GK363 - Die Toteninsel
sprachen wieder von Charlton Leachman, und ich wollte wissen, wo der Konzertpianist beerdigt worden war.
»Es ist Mode geworden, sich auf Death Island bestatten zu lassen«, sagte Frank Esslin.
»Death Island? Todesinsel?« fragte ich.
»Ein winziges Eiland vor der Küste von Florida. Du findest es nur auf einer Spezialkarte. Ein uralter Friedhof befindet sich darauf. Sonst nichts. Die Insel des Todes wird von keinem Lebenden bewohnt, deshalb trägt sie diesen Namen. Viele Geschichten und Legenden ranken sich um Death Island. Alle, die nicht hin müssen, machen einen großen Bogen darum herum. Es gibt unzählige Schauermärchen. Alte und neue. Eine Zeitlang war der Friedhof von Death Island in Vergessenheit geraten. Die Gräber verfielen. Niemand kümmerte sich mehr um die Toteninsel, und als sie schließlich einem Politiker wieder ins Bewußtsein drang, machte er den Vorschlag, den Friedhof aufzulassen und ein Hotel auf die Insel zu stellen, aber sein Vorschlag war von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn wer macht schon gern auf einer Insel Urlaub, die Death Island heißt? Bald danach starb ein Mann, der den oberen Zehntausend von Los Angeles angehörte, und der hatte in seinem Testament ausdrücklich verlangt, auf Death Island bestattet zu werden. Seither haben immer mehr Menschen diesen Wunsch. Die Todesinsel wurde zu einer Art Nobelfriedhof.«
»Hat man auch Barry Culp dort beigesetzt?« erkundigte sich Mr. Silver.
»Ja, auch ihn hat man auf Death Island begraben«, bestätigte Frank Esslin.
Ich schaute den Ex-Dämon an. »Dann finden wir die Lösung unseres Rätsels auf dieser Insel.«
»Ich bin ganz deiner Meinung, Tony.«
»Wann sehen wir sie uns an?«
»Wann immer du willst.«
»Also gleich!« entschied ich.
Doch ehe wir aufbrechen konnten, läutete das Telefon. Da wir uns in Franks Zimmer befanden, ging er an den Apparat.
»Esslin.«
»Entschuldigen Sie die Störung, Mr. Esslin.« Es war das Mädchen von der Telefonzentrale.
»Was gibt’s?«
»Da wäre ein dringender Anruf für Mr. Ballard, aber ich kann ihn in seinem Zimmer nicht erreichen. Eine Mrs. Culp. Sie scheint mir ganz durcheinander zu sein. Wissen Sie vielleicht zufällig, wo sich Mr. Ballard befindet?«
»Sie haben Glück. Er steht neben mir.«
»Dann verbinde ich.«
»Okay.« Frank hielt mir den Hörer entgegen. »Für dich, Tony.«
»Vicky?« fragte ich.
Frank schüttelte den Kopf. »Mrs. Olivia Culp.«
»Dann muß aber der Teufel los sein«, sagte ich und griff blitzschnell nach dem Hörer.
»Hallo! Hallo!« schrie Olivia Culp am anderen Ende der Leitung.
»Ja, Mrs. Culp?«
»Mr. Ballard?«
»Am Apparat.«
»Oh, Mr. Ballard, es ist etwas Entsetzliches passiert. Ich… ich weiß nicht, was ich tun soll, weiß mir keinen Rat. Sie müssen mir helfen! Ich flehe Sie an, retten Sie mich!«
»Ist Barry Culp wiederaufgetaucht?«
»Er war bei Woodrow!«
»Wer ist Woodrow?«
»Woodrow Cole, mein Tennislehrer… Ach was, mein Geliebter war Woodrow. Seinetwegen habe ich Barry… Mr. Ballard, ich brauche Ihre Hilfe. Wenn Sie nicht sofort hierher kommen, bin ich verloren. Barry war bei Woodrow. Er hat ihn umgebracht. Mit einem Messer…«
»Woher wissen Sie das?« fragte ich.
»Woodrow war nicht sofort tot. Er konnte mich noch anrufen. Aber jetzt lebt er nicht mehr. Und Barry, der Rächer, ist auf dem Weg hierher! Er wird auch mich umbringen. Er hat es Woodrow gesagt.«
»Gut, Mrs. Culp«, sagte ich hastig. »Wir fahren sofort los!«
***
Olivia Culp war einem Nervenzusammenbruch nahe. So viel Angst hatte sie in ihrem Leben noch nicht gehabt.
Nachdem sie mit Tony Ballard gesprochen hatte, legte sie zitternd den Hörer auf die Gabel.
»Beeil dich!« seufzte sie, während sie den Apparat flehend ansah. »Ich bitte dich, beeile dich!«
Sie lief aus dem Livingroom und rief den Gärtner ins Haus.
»Ja, Mrs. Culp?«
»Mr. Parnaby, ich bitte Sie um Verzeihung.«
»Weswegen?«
»Weil ich Sie angeschrien habe, weil ich Ihnen nicht glaubte, daß Sie meinen Mann wirklich gesehen haben, doch nun glaube ich Ihnen. Es ist etwas Schreckliches vorgefallen, das mich zwingt, Ihnen zu glauben.« Olivia Culp erzählte dem Gärtner von dem Mord an Woodrow Cole. Sie sagte mit heiserer Stimme, daß ihr toter Mann nun hierher unterwegs sei, um sie gleichfalls umzubringen. »Das… das dürfen Sie nicht zulassen, Mr. Parnaby. Sie müssen mir beistehen! Barry darf mir nichts antun. Werden Sie mir helfen, Mr. Parnaby?«
Der Gärtner
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