GK363 - Die Toteninsel
zögerte.
»Ich bitte Sie um alles in der Welt…!« drängte ihn Olivia. »Ich bin eine schwache Frau. Wenn Barry keine Mühe hatte, mit Woodrow fertigzuwerden, kann ich mich noch viel weniger vor ihm schützen.«
Der Gärtner sagte immer noch nichts.
»Mr. Parnaby!«
»Ich bin nur ein einfacher Mann, Mrs. Culp, und ich kümmere mich im allgemeinen nicht um das Gerede der Leute…«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Man sagt, Sie hätten Mr. Culp…«
»Herrgott, ja. Das habe ich getan. Ich habe ihm jeden Morgen Gift in den Kaffee getan, weil Woodrow es so haben wollte, und weil ich es selbst auch wollte. Ich liebte Woodrow, wollte mit ihm leben, aber nicht auf Barrys Geld verzichten.«
Der Gärtner sah Olivia Culp bestürzt an. »Sie haben soeben ein Mordgeständnis abgelegt, Mrs. Culp.«
»Ich weiß, und Sie können es der Polizei melden. Ich habe nichts dagegen. Es ist ohnedies schon fast alles verloren. Ich möchte nur noch eines: mein Leben behalten. Bitte helfen Sie mir dabei, Mr. Parnaby. Ich gebe Ihnen Geld, viel Geld. Ich mache einen reichen Mann aus Ihnen, wenn Sie mich jetzt nicht im Stich lassen.«
Der Gärtner nickte bedächtig. »Gut, Mrs. Culp. Ich stehe Ihnen bei. Und zwar deshalb, weil ich ein Mensch bin, dem die Gerechtigkeit über alles geht. Deshalb werde ich nicht zulassen, daß Mr. Culp sich an Ihnen rächt, denn Rache ist etwas Ungesetzliches. Von Ihrem Geld will ich nichts haben, denn es klebt das Blut eines Menschen daran. Ich helfe Ihnen, damit der Gerechtigkeit Genüge getan werden kann.«
Olivia Culp war mit allem einverstanden.
Ihr war alles recht, wenn sie nur ihr Leben behalten durfte. Sie war bereit, ins Zuchthaus zu gehen, denn das war immer noch besser als durch die Hand des Rächers zu sterben.
Die Dämmerung setzte ein.
»Schließen Sie alle Türen und Fenster«, verlangte Olivia. »Er darf nicht ins Haus gelangen. Sehen Sie auch im Keller nach, ob dies abgesperrt ist.«
»Ja. Mrs. Culp.«
Burl Parnaby begab sich auf seinen Rundgang. Allein stand Olivia nervliche Höllenqualen aus.
Sie hörte den Gärtner durch die Räume gehen und machte in der Zeit, in der er nicht bei ihr war, fürchterliches mit.
Als Barry Culp gestorben war, hatte sie Mühe gehabt, ein paar Krokodilstränen herauszudrücken.
Doch nun brauchte sie sich nicht ums Weinen zu bemühen. Es ging ganz von selbst. Dicke Tränen quollen aus ihren Augen und rannen über ihre fahlen Wangen.
Ihr war entsetzlich zumute.
Die Todesangst peinigte sie so sehr, daß sie meinte, es nicht mehr aushalten zu können.
Sie holte die Luger-Pistole, die Woodrow Cole ihr gegeben hatte. Was hatte ihr Woodrow erklärt? Was mußte sie tun, wenn sie schießen wollte?
Sie drehte die Waffe nervös hin und her. Ach ja, den Sicherungshebel sollte sie umlegen, hatte Woodrow gesagt.
Sie machte es und schob die Waffe in den breiten Rauhledergürtel, der ihre Mitte einschnürte.
Burl Parnaby war jetzt im Keller. Vor dem Haus war ein gespenstisches Knistern zu hören.
Olivia hatte das Gefühl, dicke Hagelschloßen würden ihr über die Wirbelsäule rieseln.
Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. Unheimlich war ihr zumute. Überall vermeinte sie Barry stehen zu sehen, und sie erschrak darüber jedesmal so sehr, daß ihr Herzschlag für einen Moment aussetzte.
Sterben, du wirst sterben!, raunte ihr eine innere Stimme zu. Barry wird auch zu dir kommen. Man kann ihn nicht aussperren.
»Nein!« stöhnte Olivia verzweifelt. »Großer Gott, nein! Ich bereue, was ich getan habe. Ich würde es nicht wieder tun. Es tut mir leid, Barry. Hörst du? Kannst du mich hören? Bist du irgendwo dort draußen? Schleichst du schon um das Haus? Ich bereue von ganzem Herzen. Verzeiht der Herr denen denn nicht, die aufrichtig bereuen?«
Der Herr schon, gab ihr ihre innere Stimme darauf Antwort. Aber nicht Barry Culp, denn in ihm steckt der Teufel…
Endlich kam Burl Parnaby zurück. Als er die Luger sah, fragte er erschrocken: »Was wollen Sie denn damit, Mrs. Culp?«
»Ich muß mich verteidigen.«
»Was wollen Sie Mr. Culp denn mit einer Pistole anhaben? Woher haben Sie die?«
»Woodrow hat sie mir gegeben.«
»Sie wird Ihnen nichts nützen.« Parnaby wollte, daß Olivia ihre Waffe weglegt, doch sie weigerte sich entschieden, dies zu tun.
Ein geisterhaftes Raunen flog am Haus vorbei. Olivia Culp riß bestürzt die Augen auf.
»Was war das?« fragte sie.
»Ich habe nichts gehört, Mrs. Culp.«
Im Wohnzimmer knarrte es
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