GK307 - Der Ghoul von Mallorca
sich an einen süchtigen Jungen, der hatte genauso ausgesehen wie dieser Mann, als sich die Entzugserscheinungen bemerkbar machten.
»Ich habe Sie etwas gefragt!« herrschte das Mädchen den Mann an. »Mit welchem Recht dringen Sie in mein Appartement ein?«
Auch darauf blieb ihr der Mann die Antwort schuldig.
Tippi dachte an Lance Selby, mit dem sie verabredet war. Sie wollte Lance nicht warten lassen.
Sie hatte keine Zeit, sich länger mit dem Eindringling zu befassen, deshalb wies sie ihm die Tür und zischte: »Scheren Sie sich hinaus! Und machen Sie sich darauf gefaßt, daß das Ganze für Sie ein schlimmes Nachspiel haben wird!«
Auf einmal war es mit seiner Beherrschung vollends vorbei.
Er öffnete den Mund, und ein tierhafter Laut kam über seine Lippen. Er nahm eine drohende, aggressive Haltung an.
Er fletschte die Zähne. In seinen Augen war plötzlich ein unheimliches Funkeln. Tippi Norman wich erschrocken vor ihm zurück.
Mit einemmal hatte sie doch Angst.
Etwas war im Wesen dieses Mannes, das sie erschreckte. Mordlust verzerrte sein Gesicht.
Die Reiseleiterin versuchte, den Mann schnellstens loszuwerden. Noch einmal sagte sie, er solle sich hinausscheren.
Aber er blieb.
Und er begann, sich auf eine rätselhafte Weise zu verändern. Sein Körper wurde gedrungener.
Sein Kopf bekam eine andere Form. Während der Mund weit nach vorn trat, sanken die Augen in tiefe schwarze Höhlen ein.
Was für Augen!
Das Feuer der Hölle loderte in ihnen. Sie waren starr auf das Mädchen gerichtet. Tippi Norman hatte so große Angst, daß sie davon gelähmt war.
Sie vermochte im Augenblick nicht einmal den kleinen Finger zu rühren. Gebannt verfolgte sie, wie sich der Mann zu einem grauenerregenden Scheusal verwandelte.
Seine Haut wurde dünn und glänzte feucht. Die darunterliegenden Adern traten überdeutlich hervor. Seltsam durchsichtig wurde die Bestie.
Tippi hatte einen Körper vor sich, der aus Glas zu bestehen schien - oder aus einem glasähnlichen Kunststoff.
Die Reiseleiterin sah das Herz des Ghouls. Es war schwarz und pumpte schwarzes Dämonenblut durch das Gewirr von Adern.
Die Lungen arbeiteten wie Blasebälge inmitten des bleichen Knochenskeletts, das deutlich zu erkennen war.
Die Haut des Ghouls bekam Blasen. Sie wuchsen hier und dort, und wenn sie eine gewisse Größe erreicht hatten, zerplatzten sie mit einem widerlichen Laut.
Das schreckliche Ungeheuer öffnete sein großes Maul. Tippi Norman sah in einen glutroten Rachen. Sie bemerkte scharfe, dreieckige, gezackte Zähne -in drei Reihen hintereinander angeordnet.
Drei tödliche Sägen waren es, die jegliches Leben innerhalb weniger Augenblicke vernichten konnten.
Der Ghoul blies seinen durchsichtigen Brustkorb auf. Er streckte seine klauenartigen Hände nach dem verstörten Mädchen aus.
Tippi Norman wollte gellend um Hilfe rufen, doch ihre Kehle schien von einer unsichtbaren Hand zugeschnürt zu sein. Kein Laut kam über ihre bebenden Lippen.
Aber die Lähmung fiel von ihr ab. Sobald sie sich dessen bewußt war, versuchte sie, sich in Sicherheit zu bringen.
Sie schleuderte die Rückenbürste nach dem Dämon. Als die Bürste den weichen Körper des Ungeheuers traf, gab es ein klatschendes Geräusch, so als wäre das Wurfgeschoß in Matsch gelandet.
Tippi Norman wirbelte gleichzeitig herum und stürmte durch den Raum. Die Panik beflügelte sie. Sie lief so schnell, wie sie noch nie in ihrem Leben gerannt war.
Weg! Weg! Nur weg! schrie es in ihr.
Der Schweiß brannte in ihren Augen. Sie streckte beide Arme aus, um die Tür aufzustoßen, die ins Wohnzimmer führte.
Doch das schaffte sie nicht mehr, denn der Ghoul fegte mit einer unvorstellbaren Schnelligkeit auf sie zu, und als sie die Tür mit beiden Handflächen berührte, legte das Monster seine Pranke auf die Schulter der Reiseleiterin. Eiskalt war seine Hand.
Diese Kälte strömte rasend schnell durch Tippi Normans Körper. Beinahe hätte es ihr Herz zum Stillstand gebracht.
Mit einem kraftvollen Ruck, dem sich das Mädchen nicht widersetzen konnte, riß der Ghoul sein verzweifeltes Opfer herum.
Tippi Norman verlor das Gleichgewicht. Sie fiel, schlug hart auf dem Boden auf. Ein stechender Schmerz durchzuckte sie.
Ihr Gesicht verzerrte sich, und als sie den Blick hob, sah sie das gräßliche Maul des dämonischen Killers herabstoßen.
Aus! hallte es in ihrem Kopf. Es ist aus! Du bist verloren!
Das war das letzte, was sie denken konnte.
Dann biß die Bestie
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