GK326 - Die Satansbrut
für einen Sekundenbruchteil wieder aufs Haar der Schriftstellerin, verwandelte sich aber sofort wieder zurück in jene abscheuliche Erscheinung, die er wirklich war.
Aaron, der genauso aussah wie Nodot, lachte. »Sieh dir nur Mr. Silver an. Der Schwächling klappert vor Angst mit den Zähnen!«
»Du wirst in dieser Welt dein Leben verlieren, Silver!« knurrte Nodot. »Aus dieser Stadt kommst du nicht mehr heraus. Ephraim wird dich und das Mädchen töten. Und nachher holen wir uns euren Freund Tony Ballard!«
Mr. Silver wich Schritt um Schritt vor den Dämonen zurück. Aaron sprang ihn mit einem gellenden Kampfschrei an.
Der Hüne warf sich zur Seite. Die Krallenhände des Unholds verfehlten ihn. Benommen vor Angst raffte sich Mr. Silver dazu auf, sich zu verteidigen.
Er schlug nach Aarons Schädel, der hart wie Granit war.
Nodot stürzte sich indessen auf Vicky Bonney. Als er sie packte, erwachten Mr. Silvers ritterliche Gefühle zu neuem Leben.
»Weg!« brüllte der Hüne. »Laß das Mädchen in Ruhe!«
Er rammte Nodot seinen Fuß in den Bauch. Der schwarze Umhang teilte sich. Ein dürrer, mumifizierter Körper wurde sichtbar. Grau und unansehnlich.
Nodot wurde von Mr. Silvers Tritt gegen die Hausmauer geschleudert. Aaron versuchte, den Hünen niederzuringen.
Mr. Silver ging jedoch blitzschnell in die Hocke. Er packte den Dämon mit beiden Händen, riß ihn hoch und warf ihn dem erneut anstürmenden Nodot entgegen.
Ein Dämonenkörper prallte gegen den anderen. Aaron und Nodot landeten auf dem Boden. Bevor sie wieder hochschnellen konnten, ergriff Mr. Silver Vicky Bonneys Hand und rannte mit ihr weiter.
Er machte sich nichts vor. Er wußte, daß er Aaron und Nodot nicht besiegt hatte. Und ihm war klar, daß er sich von den beiden keine Sekunde länger aufhalten lassen durfte.
Denn wenn erst einmal Ephraim die Szene betrat, war nichts mehr zu gewinnen. Ephraim war so gut wie unbesiegbar.
Er war es jedenfalls so lange, solange er im Besitze des Dämonendiskus war. Mr. Silver hätte seinen linken Arm für diesen tödlichen Diskus hergegeben.
Durch winkelige Gäßchen schleppte Mr. Silver das blonde Mädchen. Vicky war fast am Ende ihrer Kräfte angelangt.
»Ich kann nicht mehr!« stöhnte sie.
»Du mußt!« schrie Mr. Silver sie an. »Kämpfe, Vicky! Wenn du nicht die Zähne zusammenbeißt, bist du verloren!«
»Das sagst ausgerechnet du?«
»Vielleicht habe ich neuen Mut gefaßt«, gab Mr. Silver zurück. Er zog die Schriftstellerin weiter mit sich.
Der Ex-Dämon erblickte den Rohbau eines Wohnhauskomplexes. Er überlegte nicht lange, sondern rannte mit Vicky darauf zu.
Sie stolperte hinter ihm her. Es war ein Wunder, daß sie nicht fiel. An den Eingängen des Gebäudekomplexes gab es noch keine Türen.
An der Fassade war ein hohes Gerüst angebracht. Mr. Silver entschied sich für einen der Eingänge. Gleich darauf hallten seine und Vicky Bonneys Schritte im Treppenhaus.
Der Hüne schleppte das Mädchen bis zum vierten Stock hinauf. Dort war Vicky dann völlig am Ende. Sie taumelte nur noch, lehnte an der Wand und rutschte langsam daran zu Boden.
Mr. Silver suchte sich eine der Wohnungen aus. Er fand Maurerwerkzeug, Holz, Draht und lange Zimmermannsnägel.
Er sammelte die Utensilien hastig ein und trug sie in die Wohnung, in der er sich mit Vicky Bonney verbarrikadieren wollte.
Das blonde Mädchen japste wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft. Mr. Silver kam, um sie zu holen.
Sie weigerte sich, aufzustehen. Da schob er seine Arme unter sie und hob sie hoch. Mit stapfenden Schritten begab er sich in die Wohnung. Nachdem er Vicky abgestellt hatte, warf er die Tür zu.
Er rammte Holzbalken dagegen und nagelte diese auf dem Bretterboden fest. Dann lief er zu Vicky. Besorgt fragte er: »Geht’s schon wieder etwas besser?«
Das Mädchen wischte sich den Schweiß mit zitternder Hand von der Stirn. »Was bist du nur für ein komischer Kerl, Silver. Jetzt, wo ich nahe daran bin, gleichfalls aufzugeben, faßt du wieder neuen Mut.«
»Der Kampf gegen Nodot und Aaron hat mir Auftrieb gegeben«, sagte der Hüne. »Er hat mir gezeigt, daß ich nicht ganz so schwach bin, wie ich mich fühlte.«
»Wir haben trotzdem keine Chance. Wir können unser Ende lediglich hinausschieben, aber nicht verhindern.«
»Denk an Tony. Du mußt am Leben bleiben, Vicky. Für ihn. Du weißt, wieviel du ihm bedeutest. Er würde nicht darüber hinwegkommen, wenn er dich verlieren müßte.«
»Tony«, sagte Vicky
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