GK278 - Die Bestie
hätte Sie sehen müssen, dann wäre Ihnen das erspart geblieben.«
»Machen Sie sich deshalb keine Vorwürfe, Mr. Silver. Ich hätte auch besser aufpassen können.«
Sie ereichten das Haus. Mr. Silver suchte nach einem Klingelknopf. Er konnte keinen finden, deshalb klopfte er. Doch niemand kam, um sie einzulassen.
»Na sowas«, sagte Siri erstaunt. »Das ist doch nicht möglich. Meine Freundin hat mich doch erst vor wenigen Minuten angerufen. Und zwar aus diesem Haus. Sie muß da sein.«
Mr. Silver legte seine große Hand auf die Klinke. Er drückte sie nach unten. Die Tür schwang auf. »Möchten Sie eintreten?« fragte er Siri.
»Selbstverständlich. Vielleicht ist meine Freundin nur für einen kurzen Augenblick weggegangen. Sie wird vermutlich jeden Moment zurückkommen.«
Siri humpelte an Mr. Silvers Seite in das Haus.
Plötzlich fiel die Tür hinter ihnen mit einem lauten Knall ins Schloß. Weder Siri Khas noch Mr. Silver hatten die Tür berührt. Der Hüne blieb irritiert stehen. In diesem Augenblick riß sich das Mädchen mit einem grellen Gelächter von ihm los.
Sie war nicht verletzt. Sie humpelte nicht. Ihr Knöchel war vollkommen in Ordnung. Das Mädchen wies auf die Tür. »Das war ich, Silver!« kreischte sie. »Ich habe die Tür zugeschlagen. Mit meiner Willenskraft. Verstehst du, was hier gespielt wird?«
Mr. Silver fiel es wie Schuppen von den Augen. Ein weiblicher Dämon. Siri Khas war ein Bote aus den Dimensionen des Schreckens. Sie hatte es verdammt geschickt eingefädelt, um ihn in die Falle zu locken.
»Die Tür ist für immer hinter dir zugefallen, Silver. Du kommst aus diesem Haus nicht mehr lebend heraus!« schrie Siri mit haßverzerrtem Gesicht.
»Freu dich nicht zu früh!« knirschte der Hüne. »Noch hast du mich nicht überwältigt.«
Das Gesicht des bildhübschen Mädchens veränderte sich. Der weibliche Dämon zeigte sich so, wie er wirklich aussah.
Ein abscheulicher Anblick.
Das Fleisch fiel von Siris Wangen. Im Nu grinste Mr. Silver ein bleicher Totenschädel an. Zerzaustes Haar hing wirr darum herum. Den Hünen packte die kalte Wut.
Er wollte es dieser Knochenbestie zeigen. Niemand lockte ihn ungestraft in eine Falle. Mit wütenden Schritten stampfte er auf Siri Khas zu. In dem Moment, wo er sie packen wollte, tat sich unter ihm der Boden auf. Eine Falltür! Mr. Silver sauste wie ein nasser Sack in die Tiefe.
Er spreizte die Arme, wollte den Sturz verhindern, doch seine Hände rutschten ab, und er landete tief unten in einem schwarzen Schacht. Wütend federte er wieder hoch.
Siris Gelächter reizte ihn bis zur Weißglut.
Ihr grinsender Totenschädel erschien oben. »Jetzt sitzt du fest, Silver. Nun bist du mein Gefangener!«
Ehe der Ex-Dämon seine übersinnlichen Fähigkeiten aktivieren konnte, zuckten aus den Wänden lange Metalldornen heraus und verurteilten ihn zur Bewegungslosigkeit. Dann wurde die Falltür zugeschlagen.
Mr. Silver hörte Siri Khas immer noch lachen, als er sie längst nicht mehr sehen konnte, und fletschte zornig die Zähne. Was war er doch für ein Einfaltspinsel gewesen. Wie hatte er sich nur so arglos in die Falle locken lassen können?
Er war wütend.
Nicht einmal so sehr auf Siri als auf sich selbst…
***
Da hing er nun, zwischen diesen langen Metallspitzen, und konnte sich nicht bewegen. Er hatte zu spät an Abwehrmaßnahmen gedacht.
Schwarzmagische Kräfte strömten über diese Spitzen in seinen muskulösen Körper und schwächten ihn auf diese Weise. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, und wenigstens im Augenblick war es ihm unmöglich, sein Schmerzempfinden auszuschalten.
Er mußte in vollem Umfang leiden, aber das war es nicht, was ihn wirklich peinigte. Viel mehr quälte ihn die Gewißheit, daß Tony und die anderen verloren waren, wenn es ihm nicht gelang, von hier fortzukommen.
Und wie es im Augenblick aussah, würde ihm eine Flucht aus diesem Haus niemals mehr gelingen. Siri hatte gute Arbeit geleistet. In wessen Auftrag hatte sie das getan?
Steckte sie mit den Kaiman-Gangstern unter einer Decke, oder machte sie eine Fleißaufgabe, um sich in den Dimensionen des Schreckens einen klangvolleren Namen zu verschaffen?
»Siri!« schrie Mr. Silver wütend.
Er bekam keine Antwort.
»Siri Khas!«
Wieder nichts. Aber sie war da. Mr. Silver spürte ihre Nähe. Zornig stand er zwischen den Metallspitzen, den Kopf trotzig gehoben. »Siri, ich weiß, daß du noch nicht gegangen bist!«
Sie tauchte oben wieder auf. Ihr
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