GK266 - Die weiße Göttin
Zentimeter an Vickys Füßen vorbei.
Angst, Abscheu und Ekel veranlaßten das entsetzte Mädchen, die Beine anzuziehen, doch wie lange würde das Erfolg haben? Wenn sich die Palme noch weiter nach unten bog, nützte auch das Anziehen der Beine nichts mehr.
Tanzend erwarteten die gefährlichen Reptile ihr Opfer.
Vicky blickte in die kalten Augen der Tiere. Sie wußte sich nicht anders zu helfen – sie mußte einfach wieder ihre grenzenlose Furcht herausschreien…
***
Ich hörte Vickys neuerlichen Schrei. Er machte mich krank. Ich ballte zornig die Fäuste. »Wenn ich irgendeine Chance habe, der weißen Göttin dafür die Rechnung zu präsentieren, dann kann sie sich auf was gefaßt machen!« knirschte ich.
»Sie wird verdammt auf der Hut sein«, sagte Silver.
»Irgendwie muß aber auch ihr beizukommen sein«, keuchte ich, während wir den Hain weiter mit großen Schritten durchmaßen.
»Vergiß nicht, sie hat verlangt, daß wir uns unbewaffnet in ihre Gewalt begeben, Tony. Sonst vernichtet sie Vicky.«
»Unbewaffnet«, sagte ich heiser. »Okay. Ich werde alles, was ich habe, ablegen. Bleiben uns immer noch deine übersinnlichen Fähigkeiten, derer wir uns bedienen können.«
»Auf die würde ich mich nicht allzusehr verlassen, Tony«, sagte der Ex-Dämon bitter. »Du hast vorhin ja gesehen, daß ich nicht imstande war, sie zu aktivieren.«
»Vielleicht warst du zuwenig gefordert«, erwiderte ich, mich an diese letzte Hoffnung klammernd. »Du mußt alles versuchten, um die weiße Göttin in den Griff zu bekommen, Silver. Aber erst, wenn Vicky außer Gefahr ist, sonst gibt es eine Katastrophe.«
Wir sahen die Lichtung.
Vicky schrie wieder.
Ich betrat die Lichtung und brüllte zu dem weißen Thron hinüber, auf dem die weiße Göttin saß: »Hier bin ich, Bara! Laß jetzt Vicky frei!«
Mein Herz krampfte sich zusammen, als ich Vicky tief in der Schlangengrube hängen sah.
»Noch nicht!« gab die weiße Göttin eisig zurück.
Die Neger wichen zur Seite. Sie bildeten eine Gasse zwischen mir und Bara. Dazwischen hing ein zappelndes Mädchen, bei deren Anblick mir entsetzlich zumute war.
»Was willst du denn noch?« fragte ich die weiße Göttin.
»Du bist noch bewaffnet!« sagte Bara.
Ich stellte meine Bereitschaftstasche auf den Boden, öffnete sie und legte alles nebeneinander, was sich in ihr befand. Das waren: mehrere Dämonenbanner, Dämonenfackeln, ein Messer, in dessen Klinge kabbalistische Zeichen eingraviert waren, ein Holzblock samt Hammer für Vampire und zuletzt legte ich ein röhrenförmiges Ding auf die Erde – das erbeutete Dämonen-Laserschwert.
Ich richtete mich auf. »So«, sagte ich. »Sind deine Bedingungen jetzt erfüllt?«
Die weiße Göttin lachte spöttisch. »Noch nicht ganz.«
»Was fehlte denn noch?« fragte ich ärgerlich.
»Dein magischer Ring!«
Ich nahm ihn ab und legte ihn auf den Boden.
Ich bemerkte, wie Mr. Silvers Haut zu schillern begann. Das war für mich der Beweis, daß es ihm doch gelungen war, seine übersinnlichen Fähigkeiten zu aktivieren.
Der Ex-Dämon lauerte auf seine Chance.
Sobald Vicky nicht mehr über der Schlangengrube baumelte, würde er handeln.
Mir kam plötzlich eine Idee, wie es uns unter Umständen gelingen konnte, die weiße Göttin zu überlisten. Ich raunte sie meinem Freund und Kampfgefährten aufgeregt zu.
Er nickte kaum merklich.
»Bist du nun zufrieden?« fragte ich die weiße Göttin schneidend.
»Jetzt ja. Tretet sieben Schritte vor!« verlangte Bara verächtlich. Sie erhob sich von ihrem weißen Thron.
Wir machten die sieben Schritte. »Laß jetzt Vicky frei!« verlangte ich hart.
Die Palme hob sich einen Meter, schwenkte dann zur Seite und stellte Vicky sachte ab. Mein Mädchen knickte in den Knien ein. Es war zuviel, was sie durchgemacht hatte.
Auf einen Wink der weißen Göttin schnitten zwei Neger Vickys Fesseln durch. Das Mädchen sank ächzend zu Boden und blieb reglos liegen. Vielleicht war Vicky ohnmächtig geworden.
Es wäre die beste Lösung gewesen, denn dann konnte sie nicht sehen, was nun folgte, und außerdem konnte sie sich während der Ohnmacht körperlich erholen. Mr. Silver glaubte, daß seine Chance gekommen war.
Ein Zischen neben mir.
Zwei glutrote Feuerlanzen sausten aus seinen Augen genau auf die weiße Göttin zu, die reglos dastand. Doch kurz bevor die Lanzen Bara erreichten, prallten sie gegen ein unsichtbares Hindernis. Eine magische Wand war es, die die weiße Göttin sicherheitshalber vor
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