GK307 - Der Ghoul von Mallorca
antwortete die Hexe.
»Dann nichts wie hin«, sagte Mr. Silver eilig.
Lance Selby wollte mit uns kommen, doch ich schickte ihn ins Hotel. Er wäre bei dem, was wir vorhatten, überflüssig gewesen.
Ich setzte mich wieder in den 504 TI. Mr. Silver nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Maranga setzte sich in den Fond.
Der Hüne mit den Silberhaaren gab mir meine Waffen zurück, die er in Verwahrung genommen hatte: Den Colt Diamondback, das magische Feuerzeug, den magischen Ring…
Damit nahm er mir das Gefühl, dem Dämon gegenüber wehrlos zu sein. Ich brannte darauf, die Bestie wiederzusehen.
Diesmal aber bewaffnet!
Wir verließen El Arenal. Kurz darauf tauchte schon das Zigeunerdorf vor uns auf. Ich stoppte den Peugeot vor Marangas Hütte.
Die Hexe trat vor uns ein. Sie zündete eine Petroleumlampe an und forderte uns auf, Platz zu nehmen.
Sie holte ihre magische Kugel und legte sie in Mr. Silvers riesige Hände. Wir sprachen kein Wort mehr.
Der Ex-Dämon brauchte jetzt absolute Ruhe, um sich konzentrieren zu können. Nichts durfte ihn ablenken, sonst wurden seine telepathischen Kräfte in die Irre geleitet.
Ein silbriger Schimmer überzog seine Haut. Der Schimmer ging sehr schnell auch auf die Hexenkugel über.
Mr. Silvers Geist ging mit der Kraft der magischen Kugel für kurze Zeit eine äußerst fruchtbare Verbindung ein.
Der Ex-Dämon schloß die Augen. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht. Er saß da, als wäre kein Leben mehr in ihm.
Seine übernatürlichen Kräfte strömten auf eine außersinnliche Ebene über.. Ich blickte auf die magische Kugel, die sich in den Händen meines Freundes zu verändern begann.
Maranga und ich wurden Zeugen eines ungewöhnlichen Schauspiels. Die Glaskugel nahm die Form eines Kopfes an.
Der Zigeunerin stockte der Atem, als sie erkannte, um welchen Kopf es sich hierbei handelte: es war der Schädel des scheußlichen Ghouls!
Mr. Silver hielt ihn zwischen seinen großen Händen. Der Kopf lebte. Wir beobachteten, wie sich das Gesicht des Dämons haßerfüllt verzerrte.
Feindselig starrte uns die Bestie an. Aber schon in der nächsten Sekunde ging eine neuerliche Veränderung mit dem Schädel vor.
Die Durchsichtigkeit des Fleisches verlor sich. Die Fratze nahm allmählich menschliche Züge an, und Augenblicke später hatten wir ein Gesicht vor uns, das ich nicht zum erstenmal sah.
Der Mann, dessen Kopf Mr. Silver zwischen seinen Händen hielt, hieß Abel Sabbath, der im allgemeinen nur der Tanzmeister genannt wurde, wie ich von den Handschmanns erfahren hatte.
Abel Sabbath war der Ghoul!
Hinter dieser menschlichen Fassade verbarg sich also der Dämon!
Wir hatten einen vollen Erfolg zu verbuchen, wenngleich es Mr. Silver auch nicht gelang, den derzeitigen Aufenthaltsort des Ghouls herauszufinden.
Aus Sabbaths Kopf wurde wieder Marangas Glaskugel.
Mr. Silver schlug die Augen auf. Die Hexe blickte ihn bewundernd an. »Ich wollte, ich besäße Ihre Fähigkeiten, Mr. Silver«, sagte sie überwältigt. Was der Ex-Dämon soeben demonstriert hatte, überstieg die Zauberkünste der Hexe bei weitem.
Dankend gab der Hüne die Glaskugel zurück.
»Was werden Sie nun tun, Tony?« fragte mich Maranga.
»Da ich sicher bin, daß Capitano Alvarez mir sagen kann, wo Abel Sabbath wohnt, werde ich den Leiter der Mordkommission anrufen«, antwortete ich.
»Und dann?« fragte Maranga gespannt.
»Dann«, sagte ich grimmig, »werden Mr. Silver und ich dem Dämon jenes Ende bescheren, das er verdient hat.«
Wir wollten Marangas Hütte verlassen. Doch die Hexe hielt mich zurück. »Einen Moment noch, Tony«, sagte sie.
Ich drehte mich um.
Maranga überreichte mir den Hexendolch mit den Worten: »Nehmen Sie diese Waffe an sich, Tony. Und töten Sie den Dämon damit. Sie sind dieses Dolches würdig. Deshalb bitte ich Sie, ihn zu behalten und gegen die Abgesandten der Hölle zu verwenden.«
Ich ergriff den Dolch. Er fühlte sich kalt an. »Danke, Maranga«, sagte ich. »Im Kampf gegen die Wesen aus dem Schattenreich kann man niemals genug magische Waffen haben.«
***
»Haben Sie ihn, Mr. Ballard?« fragte Capitano Alvarez aufgeregt, als ich ihn an der Strippe hatte. Daß Lance wohlauf war, hatte ich gleich zu Beginn erwähnt.
»Noch nicht. Aber bald«, gab ich zurück. »Allerdings brauche ich dazu Ihre Hilfe.«
»Verfügen Sie über mich.«
»Ist Ihnen ein Mann namens Abel Sabbath bekannt?«
»Der Tanzmeister? Natürlich. Er zieht von Hotel zu Hotel, von Badeort zu Badeort
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