Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK388 - Der Blutrichter

GK388 - Der Blutrichter

Titel: GK388 - Der Blutrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Leute bringen dich ganz durcheinander. Du drehst dabei durch, sage ich dir.«
    »Aber ein Erlebnis, an das du gern zurückdenkst, war es doch, nicht wahr?«
    »Oja«, gab McKay zu. »Das war es.«
    Der Fischer erhob sich. Er war ein kleiner, drahtiger Mann mit einem dicken schwarzen Oberlippenbart und unregelmäßigen Zähnen.
    Er begab sich zur Kommode, um das Kofferradio einzuschalten. »Willst du ein bißchen Musik hören?« fragte er.
    »Warum nicht?« gab Flagg zurück.
    Aber McKay drehte nicht auf.
    Er stand am Fenster und blickte hinaus.
    »Was ist mit der Musik?«, fragte Robert Flagg.
    David McKay reagierte nicht. Gebannt blickte er zum Ufer hinüber. Ein eisiger Schauer rieselte ihm über den Rücken, und ein eigenartiges Gefühl beschlich ihn.
    Angst!
    Er hatte am Ufer eine Bewegung wahrgenommen. Die Dunkelheit hatte sich wie ein schwarzes Laken über die Gegend ausgebreitet. Es war nicht mehr viel zu erkennen.
    Dennoch war David McKay sicher, daß sich dort drüben jemand herumtrieb. Jetzt schälte sich etwas aus der Finsternis! Eine Gestalt.
    Noch eine. Und eine dritte. McKays Zunge huschte über seine Lippen. Aufgeregt beobachtete er die hochgewachsenen Erscheinungen. Seltsam waren sie anzusehen. Als ob sie keine Menschen wären, nur Schatten.
    Ja. Schatten!
    McKay hielt unwillkürlich den Atem an.
    »Ist was nicht in Ordnung?« fragte Robert Flagg.
    Der Fischer sagte kein Wort.
    Die Schatten formierten sich. Vier waren es nun schon. Groß und schwarz ragten sie auf. Sie hatten kein Gesicht. Es gab nirgendwo einen hellen Fleck zu sehen. Alles war so schwarz wie Pech, das Antlitz, die Hände. Einfach alles.
    McKay biß sich auf die Unterlippe.
    Hier ging es nicht mit rechten Dingen zu. Der Fischer wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen. Es schien, als wollte er die unheimlichen Erscheinungen fortfegen.
    Aber sie blieben.
    Und McKay begriff, daß sie seinetwegen hier waren.
    Aber was wollten sie von ihm?
    Genauso reglos wie er standen sie da. Gespenstisch. Die Beine leicht gegrätscht. Die Arme etwas abgespreizt. Sie schienen auf etwas zu warten. Worauf? Daß er zu ihnen rüberkam? Darauf konnten sie lange warten.
    »David, was hast du?« fragte Robert Flagg. »Wieso stehst du am Fenster wie dein eigenes Denkmal, und…«
    Flagg erhob sich.
    Er war um einen Kopf größer als der Fischer, hatte einen kleinen Bauchansatz und ein Doppelkinn. Er war breit in den Schultern und verfügte über Bärenkräfte.
    McKays Schweigen beunruhigte ihn.
    Er begab sich zu dem Freund. »Jetzt sag mir endlich, was dir die Rede verschlagen hat.«
    Er legte dem Fischer die Hand auf die Schulter und bemerkte, wie der Mann zitterte. Er warf einen Blick auf McKays Gesicht und stellte fest, daß es schweißbedeckt war.
    »Um Himmels willen, David, ist dir nicht gut?«
    »Robert…«, preßte MeKay endlich mühsam hervor. »Dort drüben … Die Schatten …«
    Flagg ging mit dem Gesicht näher an die Scheibe heran und schaute zum Ufer hinüber. »Teufel, was sind denn das für welche?«
    »Unheimlich sind sie, nicht wahr?«
    »Ja, verdammt, vor denen kann man Angst kriegen. Was wollen die denn da?«
    »Die wollen mich holen«, sagte McKay heiser.
    »Dich holen? Hör mal, was soll der Unsinn, David?«
    »Die sind meinetwegen hier, ich fühle es«, behauptete der Fischer zitternd.
    »Und was haben sie deiner Meinung nach mit dir vor?«
    »Weiß ich nicht, Robert, ich habe Angst.«
    »So schnell lassen wir beide uns nicht unterkriegen, David.« Flagg ballte die Hand zur Faust. »Wenn die auf dein Hausboot kommen, können sie was erleben.«
    »Robert!« schrie McKay plötzlich schrill auf. »Sie… sie kommen wirklich!«
    ***
    Die Schatten setzten sich in Bewegung.
    Flagg starrte sie fassungslos an. »Verdammt, das sind keine Menschen, David. Aber was können sie sonst sein?«
    »Höllenwesen. Wesen aus dem Schattenreich!« keuchte der Fischer.
    »Was hast du denn mit der Hölle zu schaffen? Du warst dein Lebtag ein guter Mensch. Ein Vorbild für so viele andere…«
    »Ich… ich kann es mir auch nicht erklären!« McKay wich vom Fenster zurück. Sein Blick irrte durch den Raum. Er hastete zum Tisch, riß die Lade auf und bewaffnete sich mit einem großen Messer.
    Das Licht der Petroleumlampe zauberte blitzende Reflexe auf die Klinge.
    »Das sind Ungeheuer«, flüsterte Flagg. »Wesen aus einer anderen Dimension. Der Himmel stehe uns bei. Hast du kein Kruzifix?«
    »Doch.«
    »Hol es!« verlangte Robert Flagg.

Weitere Kostenlose Bücher