GK394 - Der Magma-Mann
Angst nahm, Tony Ballard könnte etwas zugestoßen sein.
»Du machst das wunderbar«, lobte Vicky den Ex-Dämon. »Sollte es einmal zu Ende sein mit der Jagd auf Geister und Dämonen, kannst du dir dein Brot als Heilpraktiker verdienen. Du würdest damit bestimmt so viel verdienen, daß du Tony und mich miternähren könntest.«
»Die Mächte der Finsternis werden immer die Welt bedrohen. Ein Ende in diesem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse gibt es nicht, Vicky.«
»Dann wird wohl nichts aus Mr. Silver, dem Heilpraktiker.«
»Bestimmt nicht.«
Er hielt plötzlich inne.
»Was ist? Warum massierst du nicht weiter?« fragte Vicky. »Es ist so angenehm.«
Da hörte sie, wie der Ex-Dämon rasselnd atmete. Sie drehte sich um und blickte zu ihm hoch. Seine Haut glänzte silbrig. Er schien geistig weggetreten zu sein. Sein Blick war in die Ferne gerichtet. Durch die Wand. Funken tanzten in seinen perlmuttfarbenen Augen.
Vicky Bonney stand auf. Sie legte ihre Hand auf Mr. Silvers Schulter. Jeder seiner Muskeln war steinhart. Vicky schüttelte den Hünen mit den Silberhaaren. »Silver!« sagte sie eindringlich. »Silver, was hast du denn?«
Sein Brustkorb hob und senkte sich noch einmal stark. Dann atmete er wieder normal. Er blinzelte. Der silbrige Schimmer seiner Haut verschwand. Es hatte den Anschein, als würde sein Geist von weither zurückkommen.
»Silver, was war los?« fragte Vicky beunruhigt.
»Ich hatte eine Vision«, erklärte der Ex-Dämon. »Ganz plötzlich kam sie über mich. Es gab zwar einige störende Einflüsse, aber das Wesentliche wurde für mich doch offenbar.«
»Hängt deine Vision mit dem Magma-Mann zusammen?«
Mr. Silver nickte. »Die Impulse, die ich gestern ausgesandt habe, um Taras Lord zu orten, stießen ursprünglich ins Leere. Manchmal kommt es vor, daß sie Langzeitwirkung haben.«
»So wie diesmal?«
Der Ex-Dämon nickte wieder.
»Was hast du gesehen?« fragte Vicky Bonney neugierig.
»Eine Straße. Wetherby Gardens. Ein Haus. Sitz eines Vereins, der sich die ›Mystiker‹ nennt. Und Taras Lord ist ihr Werkzeug. Er tötet für sie, wann immer sie es von ihm verlangen.«
Vicky Bonney blickte den Ex-Dämon gespannt an. Sie hoffte, daß er noch mehr erzählen würde. Aber außer einer Beschreibung des Hauses in Wetherby Gardens wußte er nichts mehr zu berichten.
Der Hüne schnippte mit dem Finger. »Das muß ich sofort Lance mitteilen.« Er lächelte Vicky flüchtig an. »Bin gleich wieder zurück«, sagte er. Dann ließ er sie stehen, eilte aus dem Living-room, um das Nachbarhaus aufzusuchen, in dem Lance Selby wohnte.
Vicky schaute aus dem Fenster. Sie sah Mr. Silver. Er schellte bei Lance, dieser öffnete ihm, der Ex-Dämon verschwand hinter der Tür.
Vicky war allein, und ihr Denkapparat fing zu arbeiten an. Es war wichtig, Licht in das Dunkel um den Magma-Mann zu bringen. Mr. Silver war es gelungen, den Schleier, der über diesem Geheimnis lag, ein bißchen aufzureißen. Vicky Bonney wollte nun ihren Teil dazu beitragen, damit dieser Fall gelöst werden konnte.
Sie überlegte sich ernsthaft, ob sie die Gelegenheit nicht beim Schopf packen und sich um die Mitgliedschaft bei diesem Verein, von dem Mr. Silver gesprochen hatte, bemühen sollte.
Dieser Gedanke fesselte sie, ließ sie nicht mehr los.
Während Mr. Silver und Lance Selby palaverten, wollte sie handeln und den Männern wieder einmal zeigen, daß sie genausoviel loshatte wie sie.
Ja, sie wollte zur »Mystikerin« werden. Mal sehen, ob ihr das gelang.
Sobald sie diesem Verein angehörte, würde sie Augen und Ohren offenhalten, um alles Wissenswerte herauszufinden und an Tony Ballard weiterzuleiten.
Tony. Wo war er so lange? Hatte es unerwartete Schwierigkeiten gegeben? War er ausgefallen? Wenn ja, dann war es für Vicky noch wichtiger, in den Fall einzusteigen. Vielleicht gelang es ihr, bei den »Mystikern« etwas über Tony in Erfahrung zu bringen.
Sie war nicht mehr von ihrer Idee abzubringen.
Rasch schrieb sie für ihre Freunde einen Zettel, den sie an gut sichtbarer Stelle hinlegte. Dann verließ sie voller Tatendrang das Haus, in der Hoffnung, schon bald mit einem ansehnlichen Erfolg glänzen zu können.
Sie ahnte nicht, in welche Gefahr sie sich dabei begab…
***
Rex Russel verfaßte den bissigsten Artikel seines Lebens. Er machte sich über Demelza Drake und ihren Verein lustig, ließ an der sonderbaren Frau kein gutes Haar, sorgte dafür, daß die Leser zwischen den Zeilen erfuhren, daß es
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