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GK323 - Der Selbstmord-Bringer

GK323 - Der Selbstmord-Bringer

Titel: GK323 - Der Selbstmord-Bringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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stand. Er hatte einen auffallend kleinen Kopf.
    »Ja?«
    »Ich bin Rechtsanwalt, Mr. Ballard.«
    »Was führt Sie zu mir, Mr. Warwick?«
    Der Anwalt trat ein und schloß die Tür hinter sich. Er war hochgewachsen, hatte dichtes braunes Haar auf dem kleinen Kopf und eine überspitze Nase. Seine Fingernägel waren sorgfältig manikürt.
    Nach Warwicks Auftreten zu schließen, hatte er nicht nur sehr reiche Klienten, sondern er war auch selbst nicht gerade arm.
    »Ich habe erfahren, daß Sie diese geheimnisvolle Selbstmordserie aufzuklären versuchen, Mr. Ballard.«
    »Das ist richtig.«
    Ich bat den Mann weiter. Wir begaben uns in den Living-room und setzten uns.
    »Ich war mit Al Scott, dem Verleger, sehr eng befreundet, Mr. Ballard. Ich habe auch alle seine rechtlichen Angelegenheiten geregelt. Wir waren beinahe wie Brüder, gingen gemeinsam auf Fasanenjagd - für morgen ist übrigens wieder eine solche Jagd angesetzt, aber der arme Al… Na ja. Wir spielten oft zusammen Schach, waren Mitglieder desselben Clubs, und wir haben auch schon zwei Weltreisen hinter uns. Als ich nun erfuhr, daß mein Freund so plötzlich verrückt geworden sein soll, traf mich das, wie Sie sich vorstellen können, wie ein Keulenschlag. Al war kein Nervenbündel. Mr. Ballard, bei dem man täglich mit so einem tragischen Ende hätte rechnen müssen. Ihn konnte nichts, aber auch gar nichts, aus der Ruhe bringen. Deshalb verstehe ich nicht, wie es zu diesem entsetzlichen Kurzschluß kommen konnte.«
    »Wie oft haben Sie Mr. Scott in letzter Zeit gesehen, Mr. Warwick?«
    »Nahezu jeden Tag. Wir trafen uns immer im Club.«
    »Fiel Ihnen auf, daß er irgendwie verändert war?«
    »Nein.« Dan Warwick hielt inne und kniff die ohnehin kleinen Augen noch ein wenig mehr zusammen. »Oder doch. Irgend etwas war da, worüber er nicht sprechen wollte.«
    »Was kann das gewesen sein?«
    Der Anwalt zuckte die Achseln.
    »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht war er auch nur gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe.«
    »Hatte er diesbezüglich manchmal Beschwerden?«
    Der Rechtsanwalt schüttelte den Kopf, ohne nachzudenken.
    »Eigentlich nie.« Dan Warwick holte seine Zigaretten aus der Tasche, hielt die Packung hoch und fragte mit einem verlegenen Lächeln: »Darf ich?«
    »Natürlich.«
    Warwick hielt auch mir die Packung hin, doch ich lehnte dankend ab. »Nichtraucher«, sagte ich. An der Art, wie Dan Warwick rauchte, glaubte ich erkennen zu können, daß diesen Mann noch irgend etwas bedrückte.
    Warwicks Finger zitterten leicht.
    Die Bewegungen, wenn er die Zigarette zum Mund führte, waren fahrig. Er sog den Rauch mit einer gewissen Gier in die Lunge und ließ ihn schnaufend durch die Nasenlöcher entweichen.
    Er betrachtete seine sauberen Fingernägel und wippte befangen mit dem Fuß.
    Schließlich sagte er:
    »Sie werden sich bestimmt denken, daß das, was ich bis jetzt gesagt habe, kein Grund ist, hierherzukommen und Ihnen, Mr. Ballard, Ihre kostbare Zeit zu stehlen.«
    »Mr. Scott war immerhin Ihr Freund.«
    »Ja, ja, das war er…« Dan Warwick holte tief Luft. Er stieß die Zigarette mit der Glut voran in den Aschenbecher, verschränkte dann die Finger und sagte: »Ich will Sie nicht länger hinhalten, Mr. Ballard. Es - es gibt einen sehr triftigen Grund, weshalb ich zu Ihnen gekommen bin.«
    Warwicks Nervosität hatte sich in den letzten Minuten verdoppelt. Irgend etwas quälte ihn.
    Nun zog er ein Papier aus der Tasche. Es war weiß und zusammengefaltet.
    Ich bekam es so, wie es war, nahm es in Empfang und entfaltete es interessiert.
    Auf dem weißen Papier klebten Buchstaben, Silben und Worte, aus Zeitungen und Illustrierten ausgeschnitten.
    Der Text, der damit zusammengestellt und auf das Papier geklebt worden war, lautete:
    Halten Sie zehntausend Pfund in kleinen, nicht markierten Scheinen bereit. Wenn Sie sich weigern, diesen Betrag zu zahlen, oder wenn Sie zur Polizei gehen, werden Sie genauso enden wie Ihr Freund Al Scott.
    Irgend etwas elektrisierte mich. Zum erstenmal tauchte in dieser langen Selbstmordkette ein konkretes Motiv auf.
    Bisher waren die reichen Leute immer in einem plötzlichen Anfall von Wahnsinn aus dem Leben geschieden.
    Nie war ein Hinweis aufgetaucht, daß es sich um ein raffiniertes Verbrechen handelte.
    Ich schaute Warwick an.
    »Sagen Sie, ist es möglich, daß auch Mr. Scott einen solchen Brief vor seinem Tod erhalten hat?«
    »Möglich wäre es natürlich. Aber ich habe keine Ahnung, ob er tatsächlich einen solchen

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