GK429 - Im Niemandsland des Bösen
wissen.
Mr. Silver blickte ungefähr auf mich. »Es ist eigentlich eine riesige Felswand. In diesen Stein sind sämtliche magischen Zauberformeln gehauen, die es gibt. Und natürlich auch der entsprechende Gegenzauber.« Der Hüne schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn, daß es klatschte. »Daß ich darauf nicht selbst gekommen bin. Dort finden wir auch den Spruch, der Tony wieder sichtbar macht.«
»Wo befindet sich dieser Stein?« fragte ich.
»Irgendwo zwischen den Dimensionen. Im Niemandsland des Bösen«, sagte der Ex-Dämon. »Es ist nicht leicht, an ihn heranzukommen. Er wird scharf bewacht, denn ein Unbefugter könnte mit diesen Sprüchen sehr viel Unheil im Schattenreich anrichten. Schwarze Priester hüten diesen Stein. Wer sich ihm ohne ihre Erlaubnis nähert, muß sterben. Ich werde das Risiko aber trotzdem auf mich nehmen.«
»Ich weiß nicht, ob sich ein solcher Einsatz lohnt«, sagte ich zweifelnd, denn ich wollte meinen Freund und Kampfgefährten nicht verlieren.
»Ich bin dir das schuldig, Tony«, sagte Mr. Silver. »Ich habe dir diese Unsichtbarkeit eingebrockt. Also muß ich die Suppe auch auslöffen.«
»Ich werde dich begleiten«, sagte ich entschlossen.
Doch der Ex-Dämon schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich. Kein Mensch kann jemals dorthin gelangen.«
»Dann werde ich mit dir gehen«, sagte Roxane.
»Du bleibst hier«, erwiderte Mr. Silver mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
Doch ich hatte einen Einwand: »Denk an Mago, Silver. Er ist in London eingetroffen. Wenn du dich mit Roxane ins Niemandsland des Bösen absetzt, hat der Schwarzmagier hier das Nachsehen.«
»Tony hat recht«, sagte die Hexe. »Ich wäre im Jenseits sicherer als hier.«
Dem Hünen mit den Silberhaaren gefiel die Sache trotzdem nicht. »Denkt ihr, der Weg ins Jenseits wird ein Honigschlecken sein? Im Niemandsland des Bösen lauern tausende Gefahren.«
»Dennoch glaube ich, daß Roxane bei dir besser aufgehoben wäre als hier«, erwiderte ich.
»Na schön«, knurrte der Ex-Dämon. »Vielleicht hast du recht, Tony. Vielleicht ist es wirklich besser, wenn ich Roxane mit nach drüben nehme.«
»Paßt gut auf euch auf«, sagte ich ernst. »Ihr beide werdet noch gebraucht.«
»Wir kommen wieder!« versprach Mr. Silver. Er blickte die Hexe an. »Bist du bereit?«
Roxane nickte. Die beiden schlossen die Augen, um sich intensiver konzentrieren zu können. Dann entstand ein helles Flirren in der Luft, und als dieses sich wieder legte, waren Roxane und Mr. Silver verschwunden
»Bon voyage«, sagte ich und leerte mein Glas.
»Irgendwie fühle ich mich jetzt wohler«, sagte Vicky Bonney. »Wenn sie weg sind, kann ihnen Mago nicht mehr gefährlich werden.«
»Aber sie können vom Regen in die Traufe gelangen«, brummte ich.
»Das möge ihnen hoffentlich erspart bleiben«, meinte Lance Selby.
Wie knapp Roxane ihrem Schicksal entgangen war, bemerkten wir in der nächsten Sekunde, denn da schlug Mago, der Schwarzmagier, mit urgewaltiger Kraft zu.
***
Seine Magie riß alles aus dem Gefüge. Ein Ansturm des Bösen prallte gegen unser Haus und drang in das Gebäude ein. Dämonische Wirbel erfaßten uns und rissen uns fort. Alles Lebende wurde aus dem Haus gezerrt, in einen schwarzmagischen Wirbelsturm gepackt und fortgefegt. Eine unvorstellbare Kraft wirkte auf Vicky Bonney, Lance Selby und mich ein. Zeit und Raum verloren jegliche Bedeutung für uns. Wir wirbelten durch schwarze Lüfte, verloren uns aus den Augen, wußten nicht, wo wir waren und wohin uns die Mächte des Bösen holten. Wir sausten durch gleißende Wände, über glühende Schranken und knisternde Barrieren. Mago, der Schwarzmagier, gab uns eine Kostprobe seiner mörderischen Macht. Uns wurde schwarz Vor den Augen. Wir verloren jeden Zeitbegriff. Oben, unten, links, rechts hatte keine Bedeutung mehr für uns. Wir befanden uns inmitten dieses schrecklichen Sogs und waren nicht in der Lage, uns davon zu befreien.
Irgendwann kam alles zur Ruhe.
Ich merkte, daß ich die Augen geschlossen hatte und machte sie auf.
Erstaunt blickte ich mich um.
Wir befanden uns im Verlies eines alten englischen Schlosses. Irgendwo. Wir hatten nicht die leiseste Ahnung, wohin uns Magos Kraft verschleppt hatte.
Vicky lag auf dem kalten Steinboden. Sie rührte sich nicht. Mich überlief eine Gänsehaut. Ich kroch zu ihr und legte meine Hand auf ihre Schulter. »Vicky!« flüsterte ich. »Vicky!«
Sie kam mit einem langen Seufzer zu sich. Morgens
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