GK311 - Die Todesengel
riß die Eingangstür auf, sprang nach draußen, warf die Tür hinter mir zu.
Und eine Vielzahl von Gegenständen trommelte gegen das Holz der geschlossenen Tür. Schweißperlen standen mir auf der Stirn, und ich war maßlos wütend, weil ich dieser Attacke des Bösen nichts entgegenzusetzen vermochte.
Wer hatte seine Fähigkeiten der Teleportation gegen mich eingesetzt?
Ich wischte mir mit einer hektischen Bewegung über die Augen.
Gleich darauf sah ich sie.
Vier Mädchen. Sie standen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Und eines davon war… Zazu!
***
Melvyn Spaak war auf dem Heimweg. Er war sich der Tatsache bewußt, daß er für Octopus’ Zwecke lediglich ein kleines Licht war.
Er war keine namhafte Persönlichkeit, die dem Bösen auf Grund ihres weitreichenden Einflusses die Wege ebnen konnte.
Aber Spaak kannte einige einflußreiche Männer, die er für Octopus gewinnen konnte. Es gab in dem noblen Klub, in dem Spaak verkehrte, zwei Minister sowie einige Unterhausabgeordnete.
Mit dem Vizepräsidenten eines Londoner Raffineriekonzerns war Spaak per du.
Wenn man’s genau betrachtete, so hatte Zazu keine schlechte Wahl getroffen, als sie dem Arzt den Todeskuß gab. Melvyn Spaak konnte sehr viel für Octopus tun.
Ohne auf die Straße zu achten, fuhr Melvyn Spaak durch das nächtliche London. Der Dämonendiener hatte seine ersten Weisungen erhalten, und er würde aktiv werden, sobald Octopus dies von ihm verlangte.
Spaak drückte das Gaspedal seines schwarzen 79er Morris etwas tiefer. Er wußte, daß er nur noch lebte, weil Octopus es wollte.
Die Kraft des Dämons hielt ihn aufrecht, ließ ihn denken, sprechen und handeln. Doch sobald Octopus diese Kraft von Spaak zurückzog, würde der Arzt wie ein gefällter Baum umkippen und sich nicht mehr erheben können.
Eine Ampel.
Melvyn Spaak kümmerte sich nicht um sie. Sie zeigte rot. Spaak sah es nicht. Er fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit in die Kreuzung ein.
Von links kam ein weißer Cortina. Das Fahrzeug war mit vier Personen besetzt. Junge Leute, die vom Tanz nach Hause fuhren.
Der Fahrer des Cortina verließ sich natürlich auf das Grün der Ampel. Als der Morris plötzlich wie ein schwarzer Todesschatten auftauchte, riß der Mann im Cortina das Steuer wild herum.
Die beiden Mädchen kreischten erschrocken.
Ein Zusammenstoß war unvermeidbar. Schlitternd raste der Cortina auf den Morris zu. Etwa in der Mitte der Kreuzung kam es dann zum Zusammenprall der beiden Fahrzeuge.
Ein dumpfer, satter Knall.
Die Cortinatüren flogen auf. Der Beifahrer fiel aus dem Wagen. Der Morris kreiselte auf den Bürgersteig zu und rammte eine Telefonzelle.
Der Fahrer des Cortina war schwer geschockt, aber unverletzt. Seine Freundin blutete aus Mund und Nase. Das zweite Mädchen hatte sich eine Beule geschlagen, war ansonsten aber okay.
Mit einem Wutschrei sprang der Cortinafahrer aus dem Wagen. »Ich bringe ihn um!« brüllte er. Sein Freund, der Beifahrer, kämpfte sich benommen hoch. Er hatte ander rechten Gesichtshälfte Hautabschürfungen erlitten.
»Ich mach’ das Schwein kalt!« schrie der Fahrer.
Die Mädchen und der blutende Beifahrer hatten Mühe, ihn zurückzuhalten.
»Sei vernünftig«, sagte der Freund des Fahrers.
»Ich soll vernünftig sein? Verdammt noch mal, wir wären alle vier beinahe draufgegangen. Und sieh dir meinen Wagen an. Das ist nur noch ein Schrotthaufen!«
»Eine Versicherungssache, Frank«, sagte der Beifahrer. »Reg dich ab. Wer weiß, aus welchem Grund dem Kerl dieses Mißgeschickt passiert ist.«
»Bei Rot! Herrgott noch mal, er ist bei Rot gefahren! Dafür gibt es doch keine Entschuldigung, Phil!«
»Wir müssen nach ihm sehen«, sagte eines der beiden Mädchen. »Vielleicht ist er verletzt.«
»Hin soll er sein!«
»Das darfst du nicht sagen, Frank!« sagte das Mädchen des Fahrers vorwurfsvoll.
Phil eilte zum Morris.
Er warf einen Blick auf Spaak.
Der Arzt hing mit dem Oberkörper über dem Lenkrad und rührte sich nicht. Phil öffnete die Tür der Telefonzelle, die durch den Aufprall ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war.
Der Apparat funktionierte aber noch.
Phil verständigte Polizei und Rettung. Frank konnte sich nicht beruhigen. Als Phil aus der Zelle trat, rief der Cortinafahrer: »Was ist mit dem Kerl? Ist er hinüber? Mann, das wäre das Beste für ihn, denn wenn er durchkommt, hetze ich ihm den teuersten Rechtsanwalt von London auf den Hals.«
Zu dritt bemühten sie sich um Frank.
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