GK394 - Der Magma-Mann
sich bei den »Mystikern« um einen Verein von Spinnern, Phantasten und Gehirnamputierten handelte.
Jede Zeile machte dem Reporter enormen Spaß.
Schon lange war ihm keine Story mehr so rasch und glatt von der Hand gegangen. Die Bonmots waren treffsicher, keiner der eingestreuten Witze war seicht. Dazwischen war eine gruselige Atmosphäre mit nüchternen Fakten zu einem Report verwoben, mit dem Russel mehr als zufrieden war.
»Dafür sollte man dir den Pullitzer-Preis verleihen«, sagte er grinsend. Er beugte sich vor, drehte die Walze, las die letzten Sätze und nickte zufrieden. »Diesmal hat dich die Muse geküßt, Junge.«
Er dachte an sein Gespräch mit Demelza Drake.
Sie hatte von einem Taras Lord gesprochen, der ihn bestrafen würde, wenn er das zu Papier bringen würde, was er nun zum Großteil schon geschrieben hatte. Wer war dieser Lord? Vertrat er Demelzas Interessen? War er so etwas wie ihr Anwalt?
»Den Kopf kann dich die Story nicht kosten«, sagte sich Rex Russel.
Sollte ihm Taras Lord Schwierigkeiten machen wollen,, würde er sich zu wehren wissen. Er hatte gute Kontakte zu mehreren bekannten Rechtsanwälten, und er wußte, wie man eine Story schreiben mußte, daß man ihm rechtlich nichts anhaben konnte. Oft genügte es, hinter eine kecke Behauptung ein Fragezeichen zu setzen, und schon hatte der Kaiser sein Recht verloren.
Er lächelte selbstgefällig.
Oja, er kannte alle Tricks, und er wußte sie geschickt anzuwenden.
Der Reporter brannte sich eine Zigarette an. Der Rauch kringelte sich der Schreibtischlampe entgegen. Russel tippte die Schlußworte, riß das Papier aus der Maschine, trennte das Original vom Durchschlag, warf das Kohlepapier in den Papierkorb, legte die Blätter auf den Schreibtisch und lehnte sich zufrieden zurück.
Stille herrschte in seinem Haus.
Nur die Pendeluhr tickte leise und regelmäßig.
Ihm fiel ein, was für eigenartige Gefühle seine Anwesenheit im Haus der »Mystiker« geweckt hatte. Zum erstenmal kam ihm der Verdacht, Demelza Drake könne eine Hexe sein.
Er nahm sich vor, sich weiter um diese seltsame Frau zu kümmern. So rasch wollte er sie nicht mehr aus den Augen lassen. Sie war bestimmt gut für weitere Stories.
Er nahm wieder einen Zug von seiner Zigarette.
Plötzlich stieg ein leichtes Unbehagen in ihm auf. Er konnte sich nicht erklären, woher es kam. Es hatte ihn so unauffällig beschlichen, daß es ihm erst nach einer Weile auffiel.
Seltsamerweise mußte er im gleichen Augenblick an Taras Lord denken.
Russel hatte trotz Demelzas Warnung diesen Artikel so verfaßt, wie sie es nicht haben wollte. Wenn sie eine Hexe war, wußte sie das auch. Würde sie darauf reagieren? Würde sie verhindern, daß der Bericht veröffentlich wurde?
Damit die Sache weiter in Schwung blieb und von Demelza nicht mehr torpediert werden konnte, griff Rex Russel zum Telefon.
Er rief Mark Rogers an, einen Chefredakteur, mit dem er befreundet war.
»Rex! Was gibt’s?« rief Mark am andern Ende des Drahtes.
»Wie gewöhnlich im Streß, was?« sagte Russel lächelnd.
»Heute ist mal wieder der Teufel los. Du ahnst es nicht. Wir sind mitten beim Umbruch. Drei zugesagte Fotos fehlen. Der Sohn des Herausgebers feilt immer noch an seinem Leitartikel, obwohl der sich schon längst in der Maschine befinden sollte. Das halbe Personal ist an Grippe erkrankt, und ich steh’s auch nicht mehr lange durch…«
»Ich hätte eine Superstory für dich, Mark.«
»Ehrlich?«
»Würdest du sie bringen?«
»Klar. Ich bringe alles, was du schreibst.«
»Halt mir eine Seite frei.«
»Menschenskind, wie stellst du dir das vor? Wir haben alle Seiten verplant.«
»Schmeiß irgend etwas Unwichtiges raus.«
»Unser Blatt bringt nichts Unwichtiges.«
»Stell etwas zurück, ich bitte dich. Es liegt mir sehr viel daran, daß die Story noch heute gedruckt wird.«
»Warum diese Eile?« fragte Mark Rogers.
»Ich habe meine Gründe.«
»Wovon handelt die Geschichte denn?«
Rex Russel sagte es dem Chefredakteur.
»Und das hat nicht bis zur morgigen Ausgabe Zeit?« fragte Rogers.
»Nein, Mark. Entscheide dich schnell. Entweder du bringst die Geschichte noch heute, oder ich biete sie der Konkurrenz an, ohne dir natürlich böse zu sein, weil du mir den Gefallen nicht getan hast.«
»Moment, wer sagt denn, daß ich dir den Gefallen nicht tun werde?« rief Mark Rogers. »Also gut, wenn dir soviel daran liegt, daß ich die Story heute noch bringe, dann soll es eben sein.«
»Danke,
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