Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK311 - Die Todesengel

GK311 - Die Todesengel

Titel: GK311 - Die Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
einem pechschwarzen Schiffsrumpf huschte ich auf eine kleine Baracke zu, die sich ungefähr in der Mitte des Areals befand.
    Abermals konzentrierte ich mich auf mein Gehör. Ein leises Schaben veranlaßte mich, meine Richtung zu korrigieren.
    Zielstrebig schlich ich durch die Finsternis. Nach wenigen Yards blieb ich stehen. Doch nun konnte ich kein verräterisches Geräusch mehr vernehmen.
    Meine Wangenmuskeln zuckten. Reichlich seltsam, daß sich ein Mann wie Dr. Melvyn Spaak in einer solchen Gegend herumtrieb.
    Dies war eine Gegend für Penner und lichtscheues Gesindel.
    Vorsichtig tastete ich mich weiter. Ich hatte kein Vertrauen zu dieser Stille, die mich umgab. Der Friede konnte trügerisch sein.
    Ich rechnete damit, attackiert zu werden.
    Vielleicht von Dr. Spaak. Vielleicht aber auch von der Person, die er hier zu treffen beabsichtigte.
    Obwohl ich mit einem Angriff rechnete, erschrak ich, als es dann tatsächlich dazu kam. Ich vernahm eine blitzschnelle Bewegung.
    Rechts von mir.
    Buchstäblich aus dem schwarzen Nichts heraus tauchte eine Gestalt auf. Nicht einmal ihre Umrisse waren genau zu erkennen. Sie verschwamm förmlich mit der Dunkelheit.
    Ich reagierte, indem ich zurücksprang und die Arme hochriß. Aber ich war mit meiner Abwehrmaßnahme um einen winzigen Moment zu spät dran.
    Ein harter Gegenstand - vielleicht eine Eisenstange - traf meinen Kopf. Ich hatte das Gefühl, jemand würde mir mit einem jähen Ruck den Boden unter den Füßen wegziehen.
    Ich verlor das Gleichgewicht.
    Meine Arme ruderten haltsuchend durch die Luft. Ich konnte mich nicht auf den Beinen halten, brach ächzend zusammen.
    Und wenn es nicht schon so stockdunkel gewesen wäre, hätte die Formulierung gepaßt: dann gingen für mich alle Lampen aus…
    ***
    Eine Hand tastete mich ab. Ich spürte, wie sie in mein Jackett glitt. Meine Lebensgeister erwachten wieder. Doch ich war noch nicht in der Lage, mich zu bewegen.
    Und die Hand packte meine Brieftasche und zog sie heraus. Im selben Moment fiel die Lähmung von mir ab.
    Ich handelte augenblicklich. Blitzschnell griff ich zu. Ich erwischte die Pfote, die mich bestehlen wollte.
    Der dazugehörige Mann stieß einen krächzenden Schrei aus. Er hätte sich nicht mehr erschrocken, wenn er sich in einer Totenkammer befunden hätte und eine der Leichen sich plötzlich erhoben hätte.
    Undeutlich sah ich ein häßliches graues Gesicht mit dichten Bartstoppeln und wie im Fieber glänzenden Augen.
    Aus dem Mund des Kerls wehte mir Fuselgestank entgegen. Es verschlug mir den Atem. Ich entriß dem verhinderten Dieb meine Brieftasche, erhob mich, ließ den Kerl, der einen Kopf kleiner war als ich, noch nicht los.
    Er zitterte und klapperte vor Angst mit den Zähnen. Ich zog ihn näher an mich heran. »Du hast mich wohl mit einem Kreditinstitut verwechselt, wie?« knurrte ich ihn an.
    »Es… es tut mir leid.«
    »Was tut dir leid? Daß es dir nicht gelungen ist, mich zu beklauen?«
    »Ich handelte aus einer Zwangslage… Ich bin ein armes Schwein und lebe von der Hand in den Mund…«
    »Ach, du bist Zahnarzt?«
    »Mir ist wirklich nicht zum Scherzen zumute, Mister.«
    »Mir auch nicht. Wie ist dein Name?«
    »Brad Samie«, sagte der Bärtige.
    »Von Beruf Penner, nicht wahr?«
    »Nun ja…«
    Ich klappte meine Brieftasche auf und knisterte mit ein paar Scheinen. Obwohl mir klar war, daß Brad Samie die Banknoten so rasch wie möglich in Whisky verwandeln würde, sagte ich: »Möchtest du dir die paar Kröten verdienen?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    »An deiner Stelle würd’ ich’s mal versuchen.«
    »Okay, Mister.«
    »Hör zu, mich hat hier jemand niedergeschlagen. Hast du davon etwas mitgekriegt?«
    Brad Samie schüttelte den Kopf. »Ich kam hier vorbei, weil ich auf der Suche nach ’ner Bleibe war. Dabei stieß ich auf Sie…«
    »Und damit mir die Brieftasche nicht so schwer auf die Brust drückt, wolltest du mich von ihr befreien. Ein edler Beweggrund.«
    Samie senkte verlegen den Blick. »Sie können nicht verstehen, wie einem zumute ist, wenn man tagelang keinen Penny in der Tasche hat. Hunger und Durst quälen einen. Und wenn man seine Mitmenschen um ein Stück Brot bittet, riskiert man, einen Tritt in den Hintern zu kriegen.«
    Ich beschrieb Dr. Spaak und fragte den Penner, ob er diesen Mann gesehen hätte. Brad Samie verneinte. Er sagte, er habe auf dem Areal der aufgelassenen Werft überhaupt niemanden gesehen.
    Ich ließ ihn los.
    Er seufzte gequält auf. »Jetzt

Weitere Kostenlose Bücher