GK337 - Die Saat der Hölle
sich nicht so schnell entmutigen.
Er wußte wohl, daß Hartnäckigkeit in so manchem Fall zum Ziel führte. Doch diesmal hätte ich gewettet, daß er dieses Ziel nicht erreichen würde.
Rücksichtslos drängte Lightstone Lance Selby zur Seite, um wieder in die Nähe des Mädchens zu kommen.
»Dies hier ist also die Küche«, sagte Maggie Miller.
Aber dann sprach sie nicht weiter. Ich sah Lance verwundert an. »Was hat sie?«
Mein Freund hob die Schultern.
Ich erkannte, daß Maggie auf einen riesigen Topf starrte, der auf einem der Stahlherde stand. Der Topf war zugedeckt.
Durch eine kleine Öffnung im Deckel stieg Dampf.
»Ist die Küche schon in Betrieb?« fragte jemand.
»Nein«, sagte Maggie. »Der Topf dürfte da nicht stehen.«
»Dann nehmen wir ihn eben weg!« sagte Len Lightstone.
Maggie schüttelte den Kopf. »Lassen Sie das, Mr. Lightstone.« Ihre Stimme klang gepreßt. Sie wußte natürlich, was die beiden Fensterputzer und John O’Hara erlebt hatten.
Es war klar, daß sie das uns gegenüber nicht erwähnen durfte. Schließlich machte sie ja keine Führung durch ein Spukschloß.
Aber nun, wo in der Küche, in der keiner war und in der noch niemand sein Süppchen kochen durfte, plötzlich ein großer Topf auf dem Herd stand, wurde das Mädchen unruhig.
Len Lightstone setzte sich in Bewegung.
»Mensch, wer weiß, was sich in diesem Topf befindet, Tony!« raunte mir Lance Selby zu.
»Du witterst etwas, wie?« gab ich zurück.
»Vielleicht.«
»Lightstone!« rief ich. Meine Stimme hallte durch die riesige unterirdische Küche.
Der verdammte Angeber ging weiter.
»Lightstone, bleiben Sie stehen!« rief ich.
»Ich will sehen, was in diesem Topf ist«, erwiderte der Mann, ohne meiner Aufforderung Folge zu leisten. Er erreichte soeben den Elektroherd.
»Lassen Sie die Finger davon!« rief ich.
Len Lightstone drehte den Kopf in meine Richtung. »Sagen Sie mal, ist das vielleicht Ihr Topf?«
»Fassen Sie ihn nicht an!«
»Warum nicht?«
»Es kann gefährlich sein!« sagte ich.
»Lächerlich. Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich verbrenne mir schon nicht die Finger. Oder vermuten Sie, daß sich in dem Topf eine Bombe befindet, die hochgeht, sobald man den Deckel abnimmt?«
Wir drängten uns an den anderen vorbei. Maggie Miller nagte nervös an ihrer Unterlippe. Sie hatte offensichtlich Angst, konnte sie vor uns nur schlecht verbergen.
Ein Blick in ihre Augen genügte, um uns wissen zu lassen, was sie fühlte.
Len Lightstone griff nach dem Deckel. »Komisch!« sagte er. »Das Ding ist überhaupt nicht heiß. Der Deckel ist eiskalt.«
»Gehen Sie weg von dem Topf!« schrie ich.
Aber Lightstone brauste auf: »Sie haben mir nichts zu befehlen, Mann! Halten Sie die Klappe!«
Er beugte sich über den Topf. Der daraus hochsteigende Dunst hüllte für einen Augenblick seinen Kopf ein.
»Auch der Dampf ist kalt«, teilte er uns mit.
»Lightstone, kommen Sie her!« sagte ich eindringlich. »Fassen Sie nichts mehr an. Verlassen Sie mit Maggie und den anderen Führungsteilnehmern das Gebäude, bevor es zu spät ist.«
Len Lightstone schaute mich daraufhin grinsend an. »Haben Sie die Absicht, mir Angst zu machen, Mister…?«
»Ballard. Tony Ballard. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede, Lightstone.«
»Ich will der Sache auf den Grund gehen. Ein Topf steht auf einem Herd, ist jedoch nicht heiß, sondern eiskalt. Und was befindet sich darin? Etwas, das aussieht wie eine riesige alte Kartoffel!«
Lightstone griff mit beiden Händen in den Topf.
»Lassen Sie’s drin!« schrie ich. Aber der Mann gehorchte wieder nicht. Breit grinsend hob er »die Kartoffel« aus dem Topf.
Ich ging langsam auf ihn zu.
Len Lightstone beugte sich über den großen, seltsamen Gegenstand. Das Ding war grau und unansehnlich.
Es hatte eine lederartige Haut. Ich ahnte nichts Gutes. Die glühenden Augen, die die beiden Fensterputzer gesehen hatten – der Angriff des Tigers auf John O’Hara – und diese »Kartoffel«… Für mich war das die Fortsetzung einer unheimlichen, unheilvollen Serie.
Niemand konnte wissen, was sich in diesem seltsamen Ding befand.
Ich wußte nur, daß ich sofort alles daransetzen mußte, um es zu vernichten, denn es barg eine spürbare Gefahr in sich, das merkte ich nun schon ganz deutlich.
Len Lightstone fühlte die Gefahr nicht.
Er wollte sich vor den andern produzieren, wollte vor allem Maggie Miller zeigen, wie tapfer er war.
»Zurück, Lightstone«, sagte ich
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