GK346 - Die Rache des Magiers
Rex.«
»Ich danke für das Geld und für den Whisky.« Robbins trank den Flachmann leer. Er legte ihn ins Handschuhfach zurück und stieg aus. Bevor er die Tür zuwarf, sagte er noch: »Wenn ich wieder einmal etwas für Sie habe…«
»… dann rufen Sie mich an. Ich bin für jeden Tip dankbar.«
Jetzt gab Rex Robbins der Tür einen Schubs. Sie fiel mit einem schmatzenden Geräusch ins Schloß.
Lionel McKern startete den Motor. Das Jagdfieber erwachte in ihm. Ein herrliches Gefühl. Dieses Gefühles wegen liebte er seinen Beruf.
Sein Job war niemals eintönig. Er sorgte immer wieder für neue Spannung und Abwechslung. Es gab Geheimnisse, die aufgeklärt werden mußten.
Es gab interessante Gespräche mit Menschen. Manchmal wurden sie eines Verbrechens verdächtigt. Zu Recht oder zu Unrecht. Das herauszufinden erachtete Lionel McKern nicht nur als die Aufgabe der Polizei, sondern auch als die seine.
Er sah Rex Robbins.
Der Informant bog soeben in die Bloomfield Street ein. Bevor Lionel McKern den Cortina; anroïleh ließ, faßte er unter den Fahrersitz.
Darunter war eine Colt-Commander-Pistole verborgen. McKern nahm die Waffe an sich. Er wollte alles tun, was seine Sicherheit gewährleistete.
Nachdem er die Pistole in seinen Gürtel geschoben hatte, fuhr er los.
Bis zu jenem Ort an der Themse, den Rex Robbins genannt hatte, war es nicht weit. In fünf Minuten war Lionel McKern am Ziel.
Er stieg aus dem Fahrzeug und schloß die Lederjacke, damit niemand die Commander sehen konnte.
Es war kühl. Ausnahmsweise war der Himmel über London einmal vollkommen klar. Kein Wölkchen trübte ihn, und sein Blau war von einer seltenen Leuchtkraft.
Der Journalist schlenderte an der Themse entlang. Er war nicht kälteempfindlich. Er ging selbst bei Minusgraden noch ohne Hut und Mantel.
Von weitem schon entdeckte McKern die Büsche, hinter denen sich Rex Robbins versteckt hatte. Der Journalist blieb stehen, als er sie erreichte.
Er blickte sich suchend um. Träge strömte der Fluß an ihm vorbei. Ein Motorboot war in Richtung Vauxhall Bridge unterwegs.
McKern rief sich Robbins’ Bericht noch einmal ins Gedächtnis. Der Informant war hinter dem zweiten Neger hergeschlichen.
McKern ging die kurze Strecke.
Dann hatte Rex Robbins den Schwarzen aus den Augen verloren.
Der Journalist trat bis an den Rand der Kaimauer heran. Er entdeckte eine Sprossenleiter, die daran zum Fluß hinunterführte.
***
Neben dem Wasser gab es einen schmalen steinernen Steg, der geradewegs auf die große ovale Öffnung eines Kanals zuführte.
»Irgendwo unter dieser Stadt soll es einen schwarzen Ort geben«, murmelte Lionel McKern nachdenklich.
Das hatte ihm jemand gesagt. War dies etwa der Weg dorthin? Das Herz des Journalisten schlugt sogleich schneller.
War er einem ganz großen Geheimnis auf der Spur? Die beiden Neger hatten sich bestimmt nicht in Luft aufgelöst.
Es war durchaus denkbar, daß sie über diese Sprossen hinuntergeklettert und den schmalen Steg entlanggelaufen waren, um durch die Kanalöffnung zu verschwinden.
Der Journalist dachte an den Totenvogel.
Führte dieser Weg in sein Reich?
»Nachsehen«, befahl sich McKern.
Seine innere Spannung wuchs. Die Neugier ließ ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Ein Journalist, der nicht neugierig ist, kann niemals ein guter Journalist werden.
McKern kletterte kurzentschlossen die Leiter hinunter. Gleich darauf balancierte er den schmalen, grauen Steg entlang.
Er erreichte die riesige Kanalöffnung. Vor ihm glänzte ein dünnes, feuchtes Rinnsal. Es roch nicht gut, aber das konnte Lionel McKern nicht davon abhalten, sich tiefer in den Kanal hineinzuwagen.
Unheimlich hallten seine Schritte von den gewölbten Wänden wider. Noch begleitete den Mann das Tageslicht auf seinem Weg in die Unterwelt.
Doch mit jedem Schritt, mit dem er sich mehr vom Ende des Kanals entfernte, nahm die Helligkeit im Stollen ab.
Als der Stollen schließlich einen sanften Bogen nach links beschrieb, blieb das Tageslicht ganz hinter dem Journalisten.
Das war jedoch für Lionel McKern kein Grund, umzukehren. Im Gegenteil. Das Jagdfieber trieb ihm den Schweiß aus den Poren.
Es wäre ihm unmöglich gewesen, seinen Erkundungsgang jetzt einfach abzubrechen. Er hatte es im Gefühl, daß er einer Sensation auf der Spur war.
Sein sechster Sinn sagte ihm, daß er auf dem richtigen Weg war. Bald würde er in der Lage sein, das Rätsel zu lösen, das den mysteriösen Tod von Samson Roundtree umgab.
McKern
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