GK311 - Die Todesengel
Immer wieder wallte seine Wut aufs Neue auf. Wenn ihn seine Freunde nicht daran gehindert hätten, wäre er unweigerlich über den Morrisfahrer hergefallen.
Der Ambulanzwagen war in sieben Minuten zur Stelle.
Die vier jungen Leute wurden gleich an Ort und Stelle verarztet. Frank bekam eine Beruhigungsspritze.
Während die vier jungen Leute sich kurze Zeit später mit den Polizisten unterhielten, wurde Melvyn Spaak in die nächste Unfallklinik gebracht.
Der diensthabende Arzt hieß Sam Quine. Ein schlaksiger Mann, den so leicht nichts aus der Ruhe bringen konnte.
Er beugte sich über Spaak.
Der Rettungsfahrer sagte atemlos: »Wir sind wie die Feuerwehr gerast.«
Dr. Quine richtete sich auf und sah den Rettungsarzt an. »Seinetwegen hättet ihr euch nicht so sehr beeilen müssen. Der Mann ist tot. Kein Puls mehr. Keine Reflexe. Ich denke, er war schon tot, als ihr ihn in euren Wagen geschoben habt.«
Der Rettungsarzt sog die Luft geräuschvoll ein. »Ich habe ihn doch untersucht…«
»Vermutlich nicht gründlich genug«, erwiderte Sam Quine. Er ließ Spaak von einem Helfer mit einem Laken zudecken.
Der Tote wurde auf eine fahrbare Bahre gelegt und vorläufig neben dem Röntgenraum abgestellt. Eine Schwester tippte in ihre Maschine, was ihr Dr. Quine diktierte.
Der Arzt hielt zwischendurch kurz inne und fragte seinen Kollegen von der Rettung: »Möchten Sie eine Tasse Tee? Wir haben soeben welchen bekommen. Ganz frisch aus der Küche.«
Der Rettungsarzt nickte düster. Er ärgerte sich über den Schnitzer, den er gemacht hatte.
Sam Quine goß den Tee in zwei Tassen und diktierte weiter. Der Rettungsfahrer verließ mittlerweile die Klinik. Er setzte sich in sein Fahrzeug…
»Wie heißt der Verunfallte?« wollte Sam Quine wissen.
»Keine Ahnung«, sagte sein Kollege von der Rettung.
»Hatte er keine Papiere bei sich?«
»Wir haben nicht nachgesehen.«
»Das können wir gleich nachholen«, sagte Quine. Die beiden Ärzte begaben sich zu der Bahre, auf die der Tote gelegt worden war. Die Bahre war leer!
Quine griff nach dem Laken, mit dem der Tote zugedeckt gewesen war. Plötzlich kam der Rettungsfahrer angekeucht.
Mit bleichem Gesicht stieß er hastig hervor: »Der Tote! Ich habe die Leiche gesehen!«
»Wo?« fragte Sam Quine.
»Er hat soeben das Krankenhaus verlassen. Kam raus, als wäre das die selbstverständlichste Sache von der Welt!«
Sam Quine schluckte schwer. »Aber… aber das ist doch nicht möglich. Der Mann war tot…«
»Er kann bloß scheintot gewesen sein«, erwiderte der Rettungsarzt.
Doch Sam Quine schüttelte entschieden den Kopf und behauptete: »Er war tot. In diesen Dingen habe ich mich noch nie geirrt!«
Der Rettungsarzt hob die Schultern. »Vor einem solchen Irrtum ist keiner von uns gefeit, Dr. Quine.«
***
Zazu war also nicht die einzige Dämonendienerin. Es gab außer ihr noch drei andere Mädchen, die nicht weniger hübsch waren.
Alle vier zusammen hatten ihre Teleportationsfähigkeiten gegen mich eingesetzt und mir einen weiteren Aufenthalt in Melvyn Spaaks Haus unmöglich gemacht.
Verdammt, wozu waren diese Todesgirls sonst noch fähig?
Ich wußte, daß es gefährlich war, sie anzugreifen. Aber wenn ich an Octopus herankommen wollte, mußte ich zumindest eines dieser vier Mädchen in meine Gewalt bringen und zwingen, mir alles über den Dämon, der seine Drähte im verborgenen zog, zu erzählen.
Entschlossen überquerte ich die Straße.
Zazu und die drei anderen Wesen aus der Schattenwelt liefen bis an die nächste Ecke. Ich rannte hinter ihnen her. Sie verschwanden aus meinem Blickfeld.
Ich lief, so schnell ich konnte, erreichte die Ecke und… hatte eine menschenleere Straße vor mir. Links und rechts parkten Fahrzeuge.
Eine schwarze Katze huschte über die feuchte Fahrbahn und verschwand.
Ich knirschte mit den Zähnen. Die vier verfluchten Mädchen hatten mir anscheinend nur einmal vorführen wollen, was sie so alles zu tun imstande waren.
Vielleicht wollten sie damit erreichen, daß ich vor Schreck das Handtuch warf, aber da täuschten sie sich in mir gewaltig.
Sie konnten mich mit ihrem verdammten Hokuspokus nicht einschüchtern. Im Gegenteil. Das veranlaßte mich, mich gerade in diesen Fall wesentlich kräftiger zu verbeißen als in jeden anderen.
Ich verlor die Lust am Warten, wollte mich zu einem späteren Zeitpunkt um Dr. Spaak kümmern, setzte mich mit grimmiger Miene in meinen Peugeot und fuhr nach Paddington.
Ich war müde und sehnte mich
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