GK249 - Die Furie
nach unten.
»Sagen Sie, was läuft denn hier?« fragte er neugierig.
»Wir suchen ein Mädchen…« antwortete Wancey.
»Rothaarig?«
»Ja«, sagte John Morton, der inzwischen aufgerückt war.
»Die hätte ich beinahe über den Haufen gefahren«, sagte der Autofahrer. »Sie kam aus dem Park und lief wie ein blindes Huhn über die Straße. Sie muß mit Rauschgift vollgepumpt sein. Oder verrückt…«
»Keins von beidem«, sagte Herb Wancey. Was mit dem Mädchen tatsächlich los war, verschwieg er dem Chevy-Fahrer. »Können Sie uns sagen, wo die Kleine hingekommen ist?«
»Sie ist dort um die Ecke verschwunden.«
»Vielen Dank«, sagte Wancey und wandte sich um.
»Hallo«, rief der Autofahrer und streckte seinen schmalen Kopf zum Fenster heraus. »Möchten Sie mir nicht erklären…« Niemand kümmerte sich weiter um ihn. Die sechs Männer rannten auf die Ecke zu und verschwanden wenige Augenblicke später aus seinem Blickfeld. Er drosch ärgerlich den ersten Gang rein und setzte die Heimfahrt fort.
***
Teres Pool hastete die schmale Straße entlang. Ab und zu warf sie nun einen Blick zurück. Sie wußte, daß sie verfolgt wurde, und überlegte fieberhaft, wo sie sich verstecken sollte. Der Dämon in ihr überließ sie im Moment vollkommen ihrem Schicksal. Sie mußte selbst sehen, wie sie mit dieser kritischen Situation fertig wurde.
Sie haßte ihn.
Sie haßte den Dämon in ihr mit jeder Faser ihres Körpers, und sie hätte viel darum gegeben, wenn sie ihn hätte loswerden können. Aber er hatte sich in ihrem Inneren festgekrallt. Wie mit scharfen Widerhaken hing er in ihrem Fleisch, und es war zu befürchten, daß derjenige, der den Abgesandten dér Hölle aus ihr herauszureißen versuchte, damit gleichzeitig ihr junges Leben zerstörte.
Teres war todunglücklich.
Sie fragte sich immer wieder, wie sich die Dinge so entsetzlich entwickeln konnten.
Es hatte vor einem Jahr begonnen.
Sie hatte plötzlich Alpträume gehabt. Oft am hellichten Tag. Und in der Nacht war sie von Geistern und Gnomen umringt gewesen, die sie Schwester genannt hatten.
Kurz darauf hatte sie an sich eine Veränderung festgestellt. Zwei Seelen befanden sich von diesem Tag an in ihrer Brust. Sie merkte immer deutlicher, wie sich das andere in ihr ausbreitete. Sie war nicht mehr sie selbst.
Sie mußte diesem anderen gehorchen, und sie stellte mit Bestürzung fest, daß es immer böse Dinge waren, die sie nach dem Willen ihrer zweiten Seele tun mußte.
Gleichzeitig erkannte sie, daß sie große Freude verspürte, wenn ihre Mitmenschen von Unglück und Leid heimgesucht wurden, ja sie sorgte hin und wieder sogar selbst dafür, daß es dazu kam. Immer häufiger besuchte sie Friedhöfe, und obgleich sie sich deswegen selbst verabscheute, schändete sie eine Menge Gräber. Bei Verkehrsunfällen war sie früher immer Hals über Kopf davongelaufen. Jetzt nicht mehr. Sie drängte sich in die vorderste Reihe und ergötzte sich am Anblick der Verletzten.
Der Keim des Bösen hatte immer mehr von ihr Besitz ergriffen und nun war diese unselige Entwicklung bereits so weit vorangeschritten, daß sie machmal schon das Böse war.
Die Schußverletzungen quälten sie immer noch.
Sie mußte sich kurz an die Hausmauer lehnen. Ein heftiges Zittern lief durch ihren gepeinigten Leib. Sie hörte schnelle Schritte hinter sich und wandte hastig den Kopf. Sechs Männer stürmten die Straße entlang. Ihnen voran der große Herb Wancey.
»Da ist sie!« rief er mit seiner dröhnenden Baßstimme. »Na warte, du Luder! Jetzt kannst du was erleben!« Wancey bellte einen Bannspruch, den er in seinen Büchern entdeckt hatte und der auf Dämonen große Wirkung haben sollte.
Teres Pool zuckte wie unter einem Geißelhieb zusammen. Sie stieß einen heiseren Schmerzensschrei aus und wand sich unter schmerzhaften Krämpfen.
»Seht ihr?« triumphierte Herb Wancey. »Habt ihr das gesehen? Sie spricht auf den Bannspruch an. Damit kann ich sie fertigmachen! Schnell, Leute! Wir müssen sie umstellen!«
Teres stemmte sich von der Hausmauer ab.
Die dämonische Glut begann wieder in ihren Augen zu funkeln. Sie drehte sich hastig um und begann zu laufen. Milt Musser, John Morton, Herb Wancey und die drei anderen Männer rannten hinter dem Mädchen her. Musser hob seine Pistole.
Wancey schüttelte heftig den Kopf. Ohne sein Tempo zu drosseln, keuchte er: »Das hat keinen Sinn, Musser. Damit können Sie sie nicht von den Beinen holen.«
»Sie ist im Augenblick doch nur
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