GK278 - Die Bestie
Gesicht war wieder so schön wie eh und je. Ein Engel schien sie zu sein. Oh, wie konnte man sich in ihr täuschen.
»Was willst du?« fragte das Mädchen den Hünen voller Verachtung.
»Ich verlange, daß du mich freiläßt.«
»Machst du Witze, Silver?«
»Verdammt, wenn ich jemals von hier rauskomme, kannst du was erleben!« brüllte der Ex-Dämon gereizt.
»Ich habe keine Angst vor dir und deinen leeren Drohungen, Silver. Du bist erledigt. Du bist jetzt schon so gut wie tot. Du kannst für Ballard und die andern nichts mehr tun. Du befindest dich in meiner Gewalt, und das bleibst du, solange ich es will!«
»Du möchtest wohl, daß Asmodis dich auszeichnet, wie?« höhnte der Hüne.
»Tharus, dessen Gunst ich genieße, wird sich ein Vergnügen daraus machen, dich persönlich zu vernichten.«
»Ach, du bist mit Tharus im Bunde.«
»Kennst du ihn?«
»Wer kennt die Bestie nicht«, knurrte Mr. Silver.
»Er wird dir dein freches Maul stopfen!« kreischte Siri haßerfüllt.
»Pennt das Miststück nicht mal wieder?« fragte Mr. Silver respektlos.
»Tharus schläft nicht mehr lange. Er wird schon bald erwachen. Akbar wird ihn wecken.«
»Er wird müde sein, wenn er nicht von selbst aufwacht«, sagte Mr. Silver.
»Selbst wenn er müde ist, ist er dir noch haushoch überlegen, Silver«, fauchte das Mädchen, und in der nächsten Sekunde krachte der Deckel der Falltür zu. Dunkelheit hüllte den Ex-Dämon schlagartig ein. Der Hüne grübelte verbissen nach, wie er es anstellen mußte, um sich gewissermaßen an den eigenen Haaren aus dieser gefährlichen Klemme herauszuziehen.
Es kam ihm keine brauchbare Idee…
***
»Das Herz?« fragte Akbar, der Hüter des Dämonenschlafs.
»Befindet sich in der Hindu-Schale«, sagte Karuma. Der bucklige Greis musterte die Kaiman-Gangster, die mit ihrem Anführer gekommen waren.
»Bringen diese Männer Tharus dieselbe Ehrfurcht wie du entgegen?« erkundigte sich Akbar, nachdem er die Schale von Karuma übernommen hatte.
»Selbstverständlich«, beeilte sich der Anführer der Kaiman-Bande zu sagen. »Sie schätzen Tharus, und sie sind angetan von seiner großen Kraft.«
Akbar nickte zufrieden. »Folgt mir«, verlangte er.
Er führte die Kaiman-Gangster in jene unterirdische Kammer, in der der Dämon seinen regenerierenden Schlaf hielt. Akbar hatte gewisse Vorbereitungen getroffen. An den Wänden leuchteten Symbole der Schwarzen Magie. Zeichen aus dem Universum des Grauens verbanden diese Symbole.
Leben schien von diesen Zeichen auszugehen.
Karuma preßte die Lippen fest aufeinander. Er warf seinen Männern einen finsteren Blick zu. Sie stellten sich neben ihn und schwiegen wie er.
Akbar näherte sich mit schleppenden Schritten dem blutroten Kissen, auf dem der bleiche Totenschädel mit den schlohweißen Haaren lag. Der Hüter des Dämonenschlafes stellte die Hindu-Schüssel vor den Dämonenkopf hin und murmelte ein schwarzes Gebet.
Karuma und seine Männer hörten mit gesenktem Haupt zu.
Akbar streute ein gelbes Pulver in die Hindu-Schale. Er stimmte einen monotonen Singsang an, während er mit seinen beinahe skelettierten Händen zahlreiche Zeichen in die Luft machte.
Aus der Hindu-Schale stiegen trübe Dämpfe.
Sie schwebten auf den Dämonenkopf zu und drangen durch sämtliche Öffnungen in ihn ein. Akbar hörte nicht auf, Tharus zu beschwören. Immer mehr Schwaden füllten den Totenkopf aus.
Die Schlieren tanzten in den dunklen Augenhöhlen und kringelten sich im Nasenloch. Karuma hatte zwar nach wie vor das Haupt gesenkt, aber er schielte heimlich nach Tharus.
Der Totenschädel schien zu wachsen. Knirschend und knisternd wurde er größer, alle Proportionen beibehaltend. Dunkelrote Flammen leckten mit einemmal aus dem Schädel.
Sie schlugen aus den Augenhöhlen und strichen über die bleiche Stirn, die sich alsbald verfärbte und grau wurde. Ein dumpfes Ächzen und Seufzen erfüllte die Kammer.
Karuma konnte sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen.
Der Dämon erwachte!
***
Mr. Silver bot alle Kraft auf, die noch in seinem Körper war. Das war nicht leicht, denn die Metallspitzen schwächten ihn seit geraumer Zeit.
Er hatte erkannt, daß er nur eine Chance hatte, hier herauszukommen. Er mußte auf seine Fähigkeit zurückgreifen, die es ihm ermöglichte, seine Größe und den Leibesumfang zu verringern.
Mit anderen Worten: er mußte schrumpfen!
Verbissen kämpfte der Hüne gegen die schwarzmagische Kraft an, die ständig durch seinen
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