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GK231 - Der Herr der Ratten

GK231 - Der Herr der Ratten

Titel: GK231 - Der Herr der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Sie stiefelten zwischen den häßlichen Betonklötzen umher, blickten in alle zertrümmerten Gebäude und spielten immer wieder das mitgebrachte Tonband ab: »Ali Golombek! Wenn du uns hörst, komm heraus aus deinem Versteck. Wir haben den Auftrag, dich zum Kapitän zu bringen. Es wird dir nichts geschehen. Also laß das Versteckspielen und komm zu uns!«
    Ali kam nicht.
    Sie konnten ihn auch nirgendwo entdecken.
    Er wäre verrückt gewesen, ohne Schutz hierher zu fliehen. Er wußte genau, wie gefährlich der Plutoniumstaub war, deshalb glaubten Milt Musser und Hyram Slazenger keine Sekunde daran, daß sie Ali Golombek hier aufstöbern konnten. Aber Befehl war Befehl, und sie führten ihn entgegen ihrer Überzeugung mit größtmöglicher Gewissenhaftigkeit aus.
    Musser ließ wieder das Tonband ablaufen.
    »Ali Golombek!…«
    Er spähte zu den Schiffswracks. Sein Blick glitt über die sanften Meereswellen, die auf dem hellen Sandstrand ausliefen. Nichts. Nein, Ali Golombek war bestimmt nicht hier.
    Musser wollte weitergehen. Mit einem Mal setzte sich ein unangenehmes Gefühl in seinen Nacken. Mit großen Augen suchte er die Ursache. Er biß sich beunruhigt auf die Lippen. Angst! Er hatte auf einmal Angst, ohne erklären zu können, wovor.
    Hyram schien es genauso zu ergehen. Er blickte Milt mit furchtgeweiteten Augen hinter dem hellen Kunststoffglas der Gasmaske an, und er machte mit dem Daumen ein Zeichen, das Rückzug heißen sollte.
    Doch ehe sie sich umwenden konnten, passierte es.
    Lago zeigte sich ihnen.
    Er war wie ein Paukenschlag da. Ganz plötzlich. Und er war nicht allein. Ein Heer von Ratten umgab ihn. Unzählige Tierleiber. Ein Meer von Rattenrücken umwogte den grauenerregenden Mann.
    Lago brüllte einen Befehl.
    Daraufhin stürmten die Ratten los. Wie große Gummibälle sprangen sie über alle Hindernisse hinweg. Musser und Slazenger warfen sich herum. Sie rannten, so schnell sie konnten. In ihrer Panik dachten sie nicht an die Kameraden. Die meisten von ihnen hatten die Ratten ebenfalls erblickt und flohen jetzt auch.
    Doch zwei waren mit ihrer Arbeit so intensiv beschäftigt gewesen, daß sie die Gefahr nicht sofort erkannten.
    Einem der beiden gelang es dennoch, mit knapper Mühe davonzukommen, aber der andere hatte dieses Glück nicht. Ihn stellten die Riesenratten. Sie umringten ihn. Sie schnellten an ihm hoch. Sie fetzten ihm den weißen Overall vom Leib. Er schlug wie von Sinnen um sich. Er wehrte sich verzweifelt gegen die tödliche Übermacht.
    Die Tiere spielten ein grausames Spiel mit ihm.
    Sie hätten ihn schon längst töten können, doch sie ließen sich damit Zeit.
    Milt Musser erreichte als erster das gelbe Tau. Er riß sich keuchend die Maske vom Gesicht und brüllte verstört: »Wahnsinn! Das kann es doch nicht geben! Das ist Wahnsinn!«
    ***
    Nun zweifelte keiner mehr an Ali Golombeks Geschichte.
    Alle, die ihn für verrückt gehalten hatten, leisteten bei ihm im Geist Abbitte, und jedermann fragte sich sorgenvoll, wo Ali bloß hingekommen war. Milt Mussers Bericht erschütterte vor allem John Collins zutiefst. Er hatte schon wieder einen Mann verloren. Und diesmal fühlte er sich schuldig, denn er hatte den Suchtrupp in die heiße Zone geschickt.
    Es war Abend, und ich überlegte an Deck des Schiffes im Kreise meiner Freunde laut: »Eigenartig. Lago und seine Ratten kennen keinen Unterschied zwischen dem verstrahlten Norden und dem sauberen Süden der Insel.«
    »Die Mächte des Bösen machen sie immun gegen die radioaktiven Strahlen«, erklärte Mr. Silver.
    »Besteht aber nicht die Gefahr, daß sie die Strahlung in den Süden verschleppen?«
    »Sie prallt vermutlich an ihnen ab. Sie bleibt nicht an ihnen haften. So können sie sie auch nicht verschleppen«, sagte Mr. Silver. Das leuchtete mir ein.
    Ich sagte zu Frank: »Man müßte die Insulaner noch einmal von ihrem Eiland herunterholen. Lago dreht allmählich mehr auf. Er wird wohl bald auch über die Eniwetokesen herfallen. Es wäre gut, wenn sie die nächsten achtundvierzig Stunden hier auf dem Schiff verbringen würden. Dann brauchten wir auf sie nicht aufzupassen und auch keine Rücksicht zu nehmen. Ich denke, daß nach achtundvierzig Stunden die Insel nicht nur von der Strahlung, sondern auch von Lago und seinen gefährlichen Ratten sauber sein könnte.«
    Frank Esslin nickte. »Rede mal mit John Collins darüber.«
    Das tat ich zwanzig Minuten später. Der Kapitän seufzte. »Um gleich mal eines klarzustellen, Mr. Ballard:

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