GK429 - Im Niemandsland des Bösen
seufzte sie oft so, wenn sie aus einem tiefen, erquickenden Schlaf erwachte.
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich hatte schon schlimmes befürchtet. »Tony«, hauchte sie. »Bist du da?«
»Ja. Magos Kraft hat mich mitgerissen.«
»Wo sind wir?«
»Ich weiß es nicht«, sagte ich.
»Wo ist Lance?«
»Hier«, meldete sich der Parapsychologe. »Ich bin hier.« Er erhob sich in der Dunkelheit und kam zu uns. »Mago wollte uns alle kassieren. Auch Roxane und Mr. Silver. Aber er hat ein bißchen zu spät zugeschlagen. Unsere Freunde befanden sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Haus. Er wird mächtig enttäuscht sein.«
»Das gönne ich ihm«, sagte ich.
Eine Tür öffnete sich. Wir verstummten. Gleich würden wir Mago, den grausamen Schwarzmagier, zum erstenmal zu Gesicht kriegen. Ich zog mich ein Stück zurück. Vielleicht war es später unsere Rettung, daß ich immer noch nicht zu sehen war. Wenn Mago es jedoch auf irgendeine Weise schaffte, mich zu orten, waren wir ihm rettungslos ausgeliefert.
Schritte näherten sich uns. Sie hallten unheimlich in dem unterirdischen Gewölbe. Und dann schälten sich Mago und seine dämonischen Schergen aus der Dunkelheit.
Grauenerregende Gestalten waren das. Patty Thomas hatte sie präzise beschrieben. Sie sahen genauso aus, wie es das Mädchen gesagt hatte. Ihre grünen kahlen Schädel glänzten wie Schleim. Aus der Stirn ragten die stumpfen Hörner. Sie bleckten ihre gelben Rattenzähne, und ihre Hand lag auf dem Knauf ihrer tödlichen Peitsche. Uns war bekannt, welchen Schaden sie damit anrichten konnten.
Mago war so hager, daß man meinen konnte, man könne ihn in der Mitte durchbrechen. Aber er hatte uns gezeigt, was für unvorstellbare Kräfte in diesem dürren Körper steckten.
Er trat vor Vicky und Lance. Von meiner Anwesenheit schien er nichts zu ahnen. Sein granitgraues Gesicht zeigte deutlich, wie enttäuscht er war. »Wo sind die anderen?« zischelte er mit seiner schwarzen gespaltenen Schlangenzunge.
»Welche anderen?« fragte Lance unschuldig.
»Roxane und Mr. Silver! Wo sind sie?«
»Keine Ahnung«, sagte Lance.
»Sie waren in Tony Ballards Haus, ich weiß es.«
»Müßten sie nicht hier sein, wenn sie in Ballards Haus gewesen wären?«
»Selbstverständlich. Sie hätten meiner magischen Kraft nichts entgegenzusetzen gehabt.«
»Da sie nicht hier sind, waren sie auch nicht in Ballards Haus«, folgerte der Parapsychologe.
»Ich will von dir nicht wissen, wo sie nicht sind, sondern wo sie sind!« herrschte Mago Lance Selby an.
Der zuckte mit den Schultern und erwiderte: »Tut mir leid, das weiß ich nicht.«
»Und wo ist Tony Ballard?«
»Auch das weiß ich nicht«, antwortete Lance.
»Du lügst«, fauchte Mago zornig. Er wies auf Vicky Bonney. »Sag du mir, was ich wissen will.«
»Ich weiß es ebensowenig wie Lance«, behauptete das blonde Mädchen.
»Ihr sagt nicht die Wahrheit«, schrie Mago. »Aber ich bringe euch zum Reden. Ihr werdet schon sehen.« Er machte eine herrische Handbewegung. »Los!« befahl er seinen Schergen. »Ergreift sie! Bindet sie an die Ringe!«
Die gedrungenen Gestalten gehorchten sofort. Sie stürzten sich auf Lance und Vicky, rissen sie brutal hoch und mit sich. Weder der Parapsychologe noch das Mädchen wehrten sich. Sie wollten nichts riskieren, wollten nicht mit den Peitschen der Schergen Bekanntschaft machen.
Mir war es durchaus nicht recht, zu sehen, wie die Schergen des Schwarzmagiers mit meinen Freunden umgingen, aber ich zwang mich zur Ruhe. Wenn ich jetzt eingegriffen hätte, hätte ich wohl kaum eine Chance gehabt. Wenn ich mich später um Vicky und Lance kümmerte, konnten wir unter Umständen mit heiler Haut davonkommen.
Die Schergen schleppten meine Freundin und den Parapsychologen zu einer Steinquaderwand, in die massive Eisenringe eingelassen waren. Vickys und Lances Arme wurden hochgerissen, und die gedrungenen Gestalten banden sie mit Lederriemen an den Ringen fest.
Mago trat zu ihnen. »Wir sehen einander bald wieder!« zischelte er. »Überlegt euch inzwischen gut, was ihr mir auf meine Fragen, die ich euch noch einmal stellen werde, antworten wollt. Wenn eure Antworten mich nicht zufriedenstellen, werden Höllenqualen über euch herfallen. So schrecklich, wie ihr sie euch nicht im Traum ausmalen könnt.«
Er wandte sich abrupt um und verließ den unterirdischen Raum. Seine Schergen folgten ihm. Wir waren allein.
***
Sie durchstießen schwarzmagische Kraftfelder, katapultierten sich durch
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