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GK323 - Der Selbstmord-Bringer

GK323 - Der Selbstmord-Bringer

Titel: GK323 - Der Selbstmord-Bringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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hageres Gesicht, das nun erschreckend verzerrt war. Er war kaum noch wiederzuerkennen.
    »Nein!« keuchte der Verleger.
    Seine Augen traten weit aus den Höhlen. Er wankte durch das Büro.
    Er schlug die zitternden Hände vor das fahle Gesicht. Er war total verstört, verzweifelt, hatte irrsinnige Angst.
    Er zitterte. Sein Gesicht war schweißnaß. Das Oberhemd klebte feucht an seinem Körper.
    »Hilfe!« brüllte Al Scott.
    Seine ganze Verzweiflung und die wahnsinnige Angst schwangen in diesem gellenden Schrei mit.
    Wankend wie ein Betrunkener bewegte er sich rückwärts zum Fenster. Seine weit hervortretenden, fieberglänzenden Augen starrten den Aktenschrank an.
    Immer wieder schüttelte er kreischend den Kopf. Sein Gesicht wurde leichenblaß.
    Er stöhnte.
    Taumelnd erreichte der Verleger das große Panoramafenster. In wahnsinniger Angst griff er nach der Verriegelung. Gleich darauf riß er den breiten Flügel auf.
    Ein Windstoß fauchte ihm ins Gesicht.
    Dolores Peel, Scotts Sekretärin, schnellte im Vorzimmer entsetzt hoch. Ihre Blicke flogen zur ledergepolsterten Tür, hinter der sich das Büro des Verlegers befand.
    Das blonde Mädchen hörte die Schreie ihres Chefs und rannte bestürzt zur Tür. Ohne anzuklopfen stürmte sie in den Raum.
    Da packte sie das Grauen.
    Al Scott bot einen entsetzlichen Anblick. Er schien vollkommen verrückt geworden zu sein.
    Er stand vor dem geöffneten Fenster, starrte auf den Aktenschrank und brüllte wie ein Tier.
    Die Adern traten an seinem Hals weit heraus. Die Augen quollen ihm aus dem Kopf. Er schüttelte wie irr den Kopf und riß sich selbst keuchend an den Haaren.
    »Mr. Scott!« rief Dolores.
    Scott hörte sie nicht.
    »Diese Qualen!« schrie er.
    »Was ist denn mit Ihnen, Mr. Scott?« fragte das Mädchen. Es lief ratlos zu dem Schreienden hin.
    »Diese Qualen. Sie sind so entsetzlich. Ich halte sie nicht mehr aus!« schrie Scott.
    Er starrte immer noch den Aktenschrank an. Dolores konnte daran nichts Besonderes feststellen. Vor allem nichts, wovor man sich fürchten mußte.
    Als Scott auf das Fensterbrett sprang, lief es dem bestürzten Mädchen eiskalt über den Rücken.
    »Mr. Scott!« rief Dolores aufs höchste erregt.
    Der Verleger hörte sie nicht.
    »Um Gottes willen, tun Sie’s nicht!« stieß die Sekretärin hervor.
    Der Verleger starrte eine Sekunde lang in die Tiefe. Von diesem Fenster ging es sechzehn Etagen abwärts.
    Dolores wollte ihn zurückhalten. Doch sie kam zu spät.
    Al Scott sprang aus dem Fenster.
    »Mr. Scott!«
    Der Schrei des in die Tiefe Fallenden war lange zu hören. Erst als sein Körper unten aufschlug, endete er.
    Dolores hastete zum Fenster. Der Verleger lag tief unten auf dem Gehsteig - klein, reglos, wie eine Puppe.
    Dolores wandte sich voll Grauen vom Fenster ab.
    ***
    Ich drehte mich um, nachdem ich aus dem Fenster gesehen hatte. Ich sah die Bar, die Al Scott nun nicht mehr brauchte, und fragte:
    »Möchten Sie einen Whisky haben, Miß Peel?«
    Dolores schüttelte den Kopf. Sie rieb sich fröstelnd die Arme.
    »Nein, danke, Mr. Ballard. Lieber Wasser.«
    Ich öffnete ein Tonicwater-Fläschchen und füllte ein Glas.
    Dolores nahm es mit zitternder Hand entgegen. Sie war einundzwanzig, hatte eine makellose, gepflegte Figur und war dezent gekleidet.
    »Überfordere ich Sie, wenn ich Sie bitte mir genau zu erzählen, was passiert ist?« fragte ich.
    Dolores nippte am Glas. Dann zuckte sie die Achseln und sah mich offen an. Ihre Augen waren meergrün und ausdrucksstark.
    »Ich werde versuchen, mich nicht aufzuregen«, sagte sie.
    Ich bot ihr einen Sessel an, der zur Konferenzgruppe gehörte.
    Dolores Peel setzte sich und schlug die langen Beine übereinander. Ich setzte mich ihr gegenüber auf die lange, lederbezogene Bank.
    Dolores schaute nachdenklich in ihr Glas. Schließlich begann sie mit leiser Stimme:
    »Das war so: Ich saß draußen an meinem Schreibtisch. Da hörte ich plötzlich Mr. Scott entsetzlich schreien. Ich eilte zur Tür und hastete hier herein. Mr. Scott war wie von Sinnen. Er schien mich nicht zu sehen. Er war nicht normal. Er - er starrte auf den Aktenschrank. Sein Gesicht war leichenblaß und schweißbedeckt. Schaum stand auf seinen Lippen. Ich habe noch keinen Menschen gesehen, der soviel Angst hatte wie er.«
    »Wovor hat er sich gefürchtet?« fragte ich.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er starrte den Aktenschrank an?«
    »Ja. Er muß sich in seinem Wahn irgend etwas Grauenvolles vorgestellt haben. Der Schrank muß

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