GK245 - Die Satansdragoner
würdigte Sian Baker keines weiteren Blickes und knallte ziemlich energisch mit der Tür.
»Kanaille!« sagte der Schrottmillionär.
»Idiot«, sagte das Mädchen auf der anderen Seite der Tür.
Das Telefon schlug an, und Sian Baker schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er war nicht zu seinem Vergnügen in dieses Zwölf-Zimmer-Apartment eingezogen. Er hielt sich aus einem ganz besonderen Grund nun schon seit zwei Wochen hier in Chicago auf.
Er hatte die Absicht, in Amerika einen großen Coup mit Kriegsmaterial aus Europa zu landen. Dazu benötigte er natürlich die Hilfe von Politikern, und Dominic Phillips, sein Anwalt, war gerade dabei, die richtigen Köder auszulegen.
Sian Baker begab sich an den Apparat. »Ja?«
»Ich bin’s. Dominic.«
»Warst du bei Frank Maxwell?« fragte Baker hastig. Maxwell wäre das beste Zugpferd gewesen, das er für seine Sache hätte einspannen können. »Hast du mit ihm gesprochen?«
»Maxwell ist ein vielbeschäftigter Mann…«
»Das interessiert mich nicht. Ich will wissen, ob er dich empfangen hat.«
»Hat er.«
»Und? Was kam bei dem Gespräch heraus?« Es hieß, daß Frank Maxwell bestechlich war. Natürlich nur dann, wenn die Summe hoch genug war.
»Maxwell ist ein verdammt vorsichtiger Mann«, sagte Bakers Anwalt.
»Ist mir immer schon klar gewesen. Hör mal, wie lange soll ich deinem Gefasel noch zuhören? Ich will Fakten, Dominic. Den Schmus kannst du beiseite lassen.«
»Grundsätzlich hätte Maxwell nichts dagegen, mit uns Geschäfte zu machen.«
»Na fein. Das hört man gern. Hast du ihm gesagt, daß ich über den Preis mit mir reden lasse?«
»Durch die Blume. Ja.«
»Und? Was hat er dazu gemeint?«
»Er würde sich gern mal persönlich mit dir unterhalten.«
»Jederzeit. Wann soll ich zu ihm kommen?«
»Er will dich aufsuchen.«
»Ist mir auch recht«, sagte Sian Baker. »Und wann wird mir der ehrenwerte Herr Senator die Ehre erweisen?«
»Heute nachmittag. Siebzehn Uhr.«
»Paßt mir ausgezeichnet.«
»Er trinkt gern Dom Perignon.«
»Ich werde einige Flaschen kaltstellen«, sagte Sian Baker und legte auf.
***
Um siebzehn Uhr also.
Jetzt war es sechzehn Uhr, und Sian Baker war schon ziemlich aufgeregt. Wenn es ihm gelang, dieses Supergeschäft unter Dach und Fach zu bringen, konnte er mit einem Schlag sein Vermögen verdoppeln. Prachtvolle Aussichten waren das.
Der Schrottmillionär lief wie ein gereizter Tiger im Livingroom auf und ab. Hin und wieder warf er einen Blick zum Fenster hinaus. Chicago. Der Schlachthof Amerikas. Er hatte diese Stadt nie sonderlich leiden mögen. Er wußte nicht, weshalb. Doch schon bald würde er sie wie keine andere Stadt lieben, denn hier würde er den Grundstein für das Geschäft seines Lebens gelegt haben.
Sechzehn Uhr eins.
Es schellte an der Tür.
Frank Maxwell schien um neunundfünfzig Minuten zu früh dran zu sein. Egal. Der Dom Perignon war auch jetzt schon kalt. Sian Baker eilte aus dem Wohnzimmer. Er warf noch schnell einen prüfenden Blick in den Spiegel. Was ihm daraus entgegensah, gefiel ihm. Er setzte das Lächeln des Sieggewohnten auf und öffnete die Tür.
Enttäuschung überschattete gleich darauf seine Augen. Draußen stand ein langer Kerl mit Dackelfalten, nach vorn gesunkenen Schultern und schwarzen Plüschaugen… Dominic Phillips, der Anwalt.
»Ach, du bist es«, sagte Sian Baker und drehte sich auf den Hacken um.
»Ich dachte, du hättest mich bei der Unterredung gern dabei«, meinte Phillips achselzuckend.
»Mich würdest du nicht stören, aber vielleicht Frank Maxwell. Wenn der Bursche so gerissen ist, wie es heißt, dann läßt er sich nur auf ein Gespräch unter vier Augen ein.« Der Millionär zog das rechte untere Augenlid nach unten. »Keine Zeugen, keine Beweise, verstehst du?«
Der Anwalt nickte. Er wies auf die Bourbonflasche. »Darf ich?«
»Okay. Und wenn du ihn getrunken hast, verschwindest du wieder, verstanden?«
»Gut. Wohin soll ich gehen?«
»Irgendwohin, aber sieh zu, daß ich dich jederzeit telefonisch erreichen kann.«
»Billi’s Inn – gleich hier vorne an der Ecke?«
»Einverstanden.«
Dominic Phillips nippte an seinem Drink. »Vielleicht sollte ich dir noch ein paar Tips geben, wie du ihn am besten herumkriegen kannst.«
Sian Baker musterte seinen Anwalt mit einem mitleidigen Lächeln. »Habe ich schon jemals ‘nen Tip von dir gebraucht, Dominic?«
»Maxwell ist ein bißchen ‘n komischer Typ, Sian…«
»Ich stecke ihn in die Tasche.«
»Er
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