gut«, ächzte Frank.
»Sind die Haie da?«
»So viele Killer habe ich auf einem Haufen noch nie gesehen«, erwiderte Frank.
Ich wandte mich an Mr. Silver. »Kann es losgehen?«
»Ich bin bereit«, sagte der Ex-Dämon.
»Okay, dann nimm jetzt Kontakt mit Lago auf. Locke ihn aus der Reserve und hierher. Beschmutze den Namen des Höllenfürsten. Nenne Lago einen Feigling, der nicht den Mut hat, sich in einem offenen Kampf zu stellen. Sag ihm, daß wir ihm weit überlegen sind. Das wird ihn maßlos ärgern. Mach ihn so wütend, daß er darüber seinen teuflischen Verstand verliert. Er muß uns in
Weitere Kostenlose Bücher