GK346 - Die Rache des Magiers
er stehen. Das Geschoß stieß ihn nicht zurück. Er sackte nicht zusammen.
Es war so, als wäre er nicht getroffen worden.
»Unmöglich!« stöhnte Lionel McKern fassungslos, während der Schmerz seinen Brustkorb zu zerreißen drohte.
Immer noch wies der Neger im schwarzen Havelock mit dem Totenknochen auf sein Opfer. McKern hielt das nicht mehr aus.
Ein heftiges Schwindelgefühl packte ihn und ließ ihn heftig schwanken. Riesige schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen.
Das Ende! hallte es in seinem Kopf, der bersten wollte. Sein kalter Schweiß tropfte auf den Boden.
Es war ihm nicht möglich, sich länger auf den Beinen zu halten. Die Knie gaben nach, knickten unter der Körperlast ein.
Schwer keuchend brach der Journalist zusammen und blieb reglos liegen.
Magnus Mo grinste. »So soll es jedem ergehen, der versucht, unserem Geheimnis auf die Spur zu kommen!« sagte er mit seiner unheimlichen, krächzenden Stimme.
Der Neger, den Lionel McKern gestellt hatte, nickte zu diesen Worten ehrfürchtig.
***
Eigentlich hätte meine nächste Station die Bar Oklahoma sein sollen. Aber weil Tucker Peckinpahs Büro auf dem Weg lag, machte ich bei meinem Partner kurze Zwischenstation.
Er war erfreut, mich zu sehen. Der sechzigjährige Industrielle, den ich gern als Mr. Goldfinger bezeichne, begrüßte mich mit einer Herzlichkeit, die mir Freude machte.
Wir nahmen in den Konferenzsesseln aus schwarzem Büffelleder Platz. Der rundliche Peckinpah nahm die unvermeidliche Zigarre aus dem Mund, um deutlicher sprechen zu können, und fragte mich: »Was führt Sie so unerwartet zu mir, Tony?«
Ich grinste. »Ich wollte mal wieder Ihre schrille Stimme hören, Partner.«
Der Erfolgsmensch lachte. Ich mochte ihn sehr. Er stellte für mich eine Art Vaterfigur dar. Er war immer für mich da, wenn ich ihn brauchte. Ich konnte alles von ihm haben.
Vielleicht sah er in mir fast einen Sohn.
Was uns beide verband, reichte einige Jahre zurück. Ich war Polizeiinspektor in einem kleinen englischen Dorf gewesen und hatte das Pech gehabt, einen Ahnen zu haben, der ebenfalls Anthony Ballard geheißen hatte und Henker gewesen war.
Dieser Henker hatte eines Tages sieben Hexen am Galgenbaum aufhängen müssen. Die schrecklichen Weiber hatten Rache geschworen.
Und sie hatten Wort gehalten. Alle hundert Jahre tauchten sie in unserem friedlichen Dorf auf, mordeten und brandschatzten und töteten mit grausamer Regelmäßigkeit einen Ballard!
Als die Zeit der Rache wieder gekommen war, sollte ich ein Opfer der Hexen werden. Doch ich setzte mich zur Wehr und erreichte, was vor mir noch keiner geschafft hatte.
Unter der Erde existierte ein riesiger leuchtender Lebensstein. Es hieß, daß man die Hexen nur vernichten könne, wenn ein Mensch das Leuchten dieses magischen Steins mit seinem Blut löschen würde.
Ich machte mich auf die Suche nach dem Stein und fand ihn. Ich schnitt mir eine Wunde in die linke Hand und ließ mein Blut auf den Stein tropfen.
Das war das Ende der fürchterlichen Furien. Unser Dorf hatte endlich Frieden.
Ich brach ein Stück aus ihrem Stein heraus, ließ ihn in Gold fassen - dachte zunächst, der Stein solle mich nur an die furchtbaren Ereignisse erinnern, doch bald schon stellte sich heraus, daß in dem Stein magische Kräfte schlummerten, die das Gute in mir verstärkten.
Ich besaß einen magischen Ring.
Kurz darauf lernte ich Tucker Peckinpah kennen. Er machte sich Sorgen um seine Frau Rosalind, die allein nach Spanien gereist war.
Berechtigte Sorgen, wie sich herausstellte, denn als ich nach Spanien kam, konnte ich für Rosalind Peckinpah nichts mehr tun.
Sie war einem grausamen Blutgeier zum Opfer gefallen - Peckinpah war zum Witwer geworden.
Damals hatten wir uns zusammen getan.
Mit Peckinpahs Geld und mit meinem Mut und dem magischen Ring wollten wir den Mächten der Finsternis einen permanenten Kampf ansagen.
Eines schmiedete Tucker Peckinpah und mich besonders fest zusammen: unser Haß auf Dämonen. Deshalb bekämpften wir sie, wo immer sich dazu die Gelegenheit bot.
»Darf ich einen Wunsch aussprechen, Partner?« fragte ich lächelnd.
»Jeden. Das wissen Sie.«
Ich nannte den Namen des Revolverblattes, für das Lionel McKern arbeitete, und das jenes entsetzliche Bild von Samson Roundtree gebracht hatte.
Tucker Peckinpah kannte es. »Was ist damit?« erkundigte er sich.
»Mr. Silver hat sich mit Recht über das Foto geärgert, das die Zeitung ihren Lesern vorgesetzt hat. Es dreht einem den
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