GK352 - Miß Zombie
Krachen der Schüsse. Zwei von drei Kugeln trafen den linken Hinterreifen von McLaines Fahrzeug.
Das Fahrverhalten des Wagens veränderte sich schlagartig.
Das Auto schlingerte, schwänzelte, kam vom Kurs ab.
Jeff McLaine kurbelte verzweifelt am Lenkrad. Aber er bekam das Fahrzeug nicht mehr unter Kontrolle. Dreißig Yards konnte er den Wagen noch auf der Fahrbahn halten.
Dann tanzte das Heck plötzlich nach links weg, das Fahrzeug rumpelte auf den Gehsteig und prallte in schrägem Winkel gegen die Hausmauer.
»Ja!« schrie Hannah Hunter begeistert. Eine unbändige Gier funkelte in ihren Augen. »Komm, Bruder. Jetzt holen wir ihn uns!«
McLaine war beim Aufprall nach vorn gerissen worden. Er war mit dem Kopf gegen den Dachholm geknallt, hatte Schmerzen in der Brust und war benommen. Alles um ihn herum war verschwommen. Er konnte nicht mehr klar sehen. Er hatte für einen Moment vergessen, wovor er auf der Flucht war. Ihm war nur klar, daß er in seinem Wagen nicht Sitzenbleiben durfte.
Seine Hand suchte den Türgriff.
Er konnte sich nicht erklären, wieso sein Auto plötzlich verrückt gespielt hatte. Daß Tom O’Neal geschossen hatte, hatte er weder gesehen noch gehört.
Die Tür klemmte.
Jeff McLaine warf sich verzweifelt dagegen. Raus! Raus! Er mußte schnellstens raus! Plötzlich wußte er wieder, in was für einer schrecklichen Gefahr er schwebte. Sofort warf er sich wilder gegen den Wagenschlag, der endlich knirschend und knarrend nachgab.
McLaine sprang aus dem Fahrzeug.
Und genau in Tom O’Neals Arme.
Der Untote hielt ihn lachend fest. »Jetzt habe ich ihn, Schwester!« sagte er. »Diesmal entkommt er mir nicht mehr!«
Hannah Hunter ließ sich nun nicht mehr soviel Zeit wie beim erstenmal. Sie konnte sich nicht mehr beherrschen. Mit ausgebreiteten Armen beugte sie sich über ihr Opfer.
McLaine spürte eine eisige Kälte in seinen Körper fließen. Er bekam keine Luft mehr, röchelte. Alles begann sich zu drehen. In seiner Brust explodierte ein wahnsinniger Schmerz, als ihm Hannah die Seele aus dem Leib riß. Er wußte, daß er jetzt starb, und es erfüllte ihn mit unendlicher Verzweiflung.
Die Augen fielen ihm zu.
Er tat seinen letzten Seufzer.
Dann gehörte er nicht mehr zu den Lebenden.
Doch er brach nicht zusammen, als Tom O’Neal ihn losließ. Im Gegenteil. Er blieb auf den Beinen, öffnete die Augen und fühlte sich gestärkt von einer neuen, unbeschreiblichen Kraft.
»Nun gehörst du zu uns, Bruder«, sagte O’Neal.
Und Jeff McLaine bemerkte, daß er einen furchtbaren Haß auf alles Lebende in seinem Herz trug, das zum Stillstand gekommen war.
***
Mr. Silver gab sich die größte Mühe. Doch all seine anstrengenden Konzentrationsversuche brachten kein Ergebnis. Schwer atmend gab er schließlich auf.
»Ich schaffe es nicht. Ich kann nicht herausfinden, wo sich Rufus zur Zeit aufhält, Tony.«
Ich hob die Schultern. »War ja nur ein Versuch.«
Mr. Silver faltete den Stadtplan zusammen. Mit seinen übernatürlichen Fähigkeiten war das so eine unterschiedliche Sache. Was ihm heute mühelos gelingen konnte, klappte morgen vielleicht überhaupt nicht. Die Kraft des Ex-Dämons war verschiedentlich großen Schwankungen unterworfen. Deshalb war bei allem, was mein Freund tat, ein gewisser Unsicherheitsfaktor dabei. Er war kein Automat, der auf Knopfdruck immer dieselbe Leistung erbringen konnte.
Ich schob mir ein Lakritzbonbon zwischen die Zähne und erhob mich. Es war halb drei Uhr früh.
»Ich denke, wir sollten uns ein paar Stunden Schlaf gönnen, Silver. Kann sein, daß wir morgen einen anstrengenden Tag vor uns haben.«
»Von morgen an tust du bis auf weiteres keinen Schritt mehr ohne mich.«
»Ist mir recht«, sagte ich. »Gute Nacht, Silver.«
»Gute Nacht, Tony.«
Eine halbe Stunde später horchte ich an der Matratze, und ich erwachte erst, als mir der angenehme Duft von starkem Kaffee in die Nase stieg. Es war kurz vor neun. Der Schlaf hatte mir gutgetan. Ich fühlte mich einer Reihe von Strapazen gewachsen, und ich war bereit, wieder jede Herausforderung der Hölle anzunehmen.
»Gut geschlafen?« fragte mich Mr. Silver, als ich nach der Morgentoilette in die Küche trat.
»Wie ein Murmeltier. Und du?«
Der Ex-Dämon zuckte mit den Schultern. Für ihn war Schlaf nicht so wichtig. Er konnte auch ohne ihn wochenlang auskommen, brauchte ihn nicht, um sich zu regenerieren. Das geschah bei ihm auf eine andere Weise.
Ich goß Kaffee in meine Tasse.
»Schon Pläne für
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